In der Tat ist es vorteilhaft, wenn eine bestimmte Währung von einer möglichst großen Zahl von Bürgern genutzt wird. Wechselkursrisiken und Umrechnungs- oder Umtauschaufwände fallen damit weg. Allerdings stehen diesen Vorteilen im Falle eines von einem Monopolisten emittierten, ungedeckten Fiatgeldes, und der Euro ist ein solches, erhebliche Nachteile gegenüber, die in den Jubelmeldungen zum 20. Jahrestag seiner Einführung naturgemäß keine Erwähnung finden.

Blenden wir zurück: Als im Februar des Jahres 1992 der Vertrag von Maastricht unterschrieben wird (der das Ziel der Einführung einer gemeinsamen Währung spätestens per Jänner 1999 festschreibt), findet der Leitartikler des bürgerlich-konservativen „Figaro“ in Paris dafür folgende Worte: „Maastricht, das ist der Versailler Vertrag ohne Krieg.“ Er hätte keine bessere Formulierung finden können. Denn in der Folge ziehen die gerissenen Franzosen, die – im grellen Gegensatz zu Deutschen und Österreichern – stets ihre besten Köpfe in die europäischen Institutionen zu entsenden pflegen, den deutschen Michel gründlich über den Tisch.

Die zur Beruhigung der Deutschen in den Vertrag aufgenommenen Verschuldungskriterien von maximal drei Prozent Jahresdefizit und insgesamt maximal 60%, gemessen am BIP, sowie Verbote der Staatsfinanzierung aus der Notenpresse und einer Schuldenkollektivierung, waren und sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt stehen. Und so lautet die Devise, wie weiland nach dem Ersten Weltkrieg: Die Deutschen werden zahlen. Und sie tun es tatsächlich, ohne zu murren.

Die Welschen, die erwartet hatten, den einstigen Erbfeind dank „Maastricht“ kostenfrei für sich werken zu lassen, mussten zu ihrem großen Verdruss indes erleben, dass sie gegenüber der produktiveren Volkswirtschaft Deutschlands nach und nach an Boden verloren und sich sukzessive aus dem Markt preisten. Dank des starren Korsetts, das der Euro den europäischen Nationen verpasst, können Franzosen, Italiener, Griechen, Spanier und Portugiesen nämlich nicht länger an der Wechselkursschraube drehen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Eine Währungsunion mit so heterogenen Mitgliedern, wie sie in der EU versammelt sind, kann, wie sich zeigt, nur dann Bestand haben, wenn sie zugleich eine Umverteilungsunion wird. Und das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was die Gründerväter der einstigen „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“, aus der später die EWG hervorging, im Sinn hatten. Ihnen kam es nur auf eine friedliche und für alle Beteiligten gedeihliche wirtschaftliche Zusammenarbeit an – nicht mehr und nicht weniger.

Der Euro als Spaltpilz

Die Einführung des Euro war von den politischen Eliten Eurolands in Wahrheit nie als etwas anderes gedacht, als ein Vehikel zur Verwirklichung eines europäischen Bundesstaates – ein Ziel, dem die Völker Europas niemals zuzustimmen bereit wären, würde man es auf geradem Wege – nämlich mittels Volksabstimmungen – versuchen. So wurde der Esel trickreich hinter den Karren gespannt, der inzwischen bis zu den Achsen im Dreck steckt. Dumm gelaufen!

Keine Rede von einem „Friedensprojekt“ Euro: Man erinnere sich nur an die im Zuge der Schuldenkrise Griechenlands beförderten, widerlichen antideutschen Ressentiments dortselbst. Anstatt die Bürger der einzelnen Nationen näher zueinander zu bringen, hat sich der Euro eher zum Spaltpilz entwickelt. Von einem positiven wirtschaftlichen Effekt kann auch längste keine Rede mehr sein, weil die inzwischen unter den verschiedensten Bezeichnungen firmierende, voll entfaltete, monetäre Umverteilungsmaschinerie der Union, jede der in den maroden Südstaaten dringend notwenigen Reformen wirkungsvoll verhindert oder zumindest stark bremst. Ohne Euro und ohne Transferunion würden die Ökonomien des „Club Med“ heute vermutlich besser dastehen.

Bleibt per Saldo übrig, dass ins Ausland fahrende Urlauber kein Geld zu wechseln brauchen. Für dieses Pläsierchen haben die „Nordländler“ allerdings – dank Nullzinsen und Geldinflation – einen hohen Preis in Form erheblicher Vermögensverluste zu bezahlen. Die „Club-Med-Staaten“ ihrerseits entrichten einen hohen Preis in Form massenhafter Jugendarbeitslosigkeit und trüber Zukunftsperspektiven.

Aber so lange die Gehälter und Diäten der EU- und EZB-Funktionäre und Bürokraten stimmen, zahlen wir alle doch gerne, oder?

Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.