
Andreas Tögel: „Digitales Zentralbankgeld“ – der letzte Schritt zur totalen Kontrolle. Warum die Erhaltung des Bargeldes so wichtig ist
Auf dem Weg zur Bargeldabschaffung ist dem politisch-geldindustriellen Komplex jedes Mittel recht, stellt eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel fest.
Die Abschaffung der 500-Euro-Banknoten, die Einführung zulässiger Grenzen für Barzahlungen, Beschränkungen für den anonymen Ankauf von Gold und die eben bekanntgewordenen Pläne der EZB zur Einführung eines „digitalen Euro“, sind Etappen auf dem Weg zur bargeldlosen Welt. Einer unheiligen Allianz aus Zentralbanken und Regierungen ist es darum zu tun, das Monopol zur Herausgabe ihres Schwundgeldes zu verteidigen und unbeschränkten Zugriff auf private Geldvermögen zu erlangen.
Bargeld bedeutet Datenschutz
Fjodor Dostojewski bezeichnete Geld einst als „geprägte Freiheit“. Freiheit, das sollte niemals vergessen werden, hat mit Privatsphäre und Abwesenheit von Kontrolle zu tun. Und die bleibt gewahrt, wenn bar bezahlt wird: Geld hat kein Mascherl. Was viele Nutzer von Plastikgeld nicht bedenken: Jede Transaktion hinterlässt elektronische Fußabdrücke. Außerdem setzt jede digital abgewickelte Transaktion den Willen der Machthaber voraus, diese auch zuzulassen – vom Funktionieren der erforderlichen Technik ganz abgesehen.
Die meisten der der heute Lebenden, besondere die unter günstigsten Bedingungen aufgewachsenen Babyboomer, haben keine Vorstellung davon, wie es sich in einem totalitären System lebt. Man versetze sich nur einen Moment lang in die Lage eines Dissidenten oder eines aus Gründen seiner Abstammung verfolgten Menschen, dem in einem derartigen System nur elektronisches Geld zur Verfügung steht. Ein paar Mausklicks reichen, und er kann sich weder etwas zu essen, noch eine Fahrkarte kaufen. Zumindest aber hätten die Machthaber Kenntnis von jeder seiner Anschaffungen und Bewegungen. Bargeld dagegen hinterlässt weder Spuren, noch ist seine Funktion von der Willkür der politischen Klasse oder komplizierter Technik abhängig. Bare Zahlungen bedeuten wirkungsvollen Datenschutz.
Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich
Warum sollten solche Zeiten nie wieder kommen? Erleben wir nicht soeben, wie es im Zuge des Kampfes gegen eine Pandemie (und demnächst gegen den Klimawandel!) zu radikalen Freiheitseinschränkungen kommt und wie rasch ideologisch fundierter Totalitarismus erneut heraufziehen kann? Wer ist naiv genug zu glauben, daß jene Charaktere, die es dieser Tage in die Politik zieht, niemals etwas Böses im Schilde führen werden?
Als Gründe für den Kampf gegen das Bargeld werden die Bekämpfung der Geldwäsche, der Kriminalität insgesamt und die Verhinderung der Steuerflucht angeführt. Rechtschaffene Bürger werden also einer kleinen Zahl von Delinquenten wegen unter Generalverdacht gestellt und um einen wesentlichen Teil ihrer Freiheit gebracht. Es ist, als ob man das Tragen von Bekleidung verbieten wollte, weil Bankräuber ihre Untaten eben nicht nackt verüben. Doch seit den Tagen des antiken Rom gilt: Der Mißbrauch hebt den rechtmäßigen Gebrauch nicht auf.
Die Ankündigung der EZB, einen „digitalen Euro“ einzuführen, ist eine gefährliche Drohung. Ohne auf die technischen Details einzugehen: Am Ende wird dadurch jedermann gezwungen sein, ein Konto bei der EZB zu halten. Alle monetär relevanten Daten wären in ihrer Hand. Auch die volle Kontrolle über die Geldvermögen sämtlicher Insassen der EU. Ein Knopfdruck und jede beliebige Höhe von Negativzinsen könnte durchgesetzt werden – ohne jede Möglichkeit, sich dieser besonders perfiden Form der Enteignung zu entziehen.
So lange es Bargeld gibt, sind die Möglichkeiten zur Durchsetzung von Negativzinsen begrenzt, weil man sein Geld nicht auf dem Girokonto lassen muß, sondern im Safe bunkern kann – was im Gefolge der Einführung von „Verwahrungsgebühren“ durch die Geschäftsbanken derzeit auch in erheblichem Umfang geschieht.
Ehe beim Einkauf die Kreditkarte gezückt wird, sollte man kurz innehalten: Was geht es denn die Regierung und die Zentralbank an, ob sich jemand Hämorrhoidensalbe, Lebensmittelkonserven oder Goldmünzen kauft? Fazit: Bargeld bedeutet Freiheit
Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.
Kommentare
Zu all diesen Kommentaren, was passiert wenn sich die politische Lage verändert?
Könnte es sein, dass der Bankomat nur begrenzt Geld ausgibt?
Könnte es sein, damit Bürger auf einen gewissen Level zu halten?
Mit Bargeld hätte man trotzdem einen gewissen Spielraum.
So ein Text wie der oben verfasste Artikel kommt halt zustande, wenn man viel glaubt, noch mehr befürchtet und sehr wenig weiß. Und das ist ziemlich beschämend, wenn man in einem öffentlichen Medium schreibt.
1) Das Hinzufügen einer Ausprägung einer Währung bedingt nicht das Ende einer anderen Ausprägung. Der digitale Euro kann als Asset dem Währungsportfolio hinzugefügt werden, ohne am einzigen gesetzlichen Zahlungsmittel des Eurosystemraums etwas zu ändern.
2) Das Bargeld ist als einziges gesetzliches Zahlungsmittel (das Wort Zahlungsmittel ist ganz bewusst gewählt) im Vertrag über die Arbeitsweise der EU im Absatz 128 festgeschrieben. Der Vertrag über die Arbeitsweise der EU ist ein völkerrechtlicher Vertrag; Änderungsverträge können von jedem Mitgliedsland eingebracht und formuliert werden, die Ratifizierung erfolgt durch alle Mitgliedsstaaten.
3) Das Bargeld als einziges gesetzliches Zahlungsmittel ist des Weiteren im Nationalbankgesetz und im Bundesbankengesetz festgeschrieben, die wiederum nur durch eine 2/3-Mehrheit geändert werden können.
4) Die Stückelung des Bargeldes (nicht aber dessen grundsätzliche Verfügbarkeit) obliegt der EZB. Wenn man Aspirin nur noch in 10er-Packerl kaufen kann, heißt das auch nicht, das Aspirin würde abgeschafft.
5) Das Abschaffungsparadoxon: Es gibt diktatorischere Staaten auf dieser Welt als die Eurosystemländer. Wenn also die Abschaffung des Bargeldes das ideale Mittel ist, um die Bürger zu gängeln und zu kontrollieren, warum wurde dann noch in keinem Land der Welt das Bargeld per Gesetz? abgeschafft?
Beispielsweise in Dänemark ist Bargeld praktisch abgeschafft. Da können Sie kaum noch bar bezahlen.
Seit wann hält sich die EU an die selbst aufgestellten Regeln? Bisher in der Regel eher nicht. Sich darauf zu verlassen ist schon reichlich naiv.
“Nur Bares ist Wahres” – lautet eine alte Redewendung und diese sollten sich alle EU-Bürokraten, welche für die Abschaffung der letzten Barzahlmöglichkeiten eintreten und dafür auch noch Werbung machen, hinter die Ohren schreiben.
Aus deren Warte ist halt nur die totale Kontrolle über die Bürger das Wahre. Es sieht nicht danach aus, dass die irgendwo die Bevölkerung dabei mitreden lassen.
Vielen Dank Herr Tögel. Heute laufen wir in Gefahr durch die massive Werbung für ‘Plastikgeld’, also Bankomatkarten, Debitkarten, Kreditkarten sowie elektronisches Geld verführt zu werden.
Ja es ist manchmal bequem wenn man nur die Karte verwendet. Aber man liefert sich einem anonymen System aus, bestehend aus Elektronik, Internet, Datenanalysen usw. Ob in diesem System für immer nur gute rechtschaffene Demokraten die Kontrolle haben werden, oder ob da einmal Diebe, Manipulatoren, Diktatoren, Despoten usw. – das ist die große Gefahr.
Ja es ist wichtig das Volksbegehren u. die dzt. laufende Kampagne “Pro Bargeld” in Österreich zu unterstützen.
Noch etwas:
Am besten unterstützt man die Idee & Praxis des Bargelds (das Jahrhunderte alte Tradition hat) indem man Bargeld selber an der Supermarktkasse, Tankstelle, u. sonst wo wirklich benutzt und nicht nur redet darüber.
Gold kann man bis 10.000,— € anonym kaufen, früher waren es noch 15.000,– €, heute ist der Preis für die 100 g Barren nach langer Zeit wieder einmal unter 5.000,– €, trotzdem natürlich gravierend teurer als noch vor ein paar Jahren.
Ja und die 10.000 EUR sind ja auch nur pro Einkauf. Es ist also nur umständlicher, wenn man das anonym kaufen will. Dann geht man halt mit Pausen von einer halben Stunde immer wieder zur ÖGUSSA hinein.
Bis vor ca. 30 Jahren war der Verkauf – evtl. auch der Besitz – von Barrengold in Österreich verboten – ich glaube seit Anfang der 2. Republik. In den USA ist es derzeit verboten, so viel ich weiß. Also immerhin kann man es kaufen.
Die Maßnahmen in den letzten eineinhalb Jahre hatten tiefere Einblicke in Unternehmen gegeben, weil die Kommunikation weitestgehend nur elektronisch erfolgt ist, was alles abhörbar ist.
Ich stimme allem zu, aber das Hervorheben von “Schwundgeld” finde ich nicht so ganz korrekt. Eine Währung ist nur als Schwundgeld realiserbar, anders können die Ausweitungen der Einheiten durch Zinsen nicht kompensiert werden. Ansonsten zerreißt es eine Währung alle paar Jahrzehnte.
Eine Digitalwährung wäre eine der letzten Freiheiten, die uns damit genommen würde. Bei einem bin ich aber sicher diesbezüglich: Man wird auch deswegen keine Volksabstimmung machen.
Man wird dann auch den Besitz von Barrengold wieder verbieten und vor allem den Besitz von Valuten anderer Länder. A la longue werden alle anderen Länder dann auch auf Digitalwährungen umstellen genauso wie es gelungen ist, alle Länder dazu zu zwingen, ihr Bankgeheimnis aufzuheben. Das gibt es nur in Schurkenstaaten, die entweder bekriegt werden oder zumindest sanktioniert.
Es wird also auch nicht die Möglichkeit geben, auf eine fremde Währung auszuweichen, so wie es in Staaten mit nicht funktionierender Währung oft gehandhabt wird/wurde.
Alle Punkte einer Bargeldabschaffung- oder Einschränkung sind perfekt zusammen gefasst. Hoffentlich verstehen das alle Bürger. Bei der Plandemie hat die Medienpropaganda ja ganze Arbeit geleistet. Mit Angst und Panikmache wurde die Demokratie abgeschafft und manche jubeln dazu noch.
Es ist leider ziemlich egal, ob man es versteht oder nicht. Ich glaube nicht, dass es dazu eine Volksabstimmung geben wird. Wenn es kommen wird, wird es kommen. Demonstrationen dagegen werden genauso unterbunden werden wie die gegen die Pandemie-Maßnahmen.