Andreas Tögel: EZB, Christine Lagarde und der Euro
Ein kürzlich von Christine Lagarde gegebenes Interview lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, wohin die Reise der Eurozone geht. Sie phantasiert von der Gefahr einer Abhängigkeit von den Währungen der „unfreundlichen Staaten“ Russland und China – und lehnt jede von Facebook oder Google anzubietende Geldalternative strikt ab, meint eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Sinn und Zweck einer Zentralbank – so das gängige Narrativ – besteht in ihrer Funktion als „Währungshüterin“. Die Satzung der Europäischen Zentralbank (EZB), definiert im Kapitel II die Ziele und Aufgaben der Organisation. Die bestehen vorrangig darin „…die Preisstabilität zu gewährleisten.“ Vom ideologisch motivierten Streben nach „Gendergerechtigkeit“ oder „Klimaschutz“ – beides bevorzugte Steckenpferde der EZB-Chefin Christine Lagarde -, oder von der Finanzierung einzelner Mitgliedsstaaten, steht da kein Wort.
Die satzungsfremde Ideologisierung der europäischen Geldpolitik, ist zweifellos problematisch Die Zielgröße „Preisstabilität“ ebenfalls. Dabei handelt es sich nämlich um einen recht schwammigen Begriff, der ohne die Verwendung von Aggregaten nicht auskommt. Was bedeutet Preisstabilität schon, wenn der willkürlich zusammengestellte und gewichtete „Warenkorb“ zwar keine Preissteigerungen anzeigt, es innerhalb desselben aber zu groben Verschiebungen kommt? Was nutzt es dem Mindestrentner, wenn offiziell „Preisstabilität“ herrscht, weil z. B. Computerkomponenten, Videorecorder und Elektroautos billiger werden, Lebensmittel- und Heizungskosten sich aber dramatisch verteuern?
In Artikel 16 der Satzung wird das Währungsmonopol in der Gemeinschaft festgelegt, wenn es da heißt: „Die von der EZB und den nationalen Zentralbanken ausgegebenen Banknoten sind die einzigen Banknoten, die in der Gemeinschaft als gesetzliches Zahlungsmittel gelten.“ Der Euro ist das einzige „gesetzliche Zahlungsmittel“.
Monopole für deren Inhaber eine tolle Sache
Monopole sind für deren Inhaber eine tolle Sache: Wer exklusiv über die Möglichkeit verfügt, bestimmte Güter und Dienstleistungen zu liefern, verfügt damit über eine Bonanza. Allerdings ist es nicht egal, wer das Monopol beherrscht. Ein unter Marktbedingungen agierendes Monopol (oder Kartell) hat gewöhnlich keinen Bestand, weil alsbald findige Wettbewerber auftauchen, die alternative Produkte anbieten, oder einzelne Mitlieder eines Kartells sich nicht an die getroffenen Abmachungen halten. Wer nicht dazu gezwungen ist, Pizzen zu kaufen, die von einem Monopolisten produziert werden, kann auf Nudelgerichte ausweichen. Kein privater Anbieter von Waren und Dienstleistungen – und sei er noch so groß – kann jemanden dazu zwingen, seine Produkte zu kaufen.
Ganz anders verhält es sich, wenn es sich um ein mit staatlicher Macht bewehrtes Monopol handelt, das die Annahme seiner Erzeugnisse mittels Anwendung von Zwang und Gewalt durchsetzen kann. Sofern es um Geld geht, besteht ganz besonders große Gefahr, da Geldproduktion bekanntlich mit Macht einhergeht (siehe hier). Die Gefahr des Missbrauchs ist im Fall einer zwangsgewaltbewehrten Geldproduktion offensichtlich. Wer staatlich monopolisiertes Fiatgeld nutzen muss, um seine Steuerschulden zu begleichen, ist der Willkür der unter der Bezeichnung Zentralbank firmierenden Inflationierungsbehörde auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
EZB-Chefin besteht auf Monopolcharakter des Euro
Ein kürzlich von Christine Lagarde gegebenes Interview, lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, wohin die Reise der Eurozone geht. Sie besteht auf dem Monopolcharakter des Euro, ohne dafür eine plausible Begründung zu nennen, phantasiert von der Gefahr einer Abhängigkeit von den Währungen der „unfreundlichen Staaten“ Russland und China – und lehnt jede von privaten Akteuren, wie Facebook oder Google anzubietende Geldalternative strikt ab. Das ist auch nicht verwunderlich, denn jeder private Geldproduzent stünde ja – im Gegensatz zur EZB – unter Wettbewerbsbedingungen und müsste das Publikum jederzeit davon überzeugen, dass die von ihm herausgegeben Währung stabil und werthaltig ist. Kein Mensch würde von privaten Anbietern herausgegebenes Geld akzeptieren, dessen Kaufkraft täglich an Wert verliert, wie das bei der europäischen Gemeinschaftswährung der Fall ist. Wettbewerb ist eben immer und überall die Peitsche, die zu seriösem Handeln zwingt (was nicht bedeutet, dass krimineller Missbrauch ausgeschlossen ist).
Lagarde spricht weiters über die bevorstehende Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes, was praktisch den letzten Schritt zur Totalüberwachung der europäischen Bürger bedeuten wird. Ganz offen nennt sie die damit technisch unbegrenzten Kontrollmöglichkeiten, die allenfalls für Bagatellbeträge von 300 – 400 Euro nicht wirksam werden könnten. Aber sogar solch kleine unkontrollierte Zahlungsvorgänge, scheinen ihr dubios, weil damit „Terrorismus finanziert werden“ kann, wobei sie auf einen Fall in Frankreich verweist, der zehn Jahre zurückliegt.
Rund 342 Millionen Einwohner der Eurozone werden von der EZB-Chefin unter Generalverdacht gestellt, weil vor zehn Jahren in Frankreich ein mit kleinen Einzelbeträgen finanzierter Terroranschlag stattfand. Hält die Dame die Menschen wirklich für so dumm, zu glauben, dass mit der Einführung eines von der EZB kontrollierten Digitalgeldes dem Terrorismus Einhalt zu gebieten wäre?
Frau Lagarde ist Juristin, keine Ökonomin
Frau Lagarde ist Juristin, keine Ökonomin. Vor ihrer Berufung an die Spitze der Zentralbank war sie Politikerin – und das ist sie bis heute geblieben. Jeder ihrer öffentlichen Auftritte ist durch Unsicherheit in geldpolitischen Fragen gekennzeichnet – sofern es dabei nicht um Geschlechtergleichstellung, Klimaschutz oder andere Anliegen geht, die mit dem Mandat der EZB nichts zu tun haben.
Steht zu hoffen, dass sich – allen politischen Quertreibereien zum Trotz – dezentrale private Alternativen (wie Bitcoin) zur politisierten, chronisch schwindsüchtigen Esperantowährung Euro, auf breiter Basis etablieren können. Das würde die „Währungshüter“ dazu zwingen, ihr Hauptaugenmerk dem Erhalt der Kaufkraft des Euro und nicht mandatsfremden Zielen wie dem Klimaschutz zu widmen.
Es geht um viel, nämlich um nichts weniger, als die Freiheit und den Wohlstand der Unionsbürger.
Kommentare
Lagarde, ist eine der Todengräber in der EU. Jean Claude Juncker sagte einst, ” “Wir führen etwas ein , kommt keine negative Reaktion machen wir weiter. Schritt für Schritt, bis wir am Ziel sind.” Wir sind am besten Wege in eine Union der Unfreiheit, des Zwangs, der Verbote, der Knechtschaft. Perikles sagte:” Sei überzeugt, dass das Geheimnis des Glücks die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit der Mut ist”. Und das Zweieinhalb Jahrtausende vor unserer Zeit. Die Menschheit braucht Mut zum Widerstand und Erkenntnisgewinn um aus dem linken, eingelullten Dämmerschlaf zu erwachen. Kurz versprach, das Recht auf Bargeld in die Verfassung zu schreiben? Oder, was wurde aus dem Bargeld-Volksbehren? Nun denkt man an die Einführung von Bargeldobergrenzen, Abschaffung des Sparbuchs, stattdessen Sparcard, Einf. der DigitalEuro, mit schwindliger Begründung. Vermehrt wird mittels Handy -Apps, bezahlt etc. Eines Tages werden wir munter werden und uns wird das Konto leergeräumt sein und wir in einer EU-UDSEU sitzen.
Lagarde soll besser ihr Strafen wegen Steuervergehn absitzen als schwafeln!
Ich habe von dieser “Dame” noch nie etwas gehalten, sie ist eine von vielen Schergen…. so gesehen freut es mich, dass es zumindest hier Journalisten gibt, die dieses Thema angreifen. Generell ist das schon richtig was hier steht, aber eine Währung ist ja nicht nur Repräsentator für Werte, sie ermöglicht es überhaupt erst einmal Werte einzuschätzen und zu vergleichen. Eine stabile Währung einer zuverlässigen Zentralbank wäre da der Idealfall. Um den dig-Euro als absolutes Kontrollmittel vorzuführen müsste natürlich erst einmal das Bargeld abgeschafft werden und da hoffe ich, wird es massivsten Widerstand geben. Dann dürften Devisenkonten auch nicht mehr erlaubt sein und der Besitz alternativer Werte wie etwa Gold müsste auch verboten werden. Aber um das durchzusetzen müsste die EU sich tatsächlich in eine Art DDR verwandeln oder gar noch Schlimmeres. Menschen, die es sich aussuchen können, würden die Union wahrscheinlich verlassen, übrig blieben die Ärmeren und “die Neuen” . Paradiesische Zustände…..
Diese Lagarde und von derLeien oder wie die richtig heisst, sind die Art von Politiker, die nicht gewählt wurden vom Volk und uns Großen massiven Schaden zufügen in der EU. Sowas gehört nach Hause an den Herd oder zu den eigenen Kindern. Das traurige an der Geschichte ist, daß nix gescheiteres nach kommt.
Der Euro war von Anfang an eine Fehlkonstruktion. Wir sollten eher daraus rauskommen, was aber absolut nicht einfach ist. Und Lagarde und die EZB können wir am Weg dahin auch entsorgen.
Noch nie war eine Zeitung wie der eXXpress so wichtig wie heute!
Dafür ein ❤️Dankeschön!
Grandioser Artikel. Es wird allerdings anhand der derzeitigen Entwicklung in der EU soweit kommen, dass sich in den niedrigeren Gesellschaftsgruppen und in der Noch-Mittelschicht der Tauschhandel wieder etablieren wird. Der Euro bleibt derweilen für Abgaben, Steuern, Fixkosten etc. Für den Alltag und für Lebensmittel & Co. wird – vor allem im ländlichen Bereich – der Tauschhandel intensiviert werden. Dieser kann sogar in den Städten vollzogen werden. Entweder ein materielles Tauschgeschäft oder Arbeitsleistung gegen Ware. Die Menschen haben immer einen Weg gefunden zwischen Zwängen, Gesetzen und Regeln.
Lagarde und der “fahrlässige Umgang mit öffentlichen Geldern” ist allseits bekannt.
Sehr wichtiger Artikel! Die EZB ist zwar weisungsunabhängig, doch sie verrät ihr Mandat und gehört daher dringend reformiert – und Frau Lagarde abgesetzt. Als einzelner kann man derzeit nur im Umfeld informieren und gegen das geplante Vermögensregister, EU-Geldwäschebehörde AMLA und die Bargeldobergrenze für Transaktionen argumentierten.
Das Konstrukt EU ist meiner Meinung am Ende – jede Tat und Idee ein wirtschaftlicher Grausen mit Totalauswirkung auf den normalen Bürger – zuerst Geldschwemme recht billig – jetzt Rückzug der Schwemme auf brutale Weise jenen jungen Bürgern gegenüber, die auch ein Recht auf ein Eigenheim haben – das ohnehin selber erarbeitet werden muss – keine Chance mehr zum jetzigen Zeitpunkt eine Familie zu Gründen und diese so aufwachsen zu lassen, wie wir es mit dem guten Schilling als Grundlage noch konnten – ich schäme mich für diesen Wandel – kann aber nichts dagegen tun – man wird sehen wie sich das entwickelt – ich ahne nichts Gutes !!!
Sorry, aber die “Jungen” sind total weichgespült und befürworten alles unkritisch was von der EU kommt. Versucht man aufzuklären wird man im harmloseren Fall als Boomer bezeichnet ansonsten eh schon wissen.. die “Keule”..
Ich stimme dem Autor völlig zu. Frau Lagarde ist eine Geschworene der globalistischen Eliten und stellt sich schlecht vor, wie die Wirtschaft funktioniert. Eines beruhigt, dass die Chefs der Fed und des Finanzministeriums in den USA auch keine Ausbildung haben. Und im Kongress und im Senat ist es noch schlimmer. Bidens Kollegin und US-Senatorin Alexandria Ocasio-Cortez sagte am 29. Mai, dass es notwendig sei, mehr Geld zu drucken, um die Inflation zu senken.🙂 Im Allgemeinen ist nichts Gutes für den Euro und den Dollar am Horizont. Die Zukunft liegt hinter einem ausgewogenen Korb von Währungen und der Vermeidung von Monopolen.
Eben Formalwissenschaft statt Realwissenschaft.
Die Geduld der Europäer ist schon sehr überstrapaziert….der brave Arbeiter sieht seine hart erwirtschafteten Euros täglich an Wert verlieren, während die Politik Geld an Personen verschleudert, die nicht mal einen grundsätzlichen Anspruch auf Steuergeld haben dürften….die Bürger werden auf Alternativen ausweichen….Fremdwährungen, Edelmetalle, Kryptowährungen….wie will dieser Moloch in Brüssel das kontrollieren oder sanktionieren….mit Generalwaffenverbot und Einführung einer LQTBr Diktatur – dies würden fremde Völker als Einladung zur Invasion verstehen….und die Europäer würden dies wohl als Befreiung empfinden….
Was Herr Tögel hier vornehm verschweigt ist die Tatsache, dass Frau Lagarde auch noch korrupt ist – gerichtlich bestätigt.
Warum wohl wurde eine gerichtlich verurteilte Frau an die Spitze der EZB gewählt?
ÖXIT – alles andere ist sinnfrei.
Bitcoin & Co sind als Zahlungsmittel absolut ungeeignet und können am ehesten noch als Zusatz zu einem stabilen Geldsystem betrachtet werden.
Die maximal zu fördernde Menge von 21 Millionen Bitcoins ist auch bald erreicht. Wie dies mit dem derzeitigen Geldsystem vereinbar sein soll, ist mehr als fraglich. Gehen Bitcoins verloren, können sie auch nicht repliziert werden. Am Ende streitet man sich wie die Grauen Herren aus Michael Endes Klassiker Momo um den letzten Stummel..