Wir leben in Zeiten extrem hoher Staatseinnahmen. Nie zuvor hat der Fiskus mehr Beute gemacht, als jetzt., Wenn es um das heimische Steuersystem geht, wird aber nicht etwa über Möglichkeiten für interne Umschichtungen (zum Beispiel in Richtung weniger direkter und mehr indirekter Steuern) oder gar zur Entlastung der Bürger, sondern ausschließlich über die Erhöhung bestehender, oder die Einführung neuer Steuern debattiert. Die Diskussion über die Wiedereinführung von Erbschafts- und Vermögenssteuern, ist dafür typisch. Diese Enteignungsphantasien werden nicht deshalb entwickelt, um im Gegenzug Lohn- und Einkommenssteuern senken zu können, sondern sie sollen der Finanzierung neuer Sozialschmankerln dienen.

Fraglos wird die Kür eines Marxisten zum Chef der SPÖ, dem Furor der Neidgenossenschaft gegen „die Reichen“ weitere Dynamik verleihen. Linke sind ja bekanntlich ganz wild darauf, Bestehendes zu ruinieren, ohne sinnvolle Alternativen an dessen Stelle setzen zu können. Sie sind Weltmeister bei der Entwicklung „großer Ideen“, können aber keinerlei funktionierende Konzepte zu deren Realisierung vorweisen. Wer nichts von Wert produziert und daher nichts hat, ersinnt unentwegt neue Wege, das Vermögen anderer zu enteignen und zu verbraten – und verkauft das zu allem Überfluss auch noch als soziale Wohltat.

Angesichts des derzeit galoppierenden Geldwertverfalls (der zum Großteil weder der Covid-Pandemie, noch Putins Krieg, sondern vielmehr der inflationistischen Geldpolitik der Notenbanken geschuldet ist), macht das Schlagwort von der „Gierflation“ die Runde. Für linke Parteien und die Gewerkschaften liegt es auf der Hand, dass es ausschließlich die Gier der entmenschten Kapitalisten ist, die uns die immense Geldentwertung eingebrockt hat, weil sie den Hals einfach nicht vollkriegen können. Wer allerdings ernsthaft glaubt, unter Konkurrenzbedingungen agierende Unternehmer könnten ihre Preise ohne Rücksicht auf ihre Kundschaft diktieren, kennt den Elfenbeinturm des dialektischen Materialismus ganz offenkundig nur von innen.

Durch Missgunst wird nichts geschaffen

Es wird Zeit, dem Gegensatzpaar von Gier und Neid ein paar Gedanken zu widmen. Letzterer tritt in zwei Spielarten auf, die zu unterschiedlichen Konsequenzen führen: Einmal in Form des Wunsches, ebenfalls besitzen zu wollen, was ein anderer bereits hat. Das kann einen nützlichen Antrieb zu erhöhter Leistung initiieren, um diese Begehrlichkeit befriedigen zu können. Die erheblich weiter verbreitete, destruktive Form des Neides, äußert sich in der Missgunst: Man kann es nicht ertragen, dass ein Bekannter eine Villa besitzt, während man selbst im kommunalen Wohnsilo haust. Deshalb phantasiert man davon, dieses schmucke Haus niederzubrennen.

Durch Missgunst wird nichts geschaffen, sondern lediglich Bestehendes zerstört. Und genau darauf laufen die von Andreas Babler und Genossen gewünschten Erbschafts- und Vermögenssteuern hinaus. Nichts Neues kommt durch sie in die Welt, sondern von Anderen Geschaffenes soll enteignet, verteilt und verfrühstückt werden: Wertevernichtung pur.

Zum Phänomen der Gier: In der 1776 publizierten Abhandlung über den „Wohlstand der Nationen“ aus der Feder von Adam Smith, der oft als Vater der modernen Wirtschaftswissenschaften gesehen wird, kommt die Figur der „unsichtbaren Hand“ zu Ehren, die den Markt lenkt. Nicht dem Wohlwollen des Schlächters, des Brauers oder des Bäckers verdanken wir demnach unser Mahl, sondern dem Streben dieser Leute nach ihrem eigenen Interesse – wenn man so will – ihrer Gier. Die Suche nach ihrem eigenen Vorteil geht nicht etwa zu Lasten aller anderen, sondern dient auch deren Interessen. Der Maschinenbauer, der nach Profit giert, liefert dem Baumeister, dem Tischlereifachbetrieb oder dem Landwirt jene Geräte, die von diesen gebraucht werden, um damit selbst einen Gewinn zu erwirtschaften. Unternehmerische Gier resultiert in volkswirtschaftlichem Nutzen.

Gier hat ein schlechtes Image

Im Zentrum der kapitalistischen Marktwirtschaft steht der Unternehmer, der Gewinnmöglichkeiten aufspürt, Produkte und Dienstleistungen entwickelt, und damit den Konsumenten dient. Da er seine Absichten nicht im Alleingang verwirklichen kann, benötigt er Mitarbeiter, denen er fixe Einkommen bezahlt. Da die meisten Menschen einen festen Lohn den unsicheren, schwankenden Gewinnen eines Entrepreneurs vorziehen, ergibt sich eine „Win-win-Situation“.

Der Umstand, dass Unternehmer nicht nur im Wettbewerb um Kundschaft stehen, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt um gute Leute konkurrieren (was derzeit besonders deutlich wird!), stellt sicher, dass das Phänomen „Ausbeutung“ auf die Hirne von Karl Marx und seine Epigonen, oder auf (sozialistische) Kommandowirtschaften beschränkt bleibt, wo sich systemkritische Dissidenten schnell in Zwangsarbeitslagern wiederfinden.

Dem US-Ökonomen Murray Rothbard (1926 – 1995) verdanken wir folgende Einsicht:

„Ich denke, dass Leute, die unentwegt die Gier attackieren, ihre Position glaubwürdiger verträten, würden sie ihre nächste Gehaltserhöhung zurückweisen. Ich sehe auch keinen extrem linken Denker…der verächtlich seinen Gehaltsscheck verbrennt. Mit anderen Worten, ,Gier´ bedeutet einfach, dass du versuchst, den naturgegebenen Mangel zu lindern, mit dem der Mensch geboren wurde. Gier wird weiterbestehen, bis der Garten Eden kommt, wo alles im Überfluss vorhanden ist und wir uns ums Wirtschaften überhaupt nicht zu sorgen brauchen. An diesem Punkt sind wir noch nicht angelangt. Wir haben den Punkt noch nicht erreicht, wo jedermann seine…Gehaltsschecks verbrennt.“

Gier hat, der Wühlarbeit linker Intellektueller und sozialistischer Neidgenossen sei Dank – ein schlechtes Image. Dass unternehmerische Gier aber zu wirtschaftlichen Großtaten beflügelt und nebenbei das Alltagsleben von Otto Normalverbraucher verbessert, während der das Fundament das Sozialismus´ bildende Neid meist in destruktiver Form in Erscheinung tritt, wird indessen viel zu selten bedacht.

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Kommentare

  • Mag. Stephan Fischer sagt:

    Es zeigt auch ein Grundübel unserer Gesellschaft, wobei Erfolg und Reichtum mit schlechtem Gewissen behaftet ist. Man „schämt“ sich und kompensiert dies mit „sozialen“ Projekten. Milliardenschwere Unternehmen und NGOS ziehen enorme Gewinne daraus. Kaum etwas geschieht noch in der Wirtschaft ohne Rechtfertigung. „Die gute Sache“ bildet das Etikett ohne dem nichts mehr zu funktionieren scheint. Entwicklungshilfe, Flüchtlinge, Aids, Gender, Corona, Putin und nun auch die „Rettung des Klimas“ bilden jene Plattformen wo Milliarden verdient werden.
    Die Voraussetzung dafür ist allerdings die Erzeugung von schlechtem Gewissen. Hat man einmal jemanden von der unbefleckten Empfängnis überzeugt, wird er die Empfängnis als „befleckt“ empfinden und jenes Schamgefühl entwickeln, das ihn lenkbar macht.
    So freizügig sich unsere Gesellschaft nach außen darstellt, so prüde und schamhaft ist sie nach innen.

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  • Bedenkentante sagt:

    Die Dosis macht das Gift. Die unkontrollierte Gier der Manchester-Liberalisten brachte auch die Ideen von Marx hervor, die in ihrer Umsetzung genauso wenig Segen brachte wie zuvor die Ausbeutung der Arbeiter durch die Unternehmer. Aktion und Reaktion. Darum sollte man sich überlegen, wie viele Schnitzel am Tag man essen kann und wieviele Feriendomizile besitzen muss … oder ob es irgendwann auch mal langt. Das letzte Hemd hat nämlich keine Taschen.

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  • Mag. Stephan Fischer sagt:

    Übrigens sollte man auch einmal darüber nachdenken warum sich ein Herr Babler für die Besitzlosen einsetzt. Macht er dies aus reiner Überzeugung oder doch beruflich, also wegen der Bezahlung und seiner Karriere? Diese Frage stellt sich auch bei diversen „altruistischen“ Klimaaktivisten und Flüchtlingshelfern.

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  • Dagobert sagt:

    Deshalb bin ich ein Anhänger Ludwig Erhards, weil sein Konzept der Marktwirtschaft Gier (= Motivation) freisetzt, aber gleichzeitig ein Sicherheitsnetz bildet. Leider wurde bereits unter Kreisky das erhardsche Erfolgsmodell aufgeweicht und immer mehr Sozialnetze, bis zum heutigen de facto Grundeinkommen ohne Leistung, gespannt. Meiner Meinung ist aktuell ein Kipppunkt erreicht, wo sich viele nicht mehr sicher sind, weshalb überhaupt arbeiten, wenn man praktisch dasselbe vom Staat bekommt und daneben noch Zeit für steuerloses Einkommen hat.

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  • Creator sagt:

    “Gier hat, der Wühlarbeit linker Intellektueller und sozialistischer Neidgenossen sei Dank – ein schlechtes Image. ”
    Offenbar ist es bei den Kolumnisten hier in Mode gekommen, faktenwidrige Framings zu benutzen. Nur zur Erinnerung: Habgier (avaritia) ist eine der 7 Todsünden (peccatum mortiferum) – soviel zum Image – und ist somit ein wenig älter als der Sozialismus. Wer vielleicht auch noch christliche Soziallehre oder Rechtsgeschichte kennt, weiß, dass Gier im unternehmerischen Handeln schwerst bestraft und nur der gerechte Gewinn als gottgefällig toleriert wurde, Zinsen aber gerade deshalb mit Ausnahme des Saatgut-Darlehens verboten waren. “Mene mene tekel u-parsin” deutet darauf hin – und das “Bäckerschupfen” für Bäcker, die zu leichte Backwaren anboten, ist bekannt. Wein mit Wasser zu mischen ist ebenfalls seit biblischen Zeiten verboten, strenge Strafen galten für alle, die bei Maßen oder Gewichten aus Gier betrogen.

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  • hast du lulu gesehen? sagt:

    Wen der Giergewinn versteuert wird ist alles OK – aber die Gierigen finden auch die Schlupfwinkel – sonst wären sie nicht gierig – es ist eigentlich lustig!
    Neid muss man sich erarbeiten – Mitleid ist gratis! Fazit ist dass somit alle SPÖ Wähler neidische Personen sein müssten, die am Kuchen der fleißigen mitbeißen wollen !!!

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  • pilgrim sagt:

    Im Prinzip haben sie recht, Herr Tögel, aber sie betrachten die Gier für meinen Geschmack ein bisschen zu wohlwollend. Da gibt es nämlich schon eine Grenze des moralisch Vertretbaren. Multimilliardäre (ob einzelne oder Clans), mit einem Vermögen so groß wie manche Volkswirtschaften, können dies nicht mit Mitteln erwirtschaftet haben, die, wie sie meinen, letztlich auch anderen zugutekommen. Dadurch müssen sehr viele dieser anderen, doch beträchtliche Einbußen in Kauf genommen haben. Der freie Markt ist also nicht nur ein Segen. Ab einem bestimmten Punkt sollte, wenn es die eigenen Moralvorstellungen nicht mehr schaffen, dann doch die Gesellschaft mittels Gesetzen einschreiten.

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    1. Paco sagt:

      Die Grenze des Zumutbaren liegt an einer imaginären Grenze und diese liegt nicht bei Privatjets oder Luxusyachten. Die liegt dort wo man mit seinem Vermögen die Politik kaufen und womöglich Armeen finanzieren kann. Hier ist die Gier nach Materiellem bereits überwunden in in eine Gier nach Macht gewichen. Das, um das Erreichte so abzusichern, dass man es nicht mehr verlieren kann und auch in einem Wettbewerb mit Gleichgesinnten auf einem Niveau zu halten.

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    2. ach_was sagt:

      Möglicherweise hat der Multimilliardäre sein Vermögen mit Aktien gemacht. Das heißt er hat Geld – das mußten nicht Milliarden sein – in ein Unternehmen investiert. Dabei riskiert dass dieses pleite geht und sein Geld futsch ist, oder dass das Unternehmen in die Lage versetzt ist, schlaue Mitarbeiter zu heuern, tolle Produkte zu entwickeln und viel zu verdienen. Denken Sie mal an Apple oder Microsoft, Red Bull, und denken Sie daran dass Mateschitz freiwillig sicher mehr Geld für gute Zwecke gespendet hat als er ohnehin an Steuern gezahlt hat.

    3. Creator sagt:

      Gier frisst Hirn. Gier ist seit biblischen Zeiten eine der 7 Todsünden, das hat nichts mit sozialistischen Neidgenossen zu tun. Gier wurde immer bestraft, ob Wasser im Wein, zu leichtes Brot, Gewicht oder sonstiges Maß.

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    4. Ceterum censeo sagt:

      Klingt klug, ist es aber nur bedingt. Auch Sie finanzieren Milliardäre über Ihr I-phone, Ihr Windows oder Ihren Flug mit Ryanair. Oder durch den Kauf eines VW Golf…
      Wenn es denn so einfach wäre…

  • Oliver Benz sagt:

    Sehr aufweckender Beitrag. Im Bereich der Gier würde ich aber den positiven Bereich hervorheben indem man ihn in ” Motivation” benennt. Etwas erreichen zu wollen kann auch aus Ehrgeiz heraus erfolgen und dieser orientiert sich nicht ausschließlich am Geld. Steckt jemand voll von Tatenkraft und entsprechender Energie, dann will er etwas schaffen. Dass sich das im Erfolgsfall auch finanziell positiv auswirken kann, schürt die Antriebskraft noch mehr. Sozialismus a la Marx ist das Gegenteil davon… Das ist halt das Schmarotzerprinzip….

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  • Masi sagt:

    wenn sie der Leserschaft noch bitte erklären könnten, was das üble Spiel ist, das die Handelsketten derzeit mit den Konsumenten spielen, wäre fein! Denn das, was die 5 Großen da derzeit abziehen, ist gelebter Wucher mit Duldung der Politik!! Eine vernünftige Kalkulation ist völlig OK, aber ein kollektives Abzocken der Bürger ist zum Kotzen!!

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  • Lumpi sagt:

    Ich stimme überein was unsere Wirtschaft betrifft: den klassischen Unternehmer wie den Bäcker, den Brauer, den Installateur … Nicht aber was die Globalisten betrifft. Ihre Gier ist nicht mehr die Gier nach mehr Geld sondern die Gier nach mehr (politischer) Macht. Sie kaufen sich in die Politik ein oder, wie im Fall der Grünen, erziehen sich eine ganze Politikergeneration heran und schickt sie dann in die Parlamente und in die Regierungen. Diese Globalisten, von niemandem gewählt, MACHEN Politik. Beispiele sind Habeck, Baerbock und NGOs wie Gewessler. Aber auch Marionetten wie VdL und Lagarde uva.

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