
Andreas Tögel: Globale Mindeststeuern – der Traum aller Etatisten
Konkurrenz belebt das Geschäft – sie fördert Leistungsbereitschaft, Effizienz und Kreativität. Warum sollte es ausgerechnet bei den Steuern anders sein, fragt sich eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Kein Wettbewerb, keine Marktwirtschaft. Wer Konkurrenz durch Kooperation ersetzt, erntet Ineffizienz, und Mangelwirtschaft. Beispiel: Während im marktwirtschaftlich organisierten Westen des geteilten deutschen Staates die noble Mercedes S-Klasse zur Verfügung stand, musste man sich im sozialistischen Arbeiter-und-Bauern-Paradies DDR mit stinkenden Zweitaktern aus Zwickau begnügen. Beide probiert – kein Vergleich.
Weltweit existieren Kartell- und Anti-Trust-Gesetze, die Preisabsprachen zwischen Unternehmen verhindern und für günstige Einkaufsbedingungen der Konsumenten sorgen sollen Dass es nicht der Ironie entbehrt, wenn ausgerechnet territoriale Gewaltmonopolisten gegen wirtschaftliche Monopole kämpfen, steht auf einem anderen Blatt.
Nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten stehen im Wettbewerb zueinander. Neben naturgegebenen Voraussetzungen, wie Lage, Größe und Klima, bestimmen viele menschengemachte Faktoren die Attraktivität eines Standorts. Ein stabiles Rechtssystem, das besonderen Ausdruck im Eigentumsschutz findet, eine gut funktionierende Infrastruktur, das Vorhandensein gut qualifizierter Fachkräfte, geringe Kriminalität und saubere Umwelt, sind starke Argumente für potenzielle Investoren.
Von ebenso großer Bedeutung ist die Steuerlast. Wer, gleich ob als Unternehmer oder als Angestellter, etwas leistet, will die Früchte seiner Arbeit behalten. Entwickelt der Fiskus übertriebene Begehrlichkeiten, kommt es zu Steuerwiderständen und/oder zu einem Rückgang der Produktivität. Keiner müht sich ab, nur um den Staat zu mästen. Wie das Beispiel der kleinräumig organisierten, gut und zu niedrigen Kosten verwalteten Schweiz zeigt, bietet der Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen starke Anreize für einen sparsamen Umgang mit Steuergeldern. Konkurrierende Steuersysteme liefern zudem – wie die anderen genannten Faktoren – Gründe für Betriebsansiedlungen oder Standortwechsel.
Die Sozialisten in allen Parteien – allesamt eingefleischte Etatisten, behaupten, ein interstaatlicher Steuerwettbewerb wäre ruinös und beraube die Staaten ihrer Möglichkeit, Sozialpolitik zu betreiben. Der Kampf gegen „Steueroasen“ steht daher ganz weit oben auf ihrer Agenda. Oasen sind für sie nur im Leben jenseits der Staatsfinanzierung etwas Gutes. Etatisten bevorzugen Wüsten – Steuerwüsten.
Den Nettosteuerzahlern droht Ungemach
Die Biden-Administration in den USA, treibt im Gefolge einer beispiellosen Erhöhung der Staatsverschuldung eine internationale Steuerharmonisierung voran – strebt also die Ausschaltung steuerlichen Wettbewerbs an. Biden will die Mindeststeuern für Unternehmensgewinne von derzeit 21 auf 28 Prozent, also um ein Drittel, erhöhen und wirbt um internationalen Gleichschritt in dieser Angelegenheit. Nicht ohne Erfolg! Soeben haben die führenden Wirtschaftsnationen (G7) beschlossen, eine „Mindeststeuer von 15 Prozent für Großkonzerne“ einführen zu wollen. Daß es allein dabei bleiben wird, ist eher unwahrscheinlich. Der Appetit wächst bekanntlich beim Essen.
Die USA und andere Staaten mit großen Binnenmärkten werden von einer internationalen Steuerharmonisierung profitieren, während kleine Staaten, die, etwa wegen ihrer Binnen- oder Randlage einen niedrigen Steuertarif als einzigen Vorteil für Investoren anzubieten haben, deutliche Nachteile erleiden werden. Die Steuervereinheitlichung hat einen Umverteilungseffekt zugunsten der Großen.
Kommt es – nicht nur im Hinblick auf „Konzernsteuern“ – zu einer solidarisch in Richtung Steuerwüste marschierenden transatlantischen Achse, droht den Nettosteuerzahlern ernstes Ungemach. Die Regierungen beiderseits des Atlantiks wären jeder Notwendigkeit enthoben, sich Zurückhaltung bei Regulierungen und Ausgaben aufzuerlegen. Kein Unternehmen und kein „Besserverdiener“ wird irgendwo bessere steuerliche Arbeits- und Produktionsbedingungen finden. Eine „Abstimmung mit den Füßen“ hat dann ihren Zweck verloren. Eine internationale Steuerharmonisierung wird den Machtausbau der Regierungen weiter vorantreiben und Einkommen und Vermögen der Bürger noch stärker belasten.
Die Ausschaltung von Wettbewerb ist der marktwirtschaftlichen Ordnung grundsätzlich wesensfremd. Das gilt auch im Hinblick auf unterschiedliche Steuertarife in verschiedenen Staaten.
Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.
Kommentare
Wir werden erst sehen, ob sich auch beim G20 Gipfel alle darauf einigen werden. Wenn sogar innerhalb der EU keine Einigung zu erwarten ist ist es sehr wahrscheinlich, daß keine
Einstimmigkeit zu erwarten ist.
In Wahrheit geht es um die unterschiedliche Mobilität – und Umgehungsmöglichkeit der Besteuerung – des Faktors Kapital versus der Besteuerung anderer Steuerbasen. Welcher Arbeiter oder Konsument – oder welche KMU ! – kann schon eine ausländische Tochtergesellschaft in Irland gründen, die dann die ganzen Gewinne einfährt?
Wenn ein Land wirklich fit ist, soll es an den Steuersätzen der weniger mobilen Steuerbasen seine Fitness zeigen. Bei den höchstmobilen Steuerbasen sollten Länder sich aus spieltheoretischen Gründen koordinieren – und das wollen sie hier offenbar, zumindest bis zu lächerlichen 15% bei Unternehmenssteuern. Meine KMU zahlt weit mehr.
Aus meiner Sicht versteigt sich hier der Autor ein wenig. Aber möglicherweise habe ich ihn nur nicht ganz verstanden .
Der Sozialismus hat zwar weltweit total und kläglich versagt, aber der Traum mancher Zeitgenossen (m/w/d) alles zu vereinheitlichen und die Wirtschaft gleichzuschalten, scheint immer noch nicht ausgeräumt zu sein. Diese Ziele benötigen natürlich auch einen einheitlichen Menschen mit einer einheitlichen Meinung.
Die einzige Vielfalt das diese Mensch*innen anstreben sind bunte Kopftücher, bunte Hautfarbe und viele Geschlechter die dann doch irgendwie alle gleich sind.
https://exxpress.at/absolut-legal-us-millionaere-zahlen-keine-einkommenssteuer/
Sehr geehrter Lugg,
schauen Sie sich an was der wirkliche Inhalt des Artikel, den sie verlinkt haben, aussagt.
Herr Musk, z.B., hat ca. 18% der Tesla Aktien, wenn der Kurs dieser Aktien um zB 10% steigt wird er dadurch viel reicher (aber nur fiktiv solange er seine Anteile nicht verkauft). Die Autoren des Artikels unterstellen nun er zahlt keine Steuern. Was nicht stimmt, denn wenn er die Aktien verkauft muss er diese zahlen. Den Wertzwachs des Unternehmens zu besteueren, wäre Wahnsinn und käme einer Enteignung gleich (Vermögenssteuer), das wollen aber die Veröffentlicher dieser Daten.
Ein greifbareres Beispiel, Sie wohnen in einem Haus am Stadtrand von Wien, dass vor 10 Jahren 200000 Euro Wert war und jetzt 600000 Euro Wert ist (ein realistisches Beispiel). Sie haben ein Arbeitseinkommen von dem sie gerade leben können. Dann sagen diese Leute, schau der hat 400000 in 10 Jahren verdient und keine Steuern dafür gezahlt. Aboluter Unsinn, Sie haben keine 400000 verdient, sondern nichts (außer Ihrem Arbeitseinkommen), sie wohnen ja nach wie vor in diesem Haus, nur ist es jetzt 400000 Euro mehr Wert. Aber genau so argumentieren jene Personen, welche in Ihrem link angegeben werden (so nebenbei haben sie noch vertauliche Steuerdaten gestohlen). Diese Leute sagen Sie sollen das versteueren, sprich 200000 Euro zahlen. Viel Spaß dann, die einzige Möglichkeit dies Sie haben ist, Ihr Haus zu verkaufen, um diese verrückte Summe aufzubringen.
Pure Demagogie um Neid zu schüren.
Wie sonst könnte die Nichtbesteuerung der Großen Internationalen und der vermehrten Besteuerung der Kleinen geregelt werden?