Sie hatten mit Hedgefonds von Allianz Global Investors (AllianzGI) zu Beginn der Coronakrise Milliarden verloren – “Verluste, die wir bedauern”, wie Bäte betonte. Die Gespräche mit dem US-Justizministerium und der Börsenaufsicht SEC seien aber noch “in einem sensiblen Stadium”. Die Belastungen könnten deshalb noch steigen, auch wenn der Löwenanteil mit den in der Bilanz 2021 gebildeten Rückstellungen von 3,7 Mrd. Euro vor Steuern verkraftet sein dürfte.

Der Nettogewinn der Allianz lag trotz der Belastungen mit 6,6 Mrd. Euro im vergangenen Jahr nur um drei Prozent unter dem von der Coronakrise geprägten Vorjahreswert. Das war aber der niedrigste Wert seit 2013. Operativ lief es prächtig: Der Rekordgewinn von 13,4 Mrd. Euro lag um ein Viertel über dem Vorjahresniveau und über den eigenen Erwartungen. Die Aktionäre sollen unter der Hedgefonds-Affäre nicht leiden: Die Dividende soll kräftig um 1,20 Euro auf 10,80 Euro je Aktie steigen. Daneben will die Allianz noch im ersten Quartal damit beginnen, eigene Aktien zurückzukaufen und damit bis zu eine Milliarde Euro überschüssiges Kapital an die Anteilseigner zurückgeben.

Der gesamte Vorstand werde die Verluste dagegen über den Bonus für 2021 im eigenen Geldbeutel spüren und damit “seinen fairen Anteil tragen”, sagte Bäte. Die für Asset Management zuständige Vorständin Jacqueline Hunt war bereits im Herbst vorzeitig aus dem Gremium ausgeschieden.

Widerstandsfähigkeit bewiesen

Der Fehlschlag mit den von der Anlagetochter AllianzGI entwickelten und verkauften “Structured Alpha”-Hedgefonds hatte dem Versicherer Negativschlagzeilen beschert. Die Papiere waren vor allem an große Pensionsfonds verkauft worden, die an eine sichere Anlage glaubten. Doch als die Märkte im März 2020 wackelten, verloren sie einen Großteil ihres Einsatzes. Gut zwei Dutzend Investoren haben die Allianz auf mehr als sechs Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro) verklagt, weil die Fonds sich anders als versprochen nicht als krisensicher entpuppt hatten. Sie werfen ihr vor, angesichts der zeitweiligen Panik an den Märkten von ihrer Investmentstrategie abgewichen zu sein. Das hatte auch die US-Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen.

Vorstandschef Bäte drängte auf eine baldige Beilegung der Klagen, um die Allianz vor weiterem Rufschaden zu bewahren. “Ich bin sehr zufrieden mit dem Fortschritt”, sagte er. Analysten und Fondsmanager zeigten sich erleichtert. Die Belastungen seien geringer als befürchtet, sagte Ingo Speich vom Wertpapierhaus Deka der Nachrichtenagentur Reuters: “Sowohl Höhe als auch Zeitpunkt der Rückstellung sind positiv zu werten.” Christian Badorff von der Ratingagentur Moody’s erklärte, die Allianz habe mit ihren starken operativen Zahlen die Hedgefonds-Rückstellung weitgehend kompensiert. Die Allianz-Aktie gab um 1,4 Prozent auf 219,45 Euro nach.

“Trotz anhaltender Herausforderungen im Jahr 2021 hat die Allianz ihre Widerstands- und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt”, formulierte Vorstandschef Bäte. Der Versicherer steigerte den Umsatz – die Summe aus Beitragseinnahmen in der Versicherung und Fonds-Gebühren – um sechs Prozent auf 148,5 Milliarden Euro. Am besten verdiente erneut die Schaden- und Unfall-Versicherung, deren operatives Ergebnis angesichts des Endes der Coronabelastungen und trotz der Milliardenschäden aus der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands um 31 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro in die Höhe schnellte.