Brian O’Neill vom Pacific Northwest National Laboratory arbeitet seit 20 Jahren für den UN-Klimabericht und gilt als einer der führenden Experten. Dieser fordert nun eine realistischere Prognose für den Klimawandel. “Zukunftsszenarien müssen neben der globalen Erwärmung verstärkt gesellschaftliche Veränderungen in den Blick nehmen”, schreibt der Experte im Fachmagazin “Nature Climate Change”. Es muss eine klare Unterscheidung zwischen Gesamtrisiken und Klimarisiken geben, um realistischere Entscheidungen treffen zu können, meinte er.

"Wesentliche Aspekte werden sich verbessern"

“Trotz düsterer Prognosen über die Auswirkungen des Klimas werden sich in Zukunft wesentliche Aspekte des menschlichen Wohlbefindens verbessern, betont O’Neill. Und unterstreicht seine Aussage mit einem Blick in die Vergangenheit: “Trotz globaler Erwärmung erlebte die Menschheit in den vergangenen 100 Jahren ihre mit Abstand beste Zeit: die Lebenserwartung hat sich verdoppelt, Armut und Hunger sind dramatisch weniger geworden, Bildung, Gleichberechtigung, Wohlstand oder Resilienz gegen Wetterkatastrophen haben sich rapide verbessert”.

Brian O'Neill vom Pacific Northwest National LaboratoryPacific Northwest National Laboratory

"Alle Faktoren müssen berücksichtigt werden"

“Der Klimawandel ist ein untergeordneter Faktor für die Entwicklung der Gesellschaft. Klimaeffekte können negativ sein, aber von anderen Treibern des Geschehens überboten werden”, so O’Neill. Dennoch verleugnet der positive Ausblick nicht, dass der Klimawandel gravierende Folgen haben könnte, so der Umweltforscher.

Demnach verlangsamt die Erwärmung den Fortschritt, kehrt ihn aber nicht um. “Wissenschaftliche Bewertungen müssen unter Berücksichtigung aller Faktoren zwischen zusätzlichem Klimarisiko und dem Gesamtrisiko unterscheiden.”

Dennoch sollte nicht geleugnet werden, dass der Klimawandel schwerwiegende Folgen haben könnte. Deshalb muss die Gesamtperspektive in Betracht gezogen werden, und wissenschaftliche Bewertungen aller Faktoren zwischen zusätzlichem Klimarisiko und dem Gesamtrisiko sollten berücksichtigt werden, meint der Experte.