Ohne große Aufreger verlief heuer die Demonstration gegen den Akademikerball. Gerade einmal 900 Menschen hatten sich zum Protest eingefunden, wie die Polizei dem ORF berichtete. Das ist ein deutlich niedrigere Zahl als jene 2000, die man bei den Organisatoren, der „Offensive gegen Rechts“, gesehen haben will. Allerdings wurden bei der Abschlusskundgebung am Stephansplatz unter „siamo tutti antifascisti“-Rufen („Wir sind alle Antifaschisten“) Feuerwerkskörper gezündet. „Ansonsten ist die Demo ruhig verlaufen“, sagte die Polizeisprecherin.

FPÖ-Prominenz zeigt sich jedes Jahr auf dem Ball, unter anderem der Wiener FPÖ-Klubchef Maximilian Krauss (Bild).APA/TOBIAS STEINMAURER

ÖH-Posting mutmaßlich ein Aufruf zur Gewalt

Explosiv ging es dafür im Vorfeld zu. Ein Posting der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) sorgte am Donnerstag für Aufregung und rief sogar die Polizei auf den Plan. Darin wurde zur Teilnahme am Protest aufgerufen, allerdings mit dem Motto „Burschenschaften das Tanzbein brechen“. Die Junos, der Jugendverband der Neos, erblickten darin den Aufruf zur Gewalt. Tatsächlich könnte dieser Tatbestand vorliegen. Eine polizeiliche Prüfung wurde eingeleitet.

Zunächst verteidigte die ÖH-Bundesführung das Motto. „Ja, wir stehen zu dem Posting. Ein Tanzbein ist kein echter Körperteil, sondern eine Metapher“, sagte ÖH-Pressesprecherin Fiona Sinz zur Kleinen Zeitung. Am Nachmittag war die ÖH um Schadensminimierung bemüht. Das Posting wurde ergänzt: „Wir als ÖH rufen ausschließlich zu friedlichen Demonstrationen auf. Mit dem ‚Tanzbein‘ ist natürlich eine rhetorische Figur gemeint.“

An der ÖH-Spitze befindet sich zurzeit ein Koalition aus dem Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ), Grünalternativen (Gras) und Kommunisten (KSV LilLi).

Burschenschaften im Zentrum der Kritik

Die Demonstranten kritisieren Jahr für Jahr vor allem die Burschenschaften, die seit 1952 den Ball ausrichten und prägen. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ die Organisation, die ihn dann in „Akademikerball“ umtaufte.

Vom Opernball zum Akademikerball: Der dritte Nationalratspräsident und Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer (r.) erscheint gemeinsam mit Richard Lugner (l.), der nicht zum ersten Mal mit dabei ist.APA/TOBIAS STEINMAURER

In der Vergangenheit kam es bei den Protesten auch zu Auseinandersetzungen, vor allem im Jahr 2014, als zahlreiche Demonstranten und Polizisten verletzt wurden, und es zu vielen Sachbeschädigungen kam.

Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus (Mitte) gehört neuerlich zu den Ball-Besuchern in der Wiener Hofburg.APA/TOBIAS STEINMAURER

Wie jedes Jahr sind zahlreiche FPÖ-Politiker unter den Gästen, darunter auch Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der ehemalige freiheitliche Klubobmann Johann Gudenus.