Schuld an den auf breiter Front steigenden Preisen, so die kontrafaktische Behauptung, seien gierige Unternehmer, die die Gunst der Stunde nutzen, um sich ungerechtfertigte Vorteile auf Kosten der Konsumenten zu verschaffen.

Dass diese Vorwürfe oft genug aus dem Mund von Ökonomen kommen die es besser wissen müssten, kann nur dann verwundern, wenn man übersieht, welcher politischen Ecke diese „Experten“ entstammen. Es sind nämlich ausschließlich Progressive, die mit diesem hanebüchenen Schmäh die Geldentwertung erklären, um damit – einmal mehr – eine sozialistische Kommandowirtschaft zu Lasten freier Märkte in einem günstigen Licht erscheinen zu lassen.

Preise sind keine Indikatoren für objektive Werte

Ökonomische Binsenweisheit: Preise sind keine Indikatoren für objektive Werte, sondern sie reflektieren Präferenzentscheidungen der Marktakteure. Ein Geschäft kommt nämlich nur dann zustande, wenn beide Seiten damit einverstanden sind, und meinen, sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Im Prinzip ist jeder Unternehmer frei, jeden beliebigen Preis für sein Produkt zu verlangen. Allerdings muss er natürlich Kundschaft finden, die bereit ist, diesen Preis zu bezahlen. Ein Bäcker, der 10 Euro für eine Semmel verlangt, ist kein gieriger Preistreiber, sondern ein Narr, der wegen ausbleibender Nachfrage bald vor dem Konkursrichter stehen wird. Die Behauptung, dass Unternehmer ihre Preise nach Gutdünken festsetzen können, ist also reiner Mumpitz.

Nur Inhaber von Monopolen sind, zumindest theoretisch, in der Lage, ihre Preise willkürlich zu bestimmen. Die wenigen Monopole die es gibt, wie Geld, öffentlicher Verkehr und Energie, stehen allerdings Großteils unter der Kontrolle des Leviathans, womit der Vorwurf an die Adresse „gieriger Unternehmer“ auch schon erledigt ist.

Inflation ist stets ein monetäres Phänomen

Nur am Rande sei bemerkt, dass die linken Feinde freier Märkte kein kritisches Wort für kommunale Preistreiber wie die rote Gemeinde Wien finden, die bei der Erhöhung der von ihr verrechneten Gebühren und Tarifen keinerlei Hemmungen kennt.

Wahr ist: Inflation ist stets ein monetäres Phänomen, das einzig und allein durch die Geldherausgeber (EZB, FED, BOE, BOJ, etc.) in die Welt gebracht wird. Seit Beginn der „Coronapandemie“ haben die Notenbanken bekanntlich Unmengen neuen Geldes produziert und damit den Stein ins Rollen gebracht. Allerdings sind derzeit verstärkende Effekte am Werk:

Lockdowns, daraus resultierende

Produktionsstillstände und nachfolgende

Lieferengpässe

Sanktionen im Gefolge des Krieges in der Ukraine und die daraus folgende

Energiekrise

Inflationsturbolader wurden von politischen Akteuren gestartet

Kein einziger der genannten Inflationsturbolader wurde von privaten Unternehmen gestartet, sondern ausschließlich von politischen Akteuren. Wenn die Apostel der Planwirtschaft angesichts dieser Fakten immer noch die Gier der Unternehmer für das Inflationsgeschehen verantwortlich machen wollen, so ist das nichts weiter als eine durchsichtige „haltet-den-Dieb“-Strategie, um von der Schuld der Politik abzulenken.

Fassen wir zusammen: Staatliche Geldmonopole sorgen einerseits für ein gewaltiges Überangebot an Geld. Staatlich erzwungene Stillstände der Wirtschaft führen andererseits zu einem künstlich verknappten Warenangebot. Um zu verstehen, was passiert, wenn viel Geld auf wenige Waren trifft, braucht man nicht VWL studiert zu haben.

Zugleich mischt sich die EU in einen außerhalb ihrer Grenzen liegenden militärischen Konflikt ein und erklärt den wichtigsten Lieferanten preisgünstiger Energieträger zum Feind. Das wiederum beschwört Retorsionsmaßnahmen herauf, die sich in einer dramatischen Verteuerung der Primärenergiepreise manifestieren. Eine politische Wertung der EU-Sanktionen gegen Russland unterbleibt an dieser Stelle übrigens, da es hier lediglich um die Analyse des Phänomens der allgemeinen Teuerung geht.

Aktuelle Probleme werden in die Zukunft transferiert

Wurde schon während der „Corona-Pandemie“ von den Regierungen der Eindruck erweckt, dass mit auf die Zukunft der jungen Generation gezogenen Wechseln, der Status quo wiederherzustellen und zu erhalten sei, sind seit der Energiekrise die letzten Dämme gebrochen: Nahezu täglich werden kostspielige neue Hilfs- und Entlastungspakete auf den Weg gebracht, ohne auch nur einen Moment lang zu bedenken, wer die dadurch entstehenden zusätzlichen Schulden jemals begleichen soll.

Was aber noch schlimmer ist: Anstatt die vom Markt ausgesandten Preissignale wirken zu lassen, die einen deutlichen Anreiz zur Konsumeinschränkung geben, wird durch die staatlichen Stimulusprogramme der Anspruch unterstützt, dass ein Konsumverzicht gar nicht notwendig ist. Dadurch aber wird zum einen die Inflation weiter befeuert und zum anderen das im Kern immer noch marktwirtschaftlich verfasste Wirtschaftssystem zugunsten staatsnaher Akteure verzerrt. Aktuelle Probleme werden in die Zukunft transferiert und damit jungen Menschen aufgebürdet, die dafür am allerwenigsten können.

Zusätzlich wird durch die extrem hohen Abschlüsse bei den laufenden Lohnverhandlungen, die Teuerung weiter verstärkt: Eine Teuerungskaskade, weil die erhöhten Lohnkosten die Preise natürlich weiter nach oben treiben.

Die von den Zentralbanken um zwei Jahre verspätet gezündeten Bremsraketen, können der aktuellen Preisinflation fürs Erste keinen Einhalt gebieten. Zudem ist absehbar, dass es dadurch zu einer Rezession kommen wird, deren Ausmaß und Länge derzeit nicht abzuschätzen ist. Ungeachtet des Ukrainekrieges, geht die Welt jedenfalls „interessanten Zeiten“ entgegen.