
Andreas Tögel: Das gefährliche Spiel der Zentralbanken
Inflation nutzt nie dem Mann von der Straße, sondern stets den herrschenden Eliten. Sie führt zu einer Umverteilung von unten nach oben. Wenn Politiker und Zentralbanker eine Lanze für die Inflation brechen, dann tun sie das mit Sicherheit nicht im Interesse der Mehrheit der Bürger.
Häuslebauer und Konsumenten klagen seit geraumer Zeit darüber; Mittlerweile hat es auch der Medienmainstream gemerkt: Die Geldentwertung nimmt Fahrt auf. Während ein Teil der aktuellen Preissteigerungen mit Lieferengpässen erklärt werden kann, die eine Konsequenz der pandemiebedingten Politik darstellen, gibt es einen Preistreiber, der meist ungenannt bleibt: Die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken. In der Eurozone wuchs die Geldmenge allein im Jahr 2020 um 12 Prozent auf 14,5 Billionen Euro.
In den USA hat der Konsumentenpreisindex im Oktober die sechs-Prozent-Marke überschritten. In Österreich liegt der Auftrieb des Preisindex´ aktuell bei knapp viereinhalb Prozent und damit auf dem höchsten Niveau seit 1992. Lohnabschlüsse können gegenwärtig gar nicht hoch genug sein, um nicht durch die Geldentwertung umgehend zunichtegemacht zu werden.
Politiker und Zentralbanker singen indessen weiter das Hohelied der Deflationsbekämpfung. Denn eine Deflation, so die Behauptung, sei des Teufels, da fallende Preise die Konsumlust der Menschen bremsten, Debitoren in Probleme stürzten und eine ökonomische Abwärtsspirale auslösen würden. Als Beleg für diese These wird auf die „Große Depression“ in den USA während der 1930er – Jahre verwiesen. Damals ging der Preisindex um bis zu 10,7 Prozent zurück, während die Industrieproduktion im Jahr 1932 kurzfristig sogar um 32 Prozent einbrach. Dass der „Great Depression“ die „Roaring Twenties“ vorangingen, in denen die Geldmenge durch die FED massiv ausgeweitet und damit ein künstlicher Boom angestoßen wurde, der mit einem Crash endete, wird in diesen Analysen geflissentlich ausgeblendet. Merke: Jedem Crash geht ein mit Schulden befeuerter Boom voraus – das war schon beim Wiener Börsenkrach des Jahres 1873er nicht anders (der übrigens in Johann Strauss´ 1874 uraufgeführter „Fledermaus“ besungen wird: „Glücklich ist, wer vergisst…“).
Weidmanns Abgang ist ein Alarmsignal
Vor etwas mehr als einem Monat trat der Chef der deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, von seinem Amt zurück, ein währungspolitischer Hardliner, Exponent einer konservativen Geldpolitik. Sein Abgang ist ein Alarmsignal. Denn im EZB-Rat verfügen die Befürworter einer Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik ohnehin über die Mehrheit. Ums Geld der deutschen, österreichischen und holländischen Sparer ist ihnen nichts zu teuer. Erinnert sei an Mario Draghis im Juli 2012 ausgestoßene Drohung „Whatever it takes“, die inzwischen wahr gemacht wurde.
Zum vom Mainstream dämonisierten Begriff Deflation: Ein allgemeiner Rückgang der Preise ist in einer immer rationeller produzierenden Ökonomie – unter sonst gleichen Bedingungen – der Normalzustand. Das gesamte 19. Jahrhundert, mit seiner bedingt durch den technischen Fortschritt rasant wachsenden Industrieproduktion, stand im Zeichen sinkender Preise. Die Geldmenge spielte dabei keine Rolle. Denn mit der FED oder der EZB vergleichbare, als Zentralbanken getarnte Inflationierungsbehörden, gab es damals noch nicht. Da Industriewaren zu fallenden Preisen hergestellt werden konnten, die damit zunehmend auch für einkommensschwache Schichten erschwinglich wurden, nahm der Wohlstand der werktätigen Massen infolge der deflationsbedingten Kaufkraftsteigerung zu. Die marxistische Verelendungsthese war damit nicht mehr nur theoretisch, sondern auch durch die Realität der Marktwirtschaft widerlegt.
Umverteilung von unten nach oben
Wenn aber Preisdeflation eine Kaufkrafterhöhung pro Geldeinheit und somit eine Wohlstandssteigerung bedeutet, so führt ihr Gegenteil – Preisinflation – zu einem Rückgang der Kaufkraft und damit zu einer Senkung des Lebensstandards.
Der US-Ökonom Murray Rothbard, der sich intensiv mit der Großen Depression auseinandersetzte, wies auf diesen Umstand in einem 1963 erschienen Buch mit dem Titel What Has Government Done To Our Money? hin: „Eine gesteigerte Produktivität führt zur Preis- und Kostensenkung, verteilt damit die Früchte der freien Marktwirtschaft an die Öffentlichkeit und steigert den Lebensstandard für alle Konsumenten. Eine gewaltsame Stützung des Preisniveaus verhindert diese Verbreitung höherer Lebensstandards.“
Fazit: Inflation nutzt nie dem Mann von der Straße, sondern stets den herrschenden Eliten. Sie führt zu einer Umverteilung von unten nach oben. Wenn Politiker und Zentralbanker eine Lanze für die Inflation brechen, dann tun sie das mit Sicherheit nicht im Interesse der Mehrheit der Bürger.
Kommentare
Die gesamte EU käme mit 1 Billion Euro aus, um die Gehälter und den Warenverkehr am Laufen zu halten. Nun wurden bereits 14 Billionen Euro gedruckt und niemand weiß wo das Geld geblieben ist. Wenn das Inflations-Monster erwacht, wird es keine Schubkarren, Hochöfen und Menschenmassen geben, die so einen Haufen Monopoli- Zaster verbrennen könnten.
Vielen Dank für diese weise Analyse.
Das es in letzten Jahrzehnten zu einem Anstieg der Kaufkraft gekommen ist nicht zu übersehen. Bei uns in West Europa seher deutlich! Alle die schon länger leben, sollte das aufgefallen sein.
Bei Corona und der damit verbundenen
Verschuldung. Ist meines Erachtens das Drucken von Geld nicht der richtige Weg.
Je Land nach Bewohner Anzahl und
bekannter Leistungen (Wohlstand) und
zuvor vorhandener Verschuldung. Mußte
ein Verschuldungs Bonus errechnet werden und in einem Schulden Schnitt
allen gleichzeitig erlassen werden. Danach sollten alle wieder am selben
Punkt starten, an dem sie vor der
Pandemie waren! Ohne das mehr Geld im
Umlauf ist trägt es nicht zu Investitionen
bei, mit allen Nachrichten für den
Mittelstand! Dessen Breite und Wohlstand uns sozialen Frieden und Sicherheit garantiert!
@ Manfred Nöhrer .”..Schuldenschnitt allen gleichzeitig erlassen werden” ?? Wo Schulden sind gibt es auch Gläubiger. Wie kommen die Gläubiger dazu mit einem Schuldenschnitt über Nacht um ihr Geld gebracht zu werden? Da ist es doch wesentlich gerechter, wenn die von Ihnen geforderte Entschuldung durch niedrige Zinsen bei moderater Inflation stattfindet. Da können sich die Gläubiger wenigstens einen Ausstieg überlegen, falls sie mit den niedrigen Zinsen nicht einverstanden sind.
Genau so sehe ich das auch, aber ich fürchte, die Verantwortlichen werden das nicht lesen und nicht entsprechend handeln. Ich habe auch den Eindruck, der Politik und den sie Stützenden entgleitet die Situation mehr und mehr.
es “sprudelt” bereits für die Schuldenstaaten :
Mario Draghi hat sich für Italien bereits 193 Milliarden vom Corona Wiedraufbaufonds – der nur aus frisch gedrucktem Papiergeld besteht – gerafft.
Ö erhält daraus, läppische 3 Milliarden – hahaha
Die EZB oder Madam la Garde möchte nächstes Jahr, wie man hört, neue Banknoten in den Umlauf bringen. Ist es denn schon notwendig oder so weit, mehrere Nullen abzubringen?
Die neuen Banknoten sind ein Ablenkungs- Luftballon. Aber kosten unser Geld durch ihren Entstehungsprozess. Völlig unnötig.
Der Weg zu grossem Reichtum ist doch einfach für diejenigen, die eine klare Marktmeinung in Richtung weiter steigenden Inflationsraten oder gar galoppierender Inflation haben. Man gehe dann zu einer Bank, nehme einen möglichst hohen endfälligen Fixzinskredit, kaufe Sachwerte für den Kreditbetrag und warte dann einfach ab bis man den Kreditbetrag nach Jahren hoher Inflation für ein Butterbrot tilgen kann. Mir wäre das zu riskant, denn sicher ist nur das Eine , nämlich dass die Zukunft unsicher ist.
Sehr gut auf den Punkt gebracht! Denkt man das zu Ende ist festzuhalten, dass ein weiterer Wohlstandsverlust des Mittelstandes nur durch höhere Zinsen bzw. dem Ausscheiden aus dem Euro verhindert werden kann. Die EZB hat aufgrund des eingeschlagenen Weges der indirekten Staatsfinanzierung und der hohen Schulden nämlich wohl keinen Mut ihre Politik des billigen Geldes in den nächsten Jahrzehnten grundsätzlich zu ändern, sodass die Sparvermögen der Österreicher, Deutschen und Niederländer etc. ausgeblutet, die Pensionsvorsorge am Sparbuch wertloser und der wohlverdiente Wohlstand wesentlich verringert werden.
Auch das Argument, dass Kredite für den sprichwörtlichen Häuselbauer dafür günstig seien und der Wohlstand dadurch steigt ist nämlich auch nur bedingt richtig. Durch die enorm gestiegenen Preise von Eigentumswohnungen und Häusern ist die Kreditsumme nämlich dafür umso größer und muss daher ebenso erstmal abbezahlt werden. Profitieren tun lediglich jene die vor ca. 2010 ihr Eigentum günstig erworben haben und nunmehr kaum Zinsen zahlen müssen. Ich kann mich daher nur wiederholen! Schütze den Wert seines Geldes wer kann, die EZB und der Euro machen es nicht!
So ist es ! Vor einigen Jahren hieß es, 2/3 jener, die sich verändern, verändern sich Richtung Armutsgrenze. Heute wahrscheinlich schon mehr. Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich mit 50% meines Einkommens am missgewirtschaften Staat Österreich teilnehme. Mit rund weiteren 10%, das sind die virtuellen Zinsen meines Vermögens, die ich nicht mehr bekomme, finaziere ich die südlichen Schuldenländer, die für ihre Misswirtschaft noch belohnt werden. Sebastain Kurz hat eine Transfer-Union mit Schweden/Dänemark/Niederlande noch voriges Jahr verhindern können. Jetzt stehen aber alle Ampeln aur “Grün”, oder besser auf “Rot”, ab in die Transfer-Union, und unser Geld wird nur so sprudeln in Süd-Italien, Griechenland, Spaniern/Portugal . Das wird ein Fest werden.