Die EZB hebt die Zinsen im Euro-Raum ein weiteres Mal an. Der Leitzins steigt um weitere 25 Basispunkte auf nun  4,5 Prozent. Der für den Finanzmarkt noch wichtigere Zins für die Bank-Einlagen steigt ebenfalls – von 3,75 auf 4,0 Prozent. Er legt fest, wie viel die Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten. Nun befindet er sich auf dem höchsten Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

EZB-Chefin verkündete die Beschlüsse Donnerstagnachmittag auf ihrer Pressekonferenz. Damit hebt die EZB die Zinsen das zehnte Mal in Serie an. Zuvor tobte unter Wirtschaftsexperten ein Streit, ob eine neuerliche Zinserhöhung richtig ist.

Doppelte Sorge: Wirtschaftskrise und hohe Kerninflation

Einerseits betreibt die wirtschaftliche Eintrübung vielen Marktteilnehmer Sorgen. Allein schon deshalb hätte sie eine Zinspause erwartet. Andererseits bleibt die Teuerung auf einem weiterhin hohen Niveau, und damit auch die Zinsen. Die Inflationsrate verharrte im August bei 5,3 Prozent. Darüber hinaus stiegen zuletzt wieder die Energiepreise, weshalb mit einer weiterhin hohen Teuerung im September rechnet.

Was aber von all dem abgesehen vielen Sorgen bereits, ist die hohe Kerninflation. Bei ihr werden die stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie ausgeklammert. Sie sank zuletzt nur leicht, von 5,5 Prozent auf 5,3 Prozent. Nur wenigen Wirtschaftsexperten – mit Ausnahme etwa des deutschen Top-Ökonomen Hans-Werner Sinn – hatte mit einer Kerninflation in dieser Höhe gerechnet. Die Zahl gilt als wichtiger Indikator dafür, wie weit sich die fortschreitende Preiserhöhung schon verselbstständigt hat.

EZB rechnet mit geringerem Wirtschaftswachstum – und langsamer sinkender Inflation

Sowohl bei Inflation als auch Wirtschaftswachstum sehen die Aussichten für 2024 trüber aus, als noch vor drei Monaten – gemäß der EZB. Ihre Vorhersage für das Wirtschaftswachstum im Euroraum hat sie für 2023 bis 2025 indes abgeschwächt. Nach der neuesten Prognose wird sie heuer um 0,7 Prozent wachsen. Im Juni hatte sie noch ein Wachstum von 0,9 Prozent vorhergesagt. Im kommenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach um 1,0 (Juni-Prognose: 1,5) Prozent zulegen. Für 2025 erwartet die EZB einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 1,5 (1,6) Prozent im Währungsraum.

Auch die hohe Inflation im Euroraum wird nach Einschätzung der Zentralbank langsamer zurückgehen als noch vor drei Monaten erwartet. Für heuer rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate von 5,6 Prozent, wie die EZB weiter mitteilte. In ihrer Juni-Prognose war die EZB noch von 5,4 Prozent Inflation im Jahresschnitt 2023 ausgegangen.

Für 2024 sagt die Notenbank ebenfalls eine höhere Teuerungsrate von 3,2 (Juni-Prognose: 3,0) Prozent voraus, 2025 wird inzwischen eine etwas niedrigere Rate von 2,1 (2,2) Prozent erwartet. Die EZB strebt für den Währungsraum der 20 Länder mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent an.