Kürzlich schaffte es die Impfgegner-Partei Menschen Freiheit Grundrechte (MFG) in den oberösterreichischen Landtag. Am Samstag demonstrierten ihre Anhänger in Wien am Schwarzenbergplatz. Dabei wurde eine Grußbotschaft von eher unerwarteter Seite vorgelesen. Sie stammte von keinem geringeren, als der ehemaligen Grünen-Chefin Madeleine Petrovic. Das ist höchst bemerkenswert. Schließlich waren Grünen an der Kundgebung ja nicht beteiligt. Überdies standen die dort propagierten Inhalte in eindeutigem Widerspruch zur Linie der jetzigen Regierungspartei.

Petrovic hinterfragt das Vertrauen zu den Pharmafirmen

Petrovic war lange Zeit eine prägende Persönlichkeit der Grünen: 1990 zog sie für die neue Partei in den Nationalrat ein, von 1992 bis 1999 war sie Klubchefin und zwei Jahre lang auch Bundessprecherin. Nach ihrer Zeit im Parlament stand sie 13 Jahre lang an der Spitze der Grünen Niederösterreich. Wie der “Standard” nun berichtet, vermisst Petrovic in dem am Samstag verlesenen Text fundierte Debatten zu den “naturwissenschaftlichen Fragen von Resistenzen und langfristigen Gefahren” im Zusammenhang mit Covid.

Offensichtlich misstraut Petrovic vor allem der Pharmaindustrie und kritisierte daher die Profite, die über das milliardenschwere Test- und Impfsystem in Österreich gemacht werden. Darüber hinaus gebe es bei der Haftung für Impfschäden “keine Beweislastumkehr und keine adäquaten Entschädigungen. Die Pharmalobby freut es.” Wenn man sich die Strafen ansehe, die bestimmte Unternehmen “wegen dubioser Machenschaften schon zahlen mussten, dann frage ich, worauf das Vertrauen der Regierenden zu diesen Pharmafirmen und ihren ‚bitteren Pillen‘ beruht“, hieß es in dem Text der ehemaligen Grünen-Spitzenpolitikerin.

Grüne: Petrovic hat ihre Privatmeinung vertreten

Petrovic beschränkte sich auf “die rechtlichen und wirtschaftlichen Umstände” von Corona. Trotz ihrer Kritik an der fehlenden Debatte über naturwissenschaftliche Fragen, wollte sie sich dazu nicht äußern.

Der grüne Parlamentsklub erklärte dazu, Petrovic vertrete hier ihre Privatmeinung. Trotz des Bruchs mit der grünen Parteilinie will man bei der niederösterreichischen Landespartei dennoch eine Kontinuität im Wirken der einstigen grünen Spitzenpolitikerin sehen. Petrovic bleibe ihrer Linie treu, “ein wachsamer, kritischer Geist zu sein”, erklärte Landessprecherin Helga Krismer gegenüber dem „Standard“. Seit Anfang Juli 2020 ist Petrovic auch als Expertin für Tierschutz im Gesundheitsministerium tätig.