“Wir hatten 27 Tote und 57 Verletzte”, zitiert die BBC einen ukrainischen Soldaten. Seine Fahnenflucht brachte ihn nach Rumänien. Durch den Grenzfluß Theiß sei er geschwommen. Hinter ihm fielen Schüsse, schrien ihm seine Vorgesetzten und Kameraden Beleidigungen hinterher. Doch das machte ihm keine Angst mehr. “Wenn man einige Zeit an der Front verbracht hat, kennt man den Unterschied zwischen Kugeln, die in die Luft geschossen werden, und Kugeln, die auf einen selbst abgefeuert werden.”

Korruption erschwert die Durchsetzung der Wehrpflicht

Als Deserteur der ukrainischen Armee würden ihm 10 Jahre Gefängnis drohen, wenn man ihn erwischt – doch das nahm der Soldat, den die BBC “George” nennt, in Kauf. Mehrere Wochen plante er seine Flucht, mehrere Tausend Euro zahlte er an ein Schlepper-Netzwerk. Das Geschäft dieser Schleuser boomt. 20 Männer nimmt die Ukraine mittlerweile täglich fest. Wie vielen die Flucht gelingt, ist ungewiss. Angaben aus Rumänien sprechen von 6200 Ukrainern im wehrfähigen Alter, die seit Beginn des Krieges Schutz bekommen. Die Durchsetzung der Wehrpflicht wird für Behörden in der Ukraine generell immer schwerer. Das größte Problem immer wieder: Korruption. Zuverlässige Quellen in der Westukraine sprechen von der Existenz einer “Monatsrate” – einer Zahlung, die geleistet wird, um jemanden aus der Armee herauszuhalten.