Der Schock im Kanzleramt am Ballhausplatz und in der ÖVP-Zentrale an der Lichtenfelsgasse saß Ende Oktober tief: In einer Market-Umfrage für den Standard hatte der amtierenden Bundeskanzler nur noch 13 Prozent in der Kanzlerfrage (bei einer rein theoretisch möglichen Direktwahl). Jetzt können die Freunde und Unterstützer des ÖVP-Chefs und auch Karl Nehammer selbst zumindest etwas aufatmen: Das renommierte Umfrageinstitut INSA interviewte 1000 wahlberechtigte Österreicher (4. bis 6. Dezember) und hat Nehammer wieder auf Platz 1 (20 %).

Der Vorsprung auf FPÖ-Chef Herbert Kickl ist allerdings hauchdünn: Nur ein Prozentpunkt trennt die beiden Politiker. Wesentlich weiter abgeschlagen ist noch immer der neue SPÖ-Bundesparteichef: Andreas Babler kann zwar zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat zulegen, ist aber weiterhin auf Platz 3 (16 %).

Das aktuelle Umfrage-Ergebnis zur Kanzlerfrage von INSA.

SPÖ-Chefin war vor einem Jahr noch auf Platz 2

Und bei diesem Ergebnis ist natürlich ein Vergleich mit den INSA-Daten aus dem Dezember des Vorjahres sehr interessant: Karl Nehammer war vor zwölf Monaten nicht wesentlich besser (22 %), aber die damalige SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner war mit 18 % noch auf Platz 2, einen Prozentpunkt vor FPÖ-Chef Herbert Kickl (17 %). Kurioserweise war diese Performance von Rendi-Wagner einigen in der SPÖ nicht gut genug, es kam zu Intrigen, zu einem fraktionsinternen Voting und zu einem Sonderparteitag samt blamabler Auszählungs-Show.

Für den Start in das kommende Wahljahr ist die Ausgangsposition für Karl Nehammer also bei weitem nicht so schlecht, wie manche politische Kommentatoren verbreiten: Ohne inszenierte Skandale und ohne Kampagnen gewisser Medien gegen die ÖVP kann der Kanzler durchsaus bei den Österreichern mit seiner authentischen Art und seiner offenen und ehrlichen Art punkten.

Für das Match Nehammer gegen Kickl wird aber entscheidend sein, wie sich die ÖVP in den wirklich brisanten Themen, die alle Bürger beschäftigen, noch positionieren wird: Eine überraschende Absage der Erhöhung der von den Grünen gewünschten CO2-Steuer, die ab 1. Jänner nochmals die ohnehin shcon belastende Geldentwertung befeuern wird, wäre ein idealer Turbo für ein beginnendes Wahljahr.

Interessant zum Vergleichen: Das Ergebnis der Kanzlerfrage im Dezember 2022.
Punktet aktuell auch mit herzigen Hunde-Fotos auf Instagram: Karl Nehammer mit Fanny.