72 Tage “Spezialoperation”: In diesem Zeitraum haben Russlands Truppen nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj bisher 2014 Raketen gegen diverse Ziele eingesetzt. Das teilte Selenskyj in der Nacht zum Freitag in seiner täglichen Videoansprache mit. Darüber hinaus seien seit Beginn der Invasion der russischen Armee in die Ukraine am 24. Februar bereits 2682 Luftangriffe registriert worden.

“Jeder dieser Einsätze bedeutet den Tod unseres Volkes, die Zerstörung unserer Infrastruktur.“ Allein die medizinische Infrastruktur der Ukraine habe schwere Verluste erlitten, sagte Selenskyj. “So haben russische Truppen bis heute fast 400 Gesundheitseinrichtungen zerstört oder beschädigt”, erklärte der ukrainische Präsident mit steinerner Miene. Und Putins Armee setzt den Beschuss unentwegt fort – und die russischen Streitlkräfte werden auch selbst beschossen.

Neue Videos von einem ukrainischen Artillerieangriff bei der kleinen, aber strategisch bedeutenden Stadt Izyum zeigen apocalyptische Bilder nach einem dreieinhalb Stunden langen Feuerüberfall.

Täglich gibt es neue Berichte über Gefechte und Zerstörungen und mutmaßliche Kriegsverbrechen in ukrainischen Städten. Über humanitäre Korridore wird versucht, Menschen aus umkämpften Gebieten zu retten. Doch viele der Evakuierungsversuche scheitern – wie auch zuletzt erneut in Mariupol, wo zuletzt immer noch etwa 200 Zivilisten im Asow-Stahlwerk ausharrten. Dort hatten sich zuletzt erbitterte Kämpfe zugetragen – die Ukraine nimmt an, dass Russland am 9. Mai anstelle des Sieges über die gesamte Ukraine nun den “Sieg über Mariupol” verkünden will.

Doch noch ist die letzte Bastion der Ukrainer in der heftig umkämpften Hafenstadt nicht gefallen –  ein Sanitäter richtete sich mit einer flehenden Bitte um Hilfe sogar an den türkischen Präsidenten Erdogan, der als Friedensvermittler auftritt und Verhandlungen in Istanbul ausrichtet. “Beenden Sie diesen Alptraum“, bat der Mann, der sich als muslimischer Krim-Tatare mit dem Namen Hassan zu erkennen gab, in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Videobotschaft. “Hier sterben Menschen, die einen durch Kugeln, die anderen vor Hunger, die Verwundeten aus Mangel an Medikamenten, unter schrecklichen Bedingungen.”