Die Corona-Pandemie dürfte die Transformation der europäischen Bankenbranche beschleunigen, die Retailbanken werden ihre Filialnetze in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch schneller ausdünnen als bisher, sagt eine Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy&. Bis zu 40 Prozent der Filialen könnten demnach bis 2023 verschwinden. Gleichzeitig wird in die IT investiert, um die Kosten der Automatisierung zu senken.

Höchste Gewinne pro Kunde in der Schweiz, Österreich im Mittelfeld

Weil im Pandemiejahr 2020 die internationalen Transaktionen und Kreditkartenzahlungen sowie das Volumen der Konsumentenfinanzierungen rückläufig waren, haben die Privatkundenbanken durchschnittlich um 4 Prozent weniger Umsatz gemacht, bei einem Viertel der untersuchten Banken brach der operative Gewinn um 40 Prozent ein. Im Gesamtdurchschnitt fiel der Profit um 8 Prozent von 210 auf 193 Euro pro Kunde.

Mit 444 Euro Gewinn pro Kunde war die Schweiz 2020 im europäischen Vergleich unangefochtener Spitzenreiter. Österreichische Banken befinden sich mit 208 Euro dagegen nur im Mittelfeld, wie der aktuelle “Retail Banking Monitor 2021” von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt. Besser als den österreichischen Banken geht es jenen in Belgien (295 Euro) und Nordeuropa (255 Euro). Die Österreicher liegen aber deutlich vor den Banken in Deutschland, die pro Kunde im Durchschnitt nur 172 Euro verdienten.

Starker Rückgang an Filialen von 2016 bis 2020

In die Analyse wurden rund 50 Privatkundenbanken und Bankengruppen in Europa einbezogen – sowie Nordamerika und Australien als Vergleichsgrößen – mit insgesamt 690 Millionen Kunden sowie geschätzten Privatkundeneinlagen und Kreditvolumina in Höhe von 18 Billionen Euro.

Von 2016 bis 2019 verringerten sich laut Strategy& die Geschäftsstellen der Banken um je 4 Prozent pro Jahr, von 2019 auf 2020 um weitere 5 Prozent. Lockdowns in ganz Europa hätten gezeigt, dass die Betriebsmodelle der Banken mit deutlich reduzierten physischen Vertriebskanälen realisierbar seien. Weitere Schließungen von Niederlassungen stünden daher im Raum – bis zu 40 Prozent des aktuellen Filialnetzes könnten bis 2023 verschwinden. (APA/Red)