Maximilian Krah, Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) bei der EU-Wahl, war zu der von den Freiheitlichen organisierten Veranstaltung “EU reformieren, reduzieren oder raus” in Wien gekommen. Dort sprach er mit seinem FPÖ-Pendant Harald Vilimsky. Überraschenderweise drehte sich das Gespräch dabei sehr wohl um die Notwendigkeit eines gemeinsamen Europas. Nur müsse dieses Europa eben anders aussehen, als jetzt, dann zurzeit funktioniere es nicht.

"Nach innen so viel Freiheit wie möglich, aber nach außen so viel Gemeinsamkeit wie notwendig", das müsse die Devise sein, sagt Maximilian Krah (l.).APA/MAX SLOVENCIK

“Sie können Herbert Kickl zum Kanzler wählen und die Grenzen sind trotzdem nicht zu”, sagte der Sachse Krah und folgerte: “Wir brauchen, um überleben zu können – ökologisch, politisch, kulturell – irgendein Konzept von Europa.” Damit meinte er “einen neuen Bund europäischer Nationalstaaten nach dem Motto ‘Nach innen so viel Freiheit wie möglich, aber nach außen so viel Gemeinsamkeit wie notwendig’.”

"Vielfalt statt Vereinheitlichung"

“Europa ist Vielfalt, nicht Vereinheitlichung”, stellte Krah die Idee der AfD vor. Einheitlich sollte die Europäische Union nach seinen Vorstellungen im Umgang mit Flüchtlingen handeln: “Es darf hier keiner mehr reinkommen, der nicht vorher geprüft ist. Ein Asylantrag muss online gestellt werden oder in den Grenzgebieten.” Wer “hereinkommt”, ohne vorher geprüft zu sein, “darf nie wieder reinkommen.”

Kein Flüchtling soll mehr ungeprüft in die EU kommen, fordert Krah.APA/MAX SLOVENCIK

Weiters forderte der AfD-Kandidat: “Es muss die Möglichkeit geben, auch anerkannte Flüchtlinge in Drittstaaten abzuschieben”. Dafür hatte er ein Beispiel parat: “Wer ein anerkannter Flüchtling im Gaza-Streifen ist, den muss man gegebenenfalls auch nach Afrika verweisen können.”

Verbündete in Polen und Ungarn

Mit wem die beiden Parteien gerne zusammenarbeiten würden, sagten weder Krah noch Vilimsky direkt. Zwei Namen fielen aber besonders häufig im Verlaufe des Zwiegesprächs: Jener Viktor Orbans und jener der polnischen PiS (“Recht und Gerechtigkeit”), der vor kurzem abgewählten nationalkonservativen polnischen Ex-Regierungspartei. Von letzterer behauptete Vilimsky, sie komme “wieder an die Macht”. Über den ungarischen Regierungschef Orbán sagte er: “Logisch, dass der Orban bei den letzten Wahlen nach oben gegangen ist – er vertritt sein Land”; dafür hätte die ungarische Bevölkerung ihn gewählt.

Harald Vilimsky (r.) sieht vor allem Viktor Orban als Verbündeten.APA/MAX SLOVENCIK

Krah, wie Vilimsky Abgeordneter des EU-Parlaments, sprach Uneinigkeiten von rechtsnationalen Parteien an. “Wenn der Morawiecki gehört hätte, was euer Generalsekretär über Selenskyj und die Ukraine erzählt hatte, befürchte ich, dass wir noch nicht beieinander wären. Das heißt, wir wissen, was die Dystopie ist.” Für Krah ist die Lösung: “Wir müssen über die Nationalstaaten angreifen.” Möglichst viele Menschen müssten daher die FPÖ wählen.

"Unsere Zeit ist gekommen"

Fest stehe jedenfalls, meinte Vilimsky, so wie jetzt könne es nicht weitergehen. “Zur Frage, ob die EU eine globale Rolle spielen soll, werfe ich entgegen: Diese Europäische Union ist, seitdem ich dort Mandatar bin, nicht in der Lage, Warmwasser in den eigenen Räumlichkeiten bereitzustellen. Und diese Leute maßen sich an, im globalen Wettstreit mitreden zu wollen. Das sind Honks der Sonderklasse.” Diese Union könne stattdessen funktionieren, wenn man “die von der Leyens gegen Krahs” austausche.

In der EU-Spitze tummelten sich "Honks der Sonderklasse", kritisierte der FPÖ-Politiker.APA/MAX SLOVENCIK

Krah selbst sieht “unsere Zeit gekommen”: “Die Realität ist auf unserer Seite. Wir vertreten die Realität”, behauptete er.