Die Kontrolle über die Geldproduktion ist bekanntlich ein starkes Machtinstrument. Ist der Geldproduzent auch noch mit hoheitlicher Zwangsgewalt ausgestattet, und kann sein Produkt zum „gesetzlichen Zahlungsmittel“ erheben, steht das im Widerspruch zu den Grundsätzen einer liberalen Gesellschaft. Verfügt der Leviathan auch noch über die totale Kontrolle über die Kontostände und die Geldverwendung jedes Bürgers, ist eine Gesellschaft nicht mehr fern, wie sie George Orwell in seinem dystopischen Roman „1984“ entworfen hat.

Christine Lagarde, die ihre Position als Chefin der Europäischen Zentralbank mit Vorliebe dazu benutzt, die Genderideologie und die Klimareligion zu fördern, hat kürzlich die Einführung einer „digitalen Zentralbankwährung“ (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) angekündigt. Angeblich wäre dieser Schritt nötig, um der Konkurrenz privater Kryptowährungen wie etwa Bitcoin oder Ethereum, und der Verwendung von Währungen fremder Staaten entgegenzutreten. Die Rolle des Euro dürfe, nach dem Willen der EZB, auf keinen Fall zurückgedrängt werden.

Worin allerdings der Vorteil einer monopolisierten, und durch keinerlei Konkurrenz zum Qualitätserhalt genötigten Währung für die Geldnutzer bestehen soll, haben weder Madame Lagarde, noch irgendein anderer Zentralbanker je erklären können. Konkurrenz ist bekanntlich die Peitsche, die den Lieferanten jeder Ware oder Dienstleistung zu hochwertigen Leistungen zwingt und einen hohen Qualitätsstandard sicherstellt. Wer kein vernünftiges und preiswertes Produkt anbietet, verschwindet über kurz oder lang aus dem Markt. Bei Geld würde es sich nicht anders verhalten. Wer nicht imstande wäre, beständig werthaltiges Geld in Umlauf zu bringen, ginge alsbald bankrott. Denn kein bei Sinnen befindlicher Mensch würde freiwillig Geld von einem Herausgeber akzeptieren, der entweder ständig vor der Pleite steht, oder dessen Produkt täglich an Kaufkraft verliert.

EZB kann niemals untergehen

Auf der „Unsterblichkeit“ von Zentralbanken baut das Argument von Lagarde und Genossen auf: Da die EZB jede beliebige Menge ihres monopolisierten Geldes produzieren kann, kann sie auch niemals untergehen. Durch dieses einmalige Privileg werden Zentralbanken zu Fremdkörpern innerhalb einer Marktwirtschaft, da sie keinerlei Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. Private Geldproduzenten dagegen, unterliegen den Gesetzen der Marktwirtschaft, stehen in Konkurrenz zu anderen Herausgebern und verfügen über keine Bestandsgarantie. Dieser Umstand spricht scheinbar für das Zentralbankgeld.

Hoheitliches Fiatgeld hat allerdings das schwerwiegende Problem seiner notorischen Inflationsanfälligkeit. Denn nichts und niemand hindert den staatlichen oder suprastaatlichen Geldmonopolisten daran, die Geldmenge auszuweiten und damit den Wert jeder einzelnen bereits existierenden Geldeinheit zu mindern. Und genau das geschieht. Folge: wer Bargeld hortet, wird scheibchenweise enteignet. Der gegenwärtig besonders dramatische Kaufkraftverlust des Euro, ist ein Produkt der Geldmengenausweitung, der keine entsprechende Vermehrung des Güter- und Dienstleistungsangebots gegenübersteht.

Schlimm genug, zur Verwendung schwindsüchtigen Zentralbankgeldes verdammt zu sein. Immerhin indes, kann jeder Bürger, solange er über Bargeld verfügt, selbständig über die Verwendung seiner Moneten bestimmen und beliebige anonyme Transaktionen tätigen. Das ist auch gut so, denn was geht es schließlich Zentralbanker oder Finanzminister an, wofür die Bürger ihr eigenes Geld ausgeben? Richtig – gar nichts! Bargeld verschafft Privatpersonen eine Freiheit, die den herrschenden Eliten ein Dorn im Auge ist. In dem Moment, in dem es verschwindet, und die Verwendung digitalen Geldes alternativlos wird, ist der letzte Rest der verbliebenen Privatsphäre in Geldfragen dahin.

Schweden steht im Begriff, eine "e-Krona" einzuführen

Ältere Semester werden sich noch an den berüchtigten Sager des seinerzeitigen ZK-Vorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht erinnern, der am 15. Juni 1961 treuherzig erklärte „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Keine zwei Monate später stand das innerdeutsche Schandmal, das von sozialistischen Witzbolden zum „antifaschistischen Schutzwall“ umgedeutet wurde.

Es erinnert an Ulbrichts Zitat, wenn EZB-Granden und EU-Nomenklatura feierliche Gelöbnisse zum Erhalt des Bargeldes abgeben. Wer davon auch nur ein Wort glaubt, ist vermutlich auch von der Existenz des Osterhasen überzeugt. Fernziel von EU und EZB ist die bargeldlose und damit von der Politnomenklatura total überwachte Union.

Wird das Bargeld abgeschafft, werden die Insassen Eurolands das Dasein von Leibeigenen fristen. Der oberste Geldsowjet wird dann darüber befinden, wofür sie Ihr Geld künftig ausgeben dürfen und wofür nicht. Dann kann reguliert werden, ob und wieviel Treibstoff, Fleisch oder Tabakwaren die Bürger kaufen dürfen. Willkürlich oktroyierte Zahlungen – etwa für Klimarettungsanliegen – werden bedeuten, der Plünderung seines Zentralbankkontos wehrlos zusehen zu müssen. Die problemlos mögliche Einführung von Negativverzinsen, wird die Bürger dazu zu nötigen, ihre Konsumausgaben zu erhöhen. Geld zu sparen, wird ein Spezialprogramm für Masochisten sein.

Schweden, eine Hochburg des Sozialdemokratismus, steht soeben im Begriff, eine „e-Krona“ einzuführen. Das Land ist also ein Vorreiter auf dem Weg nach 1984. Wie auch im Fall des e-Euro, geht es dort um ein Sinnbild der Zentralplanung. Wenn also Zentralbanker ihre Digitalwährungen als Alternative zu Kryptos wie Bitcoin anpreisen, ist das ein zynischer Witz. Denn Bitcoin ist ja gerade der Inbegriff der Dezentralität und ein Bollwerk gegen hoheitliche Kontrollphantasien. Der e-Euro dagegen, so ist zu befürchten, wird sich zu einem Überwachungsalbtraum auswachsen.