
Abschöpfung von „Übergewinnen“: Nehammer vor Parteitag massiv unter Druck
Bundeskanzler Karl Nehammers Vorschlag einer außerordentlichen Gewinnabschöpfung bei staatsnahen Betrieben sorgt vor dem Parteitag seiner ÖVP weiterhin für Wirbel. Binnen Minuten verlor der Verbund 5 Milliarden Euro an Börsenwert. Ökonomen sprechen von “fatalen Signalen”.
Künftige Investitionen aller Unternehmen in Österreich habe der Kanzler keinen Gefallen getan, erklärt Eco-Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna auf Twitter. Sie führt aus, auch (teil)staatliche Unternehmen müssten “im Sinne der Eigentümer – und somit gewinnorientiert agieren”.
Gewinnabschöpfung würde fatale Signale für künftige Investitionen aller Unternehmen in diesem Land setzen, ob privat oder Staat. Zum Markt gehören nun mal "gute" und "schlechte" Zeiten. Auch (teil)staatliche Unternehmen müssen im Sinne der Eigentümer bzw gewinnorientiert #thread
— Monika Köppl Turyna (@monikaturyna) May 6, 2022
Juristische Probleme bei Ungleichbehandlung
In dasselbe Horn stößt die deutsche Wirtschaftswissenschafterin Dominika Langenmayr: “Fängt man einmal an, in Sondersituationen neue Steuern auf erfolgreiche Marktteilnehmer einzuführen, zerstört man das Vertrauen ins Steuersystem.”
Solange den Unternehmen der in den Vorjahren übliche Gewinn bleibe und ganz klar sei, dass die Gewinnabschöpfung aus dieser einmaligen, außerordentlichen Situation hergeleitet werde, sehe er ökonomisch keine Probleme, sagt hingegen IHS-Ökonom Christian Kimmich zur APA. Juristische Probleme könnte es geben, wenn teilstaatliche Unternehmen anders behandelt werden als rein private, gibt Kimmich zu bedenken.
Industriellenvereinigung ist besorgt
Auch die Aktie des niederösterreichischen Stromversorgers EVN rutschte um mehr als sieben Prozent ab. Das Land Niederösterreich ist mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer der EVN. Die OMV-Aktie büßte 2,8 Prozent ein. Hier ist mit 31,5 Prozent die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) beteiligt.
Die Industriellenvereinigung (IV) zeigte sich ebenfalls „besorgt“. Derartige Interventionen würden nach Ansicht der Industrievertreter den Standort schädigen und den Investitionsspielraum für den Ausbau erneuerbarer Energien verkleinern. „Bereits die öffentliche Erwägung solcher willkürlichen Interventionen unterminieren das Vertrauen in die Planbarkeit der rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich und führen zur Investitionszurückhaltung“, hieß es in einer Aussendung.
Im Kanzleramt betonte man gegenüber dem eXXpress, dass dieser Vorschlag doch gerecht und sinnvoll sei: Jene, die am meisten von Krisensituationen profitieren, sollten den Bürgern davon auch etwas zurückgeben.
Kommentare
Am Meisten von dieser Krise profitiert die Regierung durch Milliarden an zusätzlichen Steuereinnahmen.
Zuerst mal sich selbst an die Nase fassen.
Zuerst denken dann sprechen
Es ist ja auch die ÖVP, die eine “Leerstandsabgabe” für Wohnraum fordert und nicht die Kommunisten.
Abschöpfung von „Übergewinnen“?
Gibt’s dann auch Zuschüsse für “Unterverluste”?
Andreas Unterberger – nicht gerade ÖVP fern – hat auf seinem Blog diese Aktion Nehammers als “kommunistisch” bezeichnet. Dieser inkompetente Fettnäpfchentreter solle endlich die Konsequenzen ziehen und zurücktreten!
das Ziel sollte die Verhinderung der Energiepreisexplosion sein, die macht die breite Inflation. Spekulationsverbot, Preisdeckelung, billige russische Energie ausbauen.
Haben wir eigentlich ÜBERHAUPT keine FACHleute mit Hirn mehr da oben?
Nein, in der Regierung jedenfalls nicht.
Diese Diskussion ist mehr als seltsam! Mehr als 80% vom Verbund sind in Öffentlicher Hand, alleine 51% gehören der Republik, d.h. von den “Übergewinnen” profitiert der Staat (und Wien, NÖ, Tirol,…) und in Form von Dividenden werden die ohnehin “abgeschöpft” und gehen direkt ins Börsel des Finanzministers. Natürlich nicht der ganze Gewinn, man muss ja auch in die immer problematischere Versorgungssicherheit investieren (Pumpspeicherkraftwerke, Gaskraftwerk als eiserne Reserve) und von mir aus auch in den “Energiewandel”. Schöpft man mehr ab, gibts weniger Versorgungssicherheit, was wohl niemand will oder verantworten kann.
Mit solchen Aussagen wird nur der Markt verunsichert, der fürchtet, dass noch mehr kommunistisches “Regeln” in Österreichs Wirtschaft einkehrt. Prompt sind die Kurse in die Knie gegangen, womit viele Milliarden Volksvermögen in Form von Aktienkapitalisierung vernichtet wurden!