Die Olympischen Spiele sind traditionell ein Platz für Rekorde und Höchstleistungen, doch in Tokio 2021 bekommt dieser sonst so stolze Ruf einen bitteren und zunehmend besorgniserregenden Beigeschmack: Denn während einige der besten Athleten der Welt sich in Japans Hauptstadt messen, tritt die Olympia-Gastgeberstadt selbst in eine kritische Phase der Pandemie ein. Die Tokioter Regierung meldete bereits zwei Tage in Folge einen exorbitanten Ansiteg an Neuinfektionen mit Covid-19, am Dienstag hatte sich die Zahl mit 2848 Neuinfektionen gegenüber dem Vortag sogar verdoppelt. Aber nicht nur das: Dieser Wert stellt auch einen traurigen Rekord für Tokio dar, denn die Sieben-Tages-Inzidenz stieg innerhalb von nur 24 Stunden von rund 78 auf 88 je 100.000 Einwohner. Die Behörden sind bereits in Alarmbereitschaft, weiter steigende Fallzahlen könnten die medizinischen Kapazitäten des Olympia-Gastgebers überlasten – der fünfte Tag der Olympischen Spiele wird also für mehr als nur sportliche Belange ein entscheidender sein.

Corona-Welle vor allem Delta-Welle?

Die Bevölkerung ist geschockt über die Infektionswelle, von der Fachleute schätzen, dass sie zu rund 60 Prozent auf die Delta-Variante zurückzuführen ist. Ein Zusammenhang mit den Olympischen Spielen liegt nahe, auch wenn die Veranstalter jeglichen Zusammenhang zurückweisen und meinen, dass die teilnehmenden Athleten sowie alle Mitarbeiter der Spiele zu den “wohl am meisten getesteten und immunisierten” Teams der Welt gehören. Doch geht es dabei ja nicht allein um die Athleten sowie die Mitwirkenden selbst – auch wenn die Spiele dieses Jahr ohne Zuschauer stattfinden, haben sich allein bei den Radrennen unzählige Schaulustige auf den Straßen getummelt – und das trotz des nach wie vor aufrechten Corona-Notstands in der Stadt. Die Behörden pochen auf Umsicht und erneuern den Appell, sich impfen zu lassen – vor allem in Richtung der Jungen, unter denen die Durchimpfungsrate noch am geringsten ist.

Skandalöse Bedingungen in Quarantäne-Hotels

Andere Sorgen haben indessen jene Olympioniken, die aufgrund eines positiven Coronatests in Quarantänehotels ausharren müssen, denn Beschwerden über die sehr harschen Bedingungen in diesen Hotels häufen sich. Nun hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) Unterstützung für die betroffenen Athleten zugesichert. Man arbeite daran, dass die “Prozesse verbessert” werden, sagte Ex-Schwimmerin Kirsty Coventry, Chefin der Athletenkommission beim IOC, am Donnerstag. Man stehe in Kontakt mit den betroffenen Athleten, ihre Beschwerden würden angegangen.

Die IOC-Funktionärin wies allerdings zugleich darauf hin, dass die Quarantäne-Hotels Einrichtungen der japanischen Regierung seien. Die niederländische Skateboarderin Candy Jacobs hatte in einer Video-Botschaft aus dem Quarantänehotel die Bedingungen dort als “unmenschlich” beschrieben. Auch der positiv auf Corona getestete deutsche Radsportler Simon Geschke kritisierte in mehreren Interviews die Umstände in der ihm zugewiesenen Unterkunft.

Richard Budgett, für medizinische Fragen zuständiger Direktor beim IOC, zeigte einerseits Mitgefühl für die betroffenen Athleten. Im Quarantäne-Hotel zu landen, sei “wirklich hart”. Doch die Regularien würden nun einmal besagen, dass positiv getestete Athleten isoliert werden. “Da gibt es keinen Weg dran vorbei”, sagte Budgett, fügte jedoch hinzu: “Es wird alles dafür getan, sie zu unterstützen.” Trotzdem bedeute die Isolation großen Stress.