Die Antwort auf die Frage, weshalb die Unternehmerklasse so dumm ist, die sich – wie Karl Marx es in seiner phantasievollen Prosa ausdrückt -, darauf spezialisiert hat, die werktätigen Massen um den „Mehrwert“ ihrer Arbeit zu betrügen, teure Männer zu beschäftigen, wo sie an deren Stelle doch – pardon – billige Frauen mit größerem Gewinn ausbeuten könnten, steht indes aus. Die raffgierigen Kapitalisten scheinen heute auch nicht mehr zu sein, was sie in der guten alten Zeit noch waren.

Auf der Homepage des Bundeskanzleramtes erfahren wir zum Thema jedenfalls folgendes: „Um gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit zu erreichen, bedarf es in Österreich noch vielfältiger Maßnahmen.“ Alle in der Folge genannten Maßnahmen sind lupenrein planwirtschaftlicher Natur und nehmen auf die unterschiedlichen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten der Geschlechter keinerlei Rücksicht. Das offenbar nicht nur von in der Wolle gefärbten Marxisten angebetete Ideal ist allemal die Gleichheit, die mit größter Selbstverständlichkeit mit Gerechtigkeit verwechselt wird.

Je gleicher die Gesellschaft, desto weniger Frauen entscheiden sich für MINT

Da ein guter Teil der beklagten Einkommensunterschiede aus den stark voneinander abweichenden Interessenlagen von Frauen und Männern – und der daraus resultierenden, unterschiedlichen Berufswahl folgt, wird es drastischer staatlicher (Zwangs-)Maßnahmen bedürfen, um Abhilfe zu schaffen. Während es nämlich Burschen in Lehrberufe zieht, die relative hohe Löhne versprechen, verhält es sich bei jungen Frauen, sofern sie keine höheren Schulen besuchen, anders: Für sie steht immer noch der Einzelhandel und das Friseurhandwerk ganz oben auf der Wunschliste. Aber auch wenn Gleichstellungsbeauftragte das nicht gerne hören: Dienstleistungsjobs sind eben schlechter bezahlt, als Stellen in der Produktion – was übrigens nichts mit der Bosheit der Unternehmer, sondern mit der Wertschöpfung der Tätigkeit zu tun hat. Nicht zufällig gibt es in der Maschinenbau- und Kraftfahrzeugindustrie höhere Löhne als im Bäckereigewerbe.

Bei universitären Studien zeigen sich ähnliche Muster: Frauen zieht es bevorzugt in „weiche“ Disziplinen („irgendwas mit Menschen“), während Männer eher zur Belegung von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) neigen, die den Absolventen gut dotierte Jobs versprechen. Es ist keineswegs ungerecht, dass Diplomingenieure in der Computerindustrie mehr verdienen als Genderwissenschaftlerinnen.

Wer allerdings glaubt, intensivere Gleichstellungsbemühungen würden mehr Frauen zu gutbezahlten Jobs verhelfen, der irrt. Die Erkenntnisse, die eine britische Studie anno 2018 zutage gefördert hat, deuten vielmehr in die gegenteilige Richtung (https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0956797617741719). Kurz zusammengefasst: Je gleicher die Gesellschaft, desto weniger Frauen entscheiden sich für ein MINT-Studium – so etwa in Finnland und Schweden, wo ihr Anteil bei nur 20 Prozent liegt. Im „Macho-Land“ Algerien dagegen sind es rund 50 Prozent: Je weiter die Gleichberechtigung in einem Land war, desto weniger Frauen wählten die MINT-Fächer.“ Und weiter: „Länder mit hoher Geschlechtergleichheit seien oft Wohlfahrtsstaaten, in denen das Lebensglück nicht so extrem vom Beruf abhänge. Deshalb fühlten sich die Frauen in diesen Ländern freier dazu, ihren wahren Neigungen nachzugehen.“ Damit ist alles gesagt. Möglicherweise spielen verschiedene Chromosomensätze doch eine Rolle, was von der Gleichmachereifraktion gern übersehen wird.

Verträge kennen keine Geschlechter

Kollektivverträge kennen übrigens keine geschlechtsabhängigen Gehaltunterschiede. Die Gehaltschemata des öffentlichen Dienstes auch nicht. Der Gender Pay Gap hat also andere Ursachen. Etwa die, dass weniger Frauen als Männer sich für berufliche Selbständigkeit und häufiger für Teilzeitarbeit entscheiden. Ebenfalls bemerkenswert: Experimentalökonomen haben herausgefunden, dass weibliche Uber-Fahrer weniger verdienen als männliche, wofür ganz gewiss keine „strukturellen“ Gründe vorliegen können. Dass der Gender Pay Gap hierzulande ohnehin Jahr für Jahr kleiner wird, sollte schließlich auch nicht übersehen werden.