Geschrieben wurde die Geschichte von der Britin Julia Donaldson. Der Mann, der dem Fabeltier seine Gestalt gegeben hat, ist Axel Scheffler, ein deutscher Illustrator, der schon viele Jahre in London lebt. 18 Millionen Exemplare des Grüffelos und des Folgebuchs “Das Grüffelo-Kind” wurden laut dem britischen Branchenblatt “The Bookseller” inzwischen weltweit verkauft. Das Buch wurde demzufolge in mehr als 107 Sprachen und Dialekte übersetzt.

Scheffler freut sich noch immer sehr über den Erfolg. Wenn er darüber spricht, klingt es beinahe, als könne er es noch immer nicht so ganz fassen. “Andererseits”, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, “ist man dann halt für immer der Grüffelo-Illustrator.”

Früher war alles schlimmer

Und das, obwohl der 66-Jährige und die äußerst umtriebige Donaldson (75) in den vergangenen 25 Jahren noch viele andere erfolgreiche Bilderbücher gemeinsam geschaffen haben. “Stickman” etwa, die Geschichte eines lebenden Stöckchens, das eine abenteuerliche Reise zurücklegt und sich doch nichts sehnlicher wünscht, als wieder zu seiner Familie zurückzukehren. Oder “Room on the Broom” über eine Hexe, die gerne neue Freunde findet. Doch so ganz ohne eigenes Zutun ist es nicht, dass der Grüffelo allgegenwärtig scheint: In fast jedem der Bücher hat Scheffler wie im Wimmelbuch irgendwo einen versteckt.

Schefflers Zeichenstil ist nicht von Realismus geprägt, wie er selbst anmerkt. Dafür gelingt es ihm aber, seinen Figuren den Ausdruck eines authentischen Seelenlebens zu verleihen. Authentisch wirkt auch der Mann selbst. Scheffler ist in Großbritannien eine Berühmtheit, er hat inzwischen schon beinahe Routine bei Begegnungen mit der literaturbegeisterten Königin Camilla. Aber der gebürtige Hamburger macht darum nicht viel Aufhebens. Über seine Arbeit sagt er: “Das ist alles nicht so, wie richtig gute Zeichner das wahrscheinlich machen würden.” Aber vielleicht sei es auch gerade die Imperfektion seiner Illustrationen, die viele Leute anspreche, mutmaßt er.

Die Mittel, die er einsetzt, sind jedenfalls denkbar einfach. Kindern erzählt er bei Schulbesuchen: “Ich benutze eigentlich das, was ihr auch benutzt: Wasserfarben und Buntstifte und Papier.” Nur die Zeichenfeder, mit der er die Bleistift-Umrisse seiner Figuren mit einer speziellen Tinte nachzeichnet, würde sich wahrscheinlich nicht in einer Schultasche wiederfinden. Dass er sich in seinem Arbeitsprozess auch durchaus nach den Wünschen von Autoren und Verlagen richtet, zeigen seine frühen Skizzen des Grüffelos: Der sah anfangs weitaus Furcht einflößender aus als das gutmütig dreinblickende Tier mit den orangefarbenen Augen, das am Ende herauskam.

"Dann beschreib ich ihn dir"

Julia Donaldson dachte anfangs nicht einmal, dass der Grüffelo je veröffentlicht würde. Für sie war daher der große Erfolg eine “totale Überraschung”. Inzwischen begegnen ihr immer wieder Kinder, die ihre Geschichten, die oft in Reimen verfasst sind, auswendig können. “Es gibt immer wieder Eltern, die denken, dass ihre Kinder die einzigen auf der Welt seien, die das tun. Ich lasse sie in dem Glauben”, sagt sie.

Donaldson, die, bevor sie sich Kinderbüchern zuwandte, Lieder und auch Musicals geschrieben hat, findet auch etwas Musikalisches in ihren Texten. Tatsächlich wiederholt sich auch beim Grüffelo refrainartig immer wieder dasselbe Muster, wenn die Maus ihre Ausrede von der Einladung des Grüffelos auftischt: “Beim Grüffelo? Was ist das für ein Tier?” “Den kennst du nicht? Dann beschreib’ ich ihn dir.” Inspirieren ließ sie sich von einem fernöstlichen Märchen – und schuf dabei ein modernes. Inzwischen sind mehrere der Bücher von Donaldson und Scheffler verfilmt und gehören in Großbritannien sogar schon zur Weihnachtstradition.