Der Prozess, dem sich Heinz-Christian Strache ab Dienstagvormittag stellen muss, ist vorentscheidend für alle weiteren Verfahren, in denen die Staatsanwaltschaft gegen den früheren FPÖ-Chef ermittelt: Kommt es zu einer Verurteilung aufgrund des Verdachts des Gesetzeskaufs, stehen die Chancen für Strache auch in den weiteren Fällen nicht besonders günstig. Ein Freispruch jedoch würde wiederum die Staatsanwaltschaft massiv unter Druck bringen: Die Ankläger müssen sich ohnehin schon seit Monaten anhören, dass sie politisch agieren würden, wofür bisher aber kein einziger Beweis vorliegt.

Im ersten großen Gerichtsprozess im ganzen Ibiza-Komplex geht es eigentlich um einfache Vorwürfe: Laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) beweise eine Spende von 10.000 Euro von Walter Grubmüller, dem Betreiber der Privatklinik Währing, an die FPÖ das Vorliegen eines Gesetzeskaufs. Strache und Grubmüller bestreiten das. So erklärt der Ex-Vizekanzler im eXXpress-Gespräch: “Ich wollte immer nur, dass alle Privatkliniken fair behandelt werden, dass es keine Ungleichheit gibt.”

Intensives Aktenstudium, extreme Nervenbelastung

Und Heinz-Christian Strache gab in der Vorwoche bereits einen Einblick, wie er sich auf den Auftritt am Dienstag vorbereitet: “Das stundenlange Aktenstudium ist sehr belastend. Jetzt kam auch noch dieser Feuerunfall auf dem Motorboot in Kroatien dazu, das hat mich zwei Tage der Vorbereitungszeit gekostet.” Generell ist Strache zuversichtlich, dass dieses Verfahren zu seinen Gunsten ausgeht, sagte der frühere FPÖ-Chef schon vor einigen Wochen dem eXXpress: “Als Mitglied der Bundesregierung wollte ich damals auch in diesem Bereich endlich faire Bedingungen schaffen, für alle.”

Brisant könnte auch die Aussage des ebenfalls angeklagten Privatklink-Betreibers Walter Grubmüller werden, meinen Gerichts-Kiebitze: “Der Unternehmer ist extrem sauer, dass es wegen dieser Details überhaupt zu einer Anklage gekommen ist. Es kann gut sein, dass er vielleicht mit wichtigem Belastungsmaterial gegen eine Regierungspartei für eine Überraschung sorgen wird.”

Freispruch oder Urteil bereits am Freitag?

HC Strache steht jedenfalls unter massivem Druck: Neben diesem Prozess, bei dem immerhin ein Strafrahmen von sechs Monaten bis zu 5 Jahren Haft droht, ist der “Team Strache”-Chef auch eine Woche später erneut vor den Ibiza-Untersuchungsausschuss geladen – auch für diese Einvernahme muss sich Strache bestens vorbereiten.

Das Gerichtsverfahren ist für vier Tage anberaumt, ein Urteil könnte bereits am Freitag gesprochen werden.

Die Finca auf Ibiza, Juli 2017: Hier begann das ganze Polit-Drama um HC Strache.

So will Strache sich verteidigen

1: Strache wollte nur für Gerechtigkeit unter allen Privatkliniken sorgen.

2: Die Spende von Grubmüller war völlig unabhängig von der Privatklinik.

3: Es gab keine “teuren Einladungen” von Grubmüller – lediglich Chatnachrichten und SMS.