
Andreas Tögel: Globalisierung und Lebensstandard – ein Plädoyer für den Freihandel
Der Vater der neuzeitlichen Wirtschaftswissenschaften, Adam Smith, gelangt in seinem 1776 erschienenen Hauptwerk „The Wealth of Nations“, zu einigen bis heute weitgehend außer Streit stehenden Einsichten. So etwa zu der, dass wir unsere Mahlzeiten nicht dem Wohlwollen von Fleischern, Bäckern oder Brauern verdanken, sondern deren Streben nach ihrem eigenen Vorteil.
Die „unsichtbare Hand des Marktes“ sorgt für die bestmögliche Ressourcenallokation und wirkt zu jedermanns Vorteil (was von John Maynard Keynes, dem Propagandisten des Staatsinterventionismus, bestritten wurde).
Das auf alle Marktteilnehmer verteilte Wissen, ist durch die Planung einer Behörde nicht zu ersetzen. Es ist daher kein Zufall, dass planwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaften mit solchen, die marktwirtschaftlich-kapitalistisch strukturiert sind, nicht konkurrieren können.
Von besonderer Bedeutung ist die von Smith konstatierte Tatsache, dass Arbeitsteilung und die dadurch mögliche und nötige Spezialisierung, zu einer wesentlichen Steigerung der Produktivität und des allgemeinen Wohlstands führt. Er wählt als Beispiel die Herstellung von Stecknadeln. Nicht jeder muss alles können und tun. Wer sich auf eine spezielle Arbeit konzentriert, kann dabei – dank des damit verbundenen Lerneffekts – mehr leisten als ein Allrounder. Die Menge und Qualität der arbeitsteilig produzierten Güter ist größer, als wenn jeder alles selbst herstellt. Im Ergebnis profitieren alle am Prozess von Spezialisierung und Arbeitsteilung teilnehmenden Personen.
Wohlstand der "Globalisierung" geschuldet
Je mehr Menschen und Betriebe sich auf das konzentrieren, was sie am besten können, desto wirtschaftlicher geht die Produktion vonstatten. Daraus folgt, dass die Größe eines Marktes positiv mit der Möglichkeit zur Arbeitsteilung korreliert. Die vom britischen Wirtschaftswissenschaftler David Ricardo zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorgelegte Theorie des „komparativen Kostenvorteils“ führt Smiths Überlegungen weiter und bildet die Basis zur Forderung nach Freihandel.
Der Wohlstand, der in weiten Teilen der Welt heute herrscht, ist zu einem guten Teil den internationalen Warenströmen, der „Globalisierung“, die gleichermaßen von rechts- und links-außenstehenden Kräften bekämpft wird, geschuldet. Ohne die Waren aus Fernost (gleich, ob Elektronik, Maschinen oder Bekleidung), die zu niedrigen Kosten geliefert werden, läge der Lebensstandard in den USA und Europa auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Zugleich konnten große Teile der Bevölkerung in China und anderen ostasiatischen Ländern, der Armutsfalle entrinnen. Im Gegensatz dazu werden Staaten, die nicht am internationalen Handel teilnehmen, wirtschaftlich immer weiter abgehängt. Das gilt insbesondere für viele Länder Subsahara-Afrikas.
Konsequenzen der politisch orchestrierten Handelseinschränkungen
Der Umstand, dass es trotz der gewaltigen Geldmengausweitung, die von den Zentralbanken seit 1971 nahezu im Gleichschritt vorgenommen wird, bis vor Kurzem zu keinem Preisauftrieb auf breiter Front gekommen ist, ist allein der mit der Globalisierung einhergehenden Preisdeflation zu verdanken. Dem Kaufkraftverlust von Dollar, Euro und Pfund, wurde durch billige Importe entgegengewirkt.
Dass es derzeit beiderseits des Atlantiks plötzlich zu einem massiven Kaufkraftverfall der Währungen kommt, geht auf die Konsequenzen politisch orchestrierter Handelseinschränkungen zurück. Zuerst aufgrund der – insbesondere im totalitär geführten China – maßlos überzogenen Pandemiemaßnahmen, und anschließend wegen der aus der EU-Perspektive betrachtet, autodestruktiven Sanktionspolitik gegen Russland. Schon droht dem internationalen Handel wegen der Drohgebärden Chinas gegen Taiwan der nächste Schlag. Die positiven Effekte der Globalisierung werden dadurch teilweise zerstört.
Kleine Märkte = weniger Spezialisierung
Auch jene markfeindlichen Kräfte, die – wie „Attac“ – unentwegt die Gefahren der Globalisierung beschwören, kommen an der Realität nicht vorbei: Kleinere Märkte bedeuten weniger Spezialisierung, weniger effiziente Produktion – und damit eine Reduktion des allgemeinen Lebensstandards.
Unter sonst gleichen Bedingungen, verteuert sich ein aufgrund von Handelsbarrieren künstlich verknapptes Warenangebot bei gleichbleibender Nachfrage. Und wer deutlich mehr für bestimmte, bislang preisgünstig importierte Produkte ausgeben muss, hat weniger für andere Einkäufe übrig. Das bringt viele Betriebe, die ohnehin schon mit steigenden Kosten zu kämpfen haben, zusätzlich unter Druck, weil ein Teil ihrer Kundschaft ausbleibt oder weniger konsumiert. Folge: Eine Negativspirale beginnt sich zu drehen.
Gastronomie und Einzelhandel zuerst betroffen
Gastronomie und Einzelhandel sind die zuerst betroffenen Branchen. In einem Restaurant essen zu gehen, wird empfindlich teurer und viele können sich diesen Luxus angesichts galoppierender Lebenserhaltungskosten nicht mehr im gewohnten Umfang leisten. Der Einzelhandel wiederum leidet unter den während der Lockdowns geänderten Einkaufsgewohnheiten. Die Internethändler profitieren von den Veränderungen der Publikumspräferenzen noch mehr als Post, DHL und UPS. Viele, die erkannt haben, wie gut der Einkauf via Bildschirm funktioniert, bleiben dauerhaft dabei. Hinzu kommt, dass wirtschaftlich unsichere Zeiten auch viele jener Zeitgenossen zu Konsumeinschränkungen veranlassen, die (noch) nicht durch sozialen Abstieg bedroht sind.
Eines sollte auch auch den staatsgläubigsten Untertanen klar sein: Sooft Regierungen in die Wirtschaft eingreifen, führt das zu Wohlstandsverlusten. Denn Handel erfolgt ja nicht von Staat zu Staat, sondern läuft zwischen privaten Akteuren: Unternehmen und Privatpersonen. Handelsbeschränkungen bedeuten daher Freiheitsverluste, die den grenzüberschreitenden Handel bremsen. Das aber ist, auch und besonders in einer wirtschaftlich vernetzten Welt, kostspielig. Wer´s nicht glaubt, werfe einen Blick in die aktuelle Inflationsstatistik.
Kommentare
Ein ausgezeichneter Beitrag, dem nichts hinzuzufügen ist.
Sehr guter und wichtiger Artikel. Die Erkenntnisse aus 1776 haben leider noch nicht den Weg in unsere Schulen, Universitäten und Köpfe gefunden 🙂
Eine Anmerkung: Die wirtschaftlichen Akteure von Smith agieren rational, ohne Ideologie und sind vertrauenswürdig. So war und ist die Realität aber nicht. Wir müssen mit Putin, Xi, der EU und den grünen Wirrköpfen leben. Bei essenziellen Gütern wie Energie oder Medikamente sollte man daher zur Sicherheit was drauflegen und die Kontrolle darüber behalten. Sonst endet man wie D, A oder die EU in der Ukraine-Krise.
Alles richtig, was Herr Tögel schreibt, einen gravierenden Nachteil hat die Globalisierung trotzdem: Das ist die geopolitische bzw. -strategische Abhängigkeit der heimischen Märkte von unter Umständen autoritären und unberechenbaren Mächten, wie sich gerade jetzt zeigt und uns die Abhängigkeit Europas nicht nur von Rohstoffen, sondern auch von Hightech Produkten bitter vor Augen führt. Dadurch ist Europa erpressbar geworden. Leider sind viele Länder keine Vorzeigedemokratien wie etwa Japan.
Wir brauchen viel mehr Globalisierung. Ich will auf Wein aus Chile und Kalifornien nicht verzichten! Eben sowenig auf Fleisch aus Argentinien und T-Shirt aus China!
Volkswirtschaftlich ist das vollkommen richtig: Globaler Handel ist eine Erweiterung der Arbeitsteilung .. die es günstiger und besser machen tun es. Aber warum ist das so gekommen? Seit den 50iger und 60iger Jahren, wo noch relativ viel Produktion in Europa (und USA) stattgefunden hat, ist es zu einer massiven Auswanderung und Auslagerung der Produktion vor allem nach Asien gekommen. Warum wohl? Starke Ausweitung der Staatsinterventionismus und öffentlichen Sektors mit zunehmender bürokratischer und für die Betriebe teurer Regulierung (zuerst im Arbeitsrecht und dann bei der Umwelt und Energie), hohe Löhne, die nicht mit die Produktivität angepasst waren (besonders auch in Südeuropa), hohe Sozialabgaben usw.. Auf der anderen Seite in Asien fleißige und intelligente Menschen, die sich um die Betriebe, die aus dem Westen ausgewandert sind bemüht haben und billig die Güter hergestellt haben(trotz oft auch widriger politischer Verhältnisse in Asien). Darauf hat sich unser Wohlstand begründet hat (trotz hoher Steuern und Überregulierung). Und jetzt soll die Produktion wieder nach Europa (und USA) kommen, wo sich die Zustände, vor denen sie geflüchtet sind sogar noch verschlimmert haben (die Regulierung hat angezogen, die Steuern sind noch höher und Fachpersonal gibt es nicht, die Energie wurde künstlich verknappt und deshalb viel teurer usw.)? Das wird nicht geschehen und wir können nur hoffen, dass der Handel wieder in Gang kommt und uns die Güter und die Energie liefert, die wir selbst nicht mehr herstellen können (zB Halbleiter) oder wollen( was vor allem die Energieförderung in Europa betrifft).
heute nur kurz zu Ihrer Einleitung Hr. Tögel
ex VW Boss Diess erhält in den nächsten 5 Jahren 30 Mio. für ???
er macht Platz für jemanden der wahrscheinlich auch zig Mio. verdienen wird. – soviel zum Streben nach dem eigenen Vorteil
dem gegenüber:
Stellenabbau bei VW?
Stellenabbau bei Audi?
afrikanische Kinder in Erdlöchern um günstige Batterien zu ermöglichen?
die Liste ließe sich fortsetzen…..
ach ja – die Wertschöpfung
natürlich darf die Gesetzgebung hier keinesfalls einschreiten.
Unser westlicher Wohlstand basiert auf Freihandel (Ausbeutung) ärmerer Länder.
Das in der Klammer bitte nicht vergessen.
Globaler Freihandel ist schön und gut, funktioniert aber nicht, wie man in Kriegszeiten am besten sehen kann.
Ein anderes Beispiel, Landwirtschaft:
Wenn wir das dem freien globalen Markt überlassen, gibt es in Österreich keine Landwirtschaft mehr (ausgenommen ein paar wenige Gunstlagen in Niederösterreich). kein Landwirt in Österreich kann mit Konzernen, die 150.000 Hektar in Russland oder USA konkurrieren. Nichteinmal mit Landwirten in Deutschland oder Polen.
Das würde heißen, es gibt keinen einzigen Bergbauern in Österreich, mit den dann zu Wald werdenden Flächen auch keinen Tourismus mehr. Und das Qualitätsargument ist absolut lächerlich.
Und genauso würde es wohl vielen anderen Branchen gehen.
Theoretisch ist natürlich alles möglich, praktisch niemals.
…..praktisch wäre es nur dann möglich, wenn vorangehende Bürgerkriege einkalkuliert sind.
Interessanter Artikel ! Zur Globalisierung : mit deren Vorteilen korreliert allerdings auch die Verdeckung, Verdunkelung, der Missbrauch, die Korruption…Beispiel sind täglich i.d.Medien zu lesen !! Kontrolle ist ein wesentliches Mittel, um der notwendigen Vielfalt einen Mißbrauchsriegel vorzuschieben ! Börsen sind mittlerweile Umschlagplätze des Geldmißbrauches ! Und je größer die Einheit, umso schwerer ist sie zu kontrollieren ! Sagte schon Ulrich von Hutten….
Wie lange es wohl dauert bis wir verstehen, dass das Geldsystem das reale Problem ist, Plan- und Marktwirtschaft jedoch nur eine Seite der selben Münze repräsentieren. Solange Geld nicht nur als Tauschmittel agiert, sind es eigentlich nur oberflächliche Unterschiede, die eine Markt- oder Planwirtschaft ausmachen.
Richtiges falsch begründet. Wohlstand begann mit dem Mauerbau und der dadurch erreichten Sicherheit in befestigten Städten. Mächtige Mauern waren von China bis zum Limes und Hadrianswall ein Erfolgsmodell – macht sonst ja niemand. Kontrolle von dem, was kommt und geht, macht Sinn. Handelsbeschränkungen bedeuten Überleben und Sicherheit – sonst wären wir schon längst von den USA, China, Russland oder VAE gekauft und versklavt. Finanzkrise 2008 und Hedgefonds, Chinas Politik des Finanzierende von Häfen und Infrastruktur, Petrodollars für Kanalsysteme…
Es ist erstaunlich, wie man historische Fakten anders deuten kann! Wo lernt man das? Was den Limes betrifft, lässt sich genau das Gegenteil beweisen: weil das römische Reich sich abschottete, die interne Wertschöpfung aber für die Aufrechterhaltung des Staatsapparates zu gering war, kam es zum Zerfall! So lange das römische Reich expandierte, der Zuwachs an Wertschöpfung damit gegeben war, war das Imperium an seinem Höhepunkt.
Aber wie gesagt, irgendwer muss dien historischen Fakten nicht verstanden haben?
Wenn Sie Beweise für Ihre Behauptung hätten, wären Sie ziemlich berühmt. Blöd nur, dass selbst Wikipedia deutsch zu Limes (Grenzwall) anderes behauptet, dazu gibt’s noch ein paar Bibliotheken Literatur, von Rechtsgeschichte habe ich ein wenig Ahnung. Allein die Auffassung, dass der Limes der Abschottung diente, ist grundfalsch. Er diente wie heute Zöllen und kontrolliertem Handel auf beiden Seiten, auch den befreundeten Stämmen. Gratuliere zur Blamage.
@Creator : Sie haben recht ! Nach der Varusschlacht (9 n.Chr.) war es erst Domitian im Chatten-Feldzug, der einen Befestigungswall gegen die guerillamäßig agierenden Germanen errichten ließ. Zuerst Holzpfahlanlagen, dann Mauerbeuten mit Wachtürmen.
Es sollte eine klare Grenzlinie zwischen den römisch kontrollierten Provinzen und den Gebieten außerhalb des Imperium Romanum gezogen werden.
Aus diesem Grund erbauten die römischen Besatzer ein Befestigungssystem, das den Rhein mit der Donau verbinden sollte. Der Grenzwall begann am Rhein nördlich von Andernach und endete in Eining bei Regensburg an der Donau.
In erster Linie war der Limes aber nicht als undurchdringliches Bollwerk angelegt. Er sollte lediglich eine klare Grenze zwischen der zivilisierten, römischen Welt und den Gebieten außerhalb des römischen Einflussbereiches ziehen.
Zudem sollten entlang des Limes der Personen- und Warenverkehr kontrolliert, Zölle erhoben und die landwirtschaftlich fruchtbaren Gebiete gesichert werden. Er diente demnach vorwiegend zur Wahrung römischer Wirtschaftsinteressen und zur Sicherung des Wohlstandes in den besetzten Gebieten.
Die ökonomischen Unterschiede weckten natürlich Begehrlichkeiten auf der unterentwickelten Limesseite. Anfang des 3. Jahrhunderts kam es zu vermehrten germanischen Überfällen. Das nahende Ende des Römischen Reiches…. 🙂
@ creator Die Gratulation kann retourniert werden. Die Historiker beschreiben penibel die Symptome, aber sie sehen die Ursachen nicht. Es ist auch anzunehmen, dass ein creator den Unterschied nicht versteht?
Es gibt auch einen privaten Marktmissbrauch, dieser muss durch staatliche Regeln verhindert werden.
Alles richtig ! Aber wie sollen Politiker, die
“bestenfalls” Politik- oder sonstige Geschwätzwissenschaften “studiert” haben , wirkliche “Geistesgrößen” wie Smith oder Ricardo kennen bzw. gar verstehen? Unbelastet von jedwedem Fachwissen aber mit grenzenlosem Selbstvertrauen läßt sich wohl locker Wohlstandspolitik machen.
Kleine Märkte = weniger Spezialisierung. Große Märkte = weniger Menschlichkeit. Wie gerade in Österreich zu sehen. Lieber Herr Tögel, das Augenmaß nicht zu verlieren. Ideologismen, sowohl von rechter als auch von linker Seite, sind immer abzulehnen. Das Maß aller Dinge ist der Mensch, Religionsersatz-Ideologien kommen danach, am besten Sonntags-Vormittag
völlig richtig, Dr.P!
Wenn nämlich die nächste Hedgefond-Heuschrecke das Altbauhaus im 1. Bezirk, das Herr Tögel viell. bewohnt, schleifen lässt (und den Rest rundum gleich mit, was ja erlaubt ist, weil Denkmalschutz ist pöse Reglementierung), dann werden auch wir sehen, dass man Geld nicht essen kann (vA wenn es andere verdienen). Wohlstand ist nicht NUR Profitmaximierung, wenn dies auch – keine Frage – wichtiger Bestandteil ist. Und Globalisierung ist – auch – Abhängigkeit von unsteten Akteuren. Diese Hurra-Zuwendung zur grenzenlosen Globalisierung, kann man nicht nterschteiben. China ist für Europa in vielerlei Hinsicht ein Verlustgeschäft gewesen und die Folgen – Stichwort Abfluss der Expertise und Gesetzt der Masse – werden noch sichtbar(er) werden. Eile mit Weile, Herr Tögel.