
Andreas Tögel: Herbstliche Lohnrunden – Der Profiteur im Schatten
Die gegenwärtig laufenden Lohnverhandlungen, finden in einem prekären Umfeld statt. Zum einen schlittert Österreich, Hand in Hand mit seinem wichtigsten Handelspartner, Deutschland, soeben in die Rezession. Die Wirtschaftsleistung geht zurück – insbesondere im Immobilienbereich. Andere Branchen werden folgen. Zum anderen verharrt die Geldentwertung hartnäckig auf einem extrem hohen Niveau von zuletzt rund siebeneinhalb Prozent. Da die Verhandler der Metallgewerkschafter in dieser schwierigen Lage mit einer Lohnforderung von satten 11,6 Prozent auf den Plan treten, stehen die Zeichen auf Sturm.
Dass die Arbeitnehmervertreter einen Inflationsausgleich anstreben, ist verständlich und legitim. Der Kaufkrafterhalt für die werktätigen Massen ist schließlich auch volkswirtschaftlich von großer Bedeutung. Allerdings darf von den Gewerkschaftern nicht so getan werden, als lebten wir auf einer vom Rest der Welt abgeschiedenen Insel der Seligen. Die heimischen Betriebe stehen nämlich – heute mehr denn je – in einem harten internationalen Wettbewerb, der das Beharren auf und Erstreiten von Maximalforderungen zur tödlichen Gefahr für viele Betriebe macht. Wer sein Unternehmen hierzulande nicht mehr profitabel führen kann, wandert entweder vor das Konkursgericht oder verschwindet ins arbeitgeberfreundlichere Ausland. Im Lichte der Tatsache, dass viele Betriebe – ja ganze Branchen -, mit dem Rücken zur Wand stehen, ist daher Augenmaß gefordert. Schließlich kann auch der rabiateste Klassenkämpfer eine tote Kuh nicht melken.
Derzeit versuchen Gewerkschaften, AK, Rote und Grüne der Öffentlichkeit weis zu machen, dass die Mehrheit der Betriebe gar nicht mehr weiß, wohin mit den üppigen Gewinnen. Die Umverteilung dieser Gewinne an die Arbeitnehmer sei daher nur fair. Die Realität vieler Unternehmen sieht aber leider völlig anders aus. Die Insolvenzstatistik des Kreditschutzverbandes von 1870, wartet mit ernüchternden Zahlen auf. Stieg schon im Jahr 2022 die Zahl der Konkurse auf Vor-Corona-Niveau, geht es heuer in derselben Tonart weiter. Bislang hat die Zahl der Firmenpleiten gegenüber 2022 nochmals um 11,9 Prozent zugelegt. Die stark gestiegenen Zinsen, bringen sowohl Firmen als auch Privathaushalte in Zahlungsschwierigkeiten.
Der gewichtige Profiteur
Bemerkenswert ist, dass sich sowohl Vertreter des WIFO als auch des IHS bemüßigt fühlen, im Vorfeld der Lohnverhandlungen der Arbeitnehmerseite die Mauer zu machen. Von beiden Instituten kommen überaus wohlwollende Kommentare zu den Gewerkschaftsforderungen. Wie hilfreich derartige Einlassungen von Wissenschaftlern sind, deren Maxime es sein sollte, sich normativer Aussagen zu enthalten, sei dahingestellt. Einfacher werden die Verhandlungen dadurch jedenfalls nicht.
Da der Meinungshauptstrom inzwischen ja zur Echokammer linkswoker Positionen der Arbeitnehmerseite verkommen ist, seien an dieser Stelle auch einmal Argumente der Arbeitgeberseite gewürdigt.
So verweist der Chefverhandler der Unternehmerseite bei der Metallerlohnrunde, Christian Knill, zurecht auf die angespannte Konjunkturlage in seiner Branche. Will man tatsächlich eine ganze Reihe von Betrieben über die Klinge springen lassen, nur um seiner in Wirtschaftsfragen weitgehend unbedarften Klientel und einer linken Journaille einen „Verhandlungserfolg“ präsentieren zu können?
Ein grundsätzlicher Denkfehler besteht darin, zu glauben, die vornehmste Aufgabe der Unternehmen bestünde darin, eine maximale Zahl von Beschäftigten möglichst hoch zu entlohnen. Das ist aber falsch! Unternehmen sind vielmehr dazu da, um Waren und Dienstleistungen anzubieten. Dass das ohne den Einsatz von Mitarbeitern nicht funktioniert, ist klar, ändert aber nichts am Sinn und Zweck der Existenz von Unternehmen.
Darüber hinaus darf nicht übersehen werden, welch gewichtiger Profiteur bei sämtlichen Lohnverhandlungen ausgeblendet wird: Der Staat. Denn jeder Euro, den die Gewerkschaften für die Arbeitnehmer erstreiten, landet rund zur Hälfte (in Form von Lohnsteuern, Sozialversicherungsbeiträgen, Kommunalabgaben und Kammerumlagen) beim Fiskus. Anders formuliert: Von 100 Prozent der Lohnkostensteigerungen, wie hoch auch immer sie ausfallen mögen, entfällt die Hälfte auf den stets finanzmaroden Staat. Davon vernimmt man bei Lohnverhandlungen allerdings nie auch nur ein Wort.
Kampf gegen den falschen Gegner
Wenn Staaten und Zentralbanken mit ihrer gemeinsam jahrzehntelang betriebenen Geldvermehrung, ein inflationistisches Umfeld geschaffen haben, in dem die Kaufkraft auf breiter Front verfällt, sind die Unternehmer dafür definitiv nicht verantwortlich! Die Gewerkschaften richten ihre – durchaus berechtigten Forderungen nach einem Inflationsausgleich daher eindeutig an den falschen Adressaten. Denn nicht die Unternehmen verursachen die Kaufkraftverluste (unter denen sie selbst ja ebenfalls leiden), sondern EZB und Regierungen. Erstere mit ihrer viel zu lange betriebenen Geldschwemme, letztere mit allerlei planwirtschaftlichen Exzessen, die in durch Energiewende, Förderung der Elektromobilität und „Green Deal“ bedingte Fehlallokationen münden und die Lebenshaltungskosten der Bürger dramatisch erhöhen.
Die in etatistischen Denkmustern gefangenen Gewerkschafter wären daher gut beraten, endlich von ihrem unentwegten Kampf gegen den falschen Gegner – die Arbeitgeber – abzulassen und ihre Forderungen den wahren Kaufkraftzerstörern – den Regierungen, deren Zuruf die Zentralbanker artig zu folgen pflegen, unterbreiten: Schluss mit der inflationistischen Geld- und Schuldenpolitik! Runter mit den Lohnnebenkosten! Weg mit den Zwangsbeiträgen zugunsten überflüssiger Interessenvertretungen!
Damit stünde den Arbeitnehmern mehr Liquidität zur Verfügung und die Unternehmen wären im Wettbewerb gegen ausländische Konkurrenten besser aufgestellt.
Kommentare
Wie Recht Sie haben, verehrter Herr Tögel! Österreich ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Raubritterstaat verkommen, der Leistung mit weltrekordverdächtigen Einkommenssteuern und ebensolchen Sozialversicherungsbeiträgen bestraft, um denen, die nicht leisten (wollen) und dafür sogar extra aus aller Herren Länder zuwandern, ein voll-alimentiertes Leben auf Kosten anderer zu ermöglichen! Die dramatischen Auswirkungen auf Beschäftigungsquote, Sozialsicherungs-, Gesundheits-, Bildungs- und Pensionssystems… zerstören unseren Wohlstand, unsere Kultur und letztendlich die Zukunft unseres Landes!
Irgendetwas scheint in ihrem Koordinatensystem durcheinander geraten zu sein? Womit sollten Unternehmen Geld verdienen wenn nicht durch Waren und Dienstleistungen? Denken Sie nach!
Wie Recht Sie haben, Herr Tögel! Österreich ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Raubritterstaat verkommen, der Leistung mit weltrekordverdächtigen Einkommenssteuern und ebensolchen Sozialversicherungsbeiträgen bestraft, um denen, die nicht leisten (wollen) und dafür sogar extra aus aller Herren Länder zuwandern, ein voll-alimentiertes Leben auf Kosten anderer zu ermöglichen! Die dramatischen Auswirkungen auf Beschäftigungsquote, Sozialsicherungs-, Gesundheits-, Bildungs- und Pensionssystems… zerstören unseren Wohlstand, unsere Kultur und letztendlich die Zukunft unseres Landes!
Guter Artikel, in einem Punkt irren Sie aber: Unternehmen sind nicht dazu da, um Waren und Dienstleistungen anzubieten – Unternehmen sind dazu da, um Gewinne zu erzielen. (ausgenommen karitative Organisationen oder dergleichen, aber die fallen für mich nicht unter den Unternehmensbegriff)
Gut geschrieben, aber die Unternehmer Seite sollte auch den Staat und vor allem die Unsägliche EU angreifen, die uns das alles eingebrockt haben.
Öxit jetzt
Die Geld-verprassenden Linken haben uns das Dilemma eingebrockt, auch mit dem Schließen deutscher AKWs, und wollen das wieder “gutmachen” indem sie Firmen in den Ruin treiben.
Jetzt mach ich mal auf Politiker.
Ja wir wissen das es zur Zeit viele Probleme gibt.Aber wir müssen das als Chance verstehen und gemeinsam gestärkt aus der Krise hervortreten.
Meine Damen und Herren,ich bin zutiefst überzeugt das unsere Arbeit die Kaufkraft stärkt ,und die Gewerkschaften solidarisch mit den Arbeitgebern an einen Strang ziehen werden.
Haben Sie vielen Dank und das sie das gebrabbel bis zum Schluss gelesen haben
Man sollte nicht vergessen, dass ja die Ärmsten der Armen – also die Pensionisten – 9,7% bekommen.
Die EU hat uns diesen Scheiß beschert ! Bedankt euch bei VdLeyen und ihren Schergen !
Die Rezession ist bereits da. Da wird nicht hinein, sondern nur immer tiefer geschlittert. Die Ursachen sind einzig bei den eigenen Regierungen zu suchen. Klimakirchensteuern, Energiepreise, Zinspolitik, aber solange die Leute glauben, dass man ihnen mit Klimaboni ein Geschenk macht, das man ihnen nicht zuvor 10x abgeknöpft hat, wird das weiter (nicht) funktionieren.
Aber super Bonis für dir Manager gibt es
Super Artikel: Es muss nochmals betont werden, dass die genannten planwirtschaftlichen Exzessen, etwa Energiewende, Förderung der Elektromobilität und „Green Deal“ aber auch die Finanzierung des Ukrainekrieges aufgrund jeglicher Wirtschaftlichkeit nur durch massive Geldmengenausweitung und Mißbrauch finanziert werden kann. Das verursacht massive Inflation!! Und die geht von der EU und der ECB aus und unsere Polit-Nullen machen nichts dagen.
Lieber Hr. Tögel. Grundsätzlich hätten sie ja recht, aber vorher wurde gewurstelt und gehampelt und jetzt, am Ende des Tages sollen sich die Arbeitnehmer in Verzicht üben. Ich habe das schon zu oft gehört.
Wo waren die Wirtschaftsvertreter, als sogar der Dümmste erkennen konnte, das die EZB-Politik ein Bail-Out der PIGS-Staaten ist?
Weshalb haben sie nicht auf die ÖVP eingewirkt, hier dagegen zu halten?
Wo waren die Wirtschaftsvertreter, als Schwarz/Grün mit der “Energiewende” die Energiekosten massiv künstlich verteuerte?
Wo waren die Wirtschaftsvertreter, als die EU diese sinnlosen, kontraproduktiven Sanktionen gegen Russland verhängte?
Guter Artikel👍👍👏👏
Endlich jemand, der dieses Thema klar und richtig auf den Punkt bringt. Unser Problem sind EZB sowie Überregulierung, Beschränkung der Kapitalverkehrsfreiheit durch überzogene Antigeldwäschemaßnahmen und Kreditbeschränkungen, Green Madness, Steuern sowie Russland-Sanktionen.
schon richtig – Verantwortlich für die Inflation sind EZB und die unsägliche Politik, vor allem in Sachen Energie. Beide – Arbeitgeber UND Arbeitnehmervertreter – wehren sich zu wenig gegen den Regierungswahnsinn und zerfleischen sich gegenseitig.
Vielleicht hat es auf Arbeitgeberseite auch ein Gutes: viele große Industriebetriebe haben sich mit riesigem Verwaltungsgedöns, x Compliancemanagern usw aufgebläht, während die Belegschaft im Kernbereich der Wertschöpfung stagniert oder schrumpft. Vielleicht ist das die Chance für einige Unternehmen, den einen oder anderen LGBTQ- und Gender-Beauftragten, Compliance-Officer oder anderswo tätigen Wokeness-Berater loszuwerden und zu einer Stärkung des Kerngeschäfts zurückzukehren. Das wäre eine wünschenswerte Entwicklung und ein Segen für die Arbeitgeber und die restlichen Arbeitnehmer, die dann nicht nur ihre Ruhe, vor diesen wertschöpfungsfreien übergriffigen Oberlehreren hätten, sondern mit der Ersparnis auch eine sinnvolle Lohnerhöhung erhalten könnten….
Glückwunsch zu Ihrem Beitrag Herr Tögel!
Genau richtig beleuchtet, wie man es leider viel zu selten vernimmt.
Ein weiterer Punkt zu dem Thema wäre noch, dass dies ebenso die Inflation weiter anheizen wird, bzw. natürlich Produkt- oder Dienstleistungspreise – und so das Gegenteil des gewünschten bewirkt. Verdiener ist da IMMER zu über 50% der Staat und nicht die Arbeiter.
Schade dass genau das viel zu wenig thematisiert wird. Runter mit Steuern und Abgaben – nur das hilft gegen den Kaufkraftverlust.
Jeder der einen Betrieb führt weiß was höhere Löhne bedeuten! Höhere Löhne = höhere Kosten. Die Preise der Matererialien sind mittlerweile ins Unermessliche gestiegen! Dass diese Mehrkosten der Kunde tragen muss, ist unumgänglich, denn man wird gar nicht fertig mit dem Aufzählen der Steuern ans FA etc.
Hier beißt sich die Ratte selbst in den Schwanz!
Aber Hauptsache die Eu schmeißt unser sauer verdientes Geld mit offenen Armen beim Fenster raus…
Die Energiewende und gesellschaftliche Transformation der Roten und vor allem der Grünen und ganz oben der EU, zerstören die Wirtschaft und die Arbeitnehmer.
Wenn du gerade noch so durchkommst, mit dem was du verdienst oder mit erspartem die Löcher stopfen musst, dann verstehe ich, dass die Motivation sein Geld durch harte Arbeit zu erwirtschaften, den Bach runter geht.
Zum Verschenken haben normale Arbeitnehmer auch nichts.
Dafür die Regierung an die EU, andere Länder und die Ukraine, an Berater, NGOs, Fotografen, Medien und Randgruppen.
Mich wundert wundert es, dass niemand gewillt ist, diese Verschwendung der Steuergelder zu stoppen.
Vielleicht weil wir die 2. höchste Parteienförderung der Welt haben und unsere Politiker weder von harter Arbeit noch von Lebenserhaltungskosten der unteren Mittelschicht eine Ahnung haben.
Es ist ein sehr großes Problem, dass viele nicht erkennen welche Hand sie eigentlich schlägt – nämlich der Staat und seine von ihm gefütterten und abhängigen Institutionen inkl. Notenbanken. Diesen Institutionen gefällt es freilich auch noch wenn ein anderer Sündenbock für ihre Verfehlungen vorgezeigt werden kann – seien es bspw. “die Unternehmen” oder auch böse Staaten wir Russland und China. Jeder hier hat da und dort mal die Möglichkeit jemand anderem die Sicht ein wenig zurechtzurücken. Es gibt doch einige Leute die sich dafür interessieren warum sie wirklich verarmen.
Schon lange meine Ansicht und ich bin froh, dass Herr Toegel diese auch hier in einem Artikel unverblümt darstellt. Die EU und die hiesige Regionalpolitik sind mit den Banken verantwortlich für die derzeitige und die zukünftig noch schlechtere Wirtschaftslage in Österreich. – Wenn sich Unternehmen durch immense Lohnnebenkosten und zusätzlich hinzukommende erhöhte Betriebskosten (Energieteuerungen etc.), überhöhte Abgaben, Zusatzsteuern und Zwangsbeiträgen keine höheren Gehälter mehr leisten können, weil sie so nicht mehr im internationalen Wettbewerb mit anderen Unternehmen stehen können, werden diese Firmen entweder zusperren oder in Billiglohnländer abwandern. Damit wird die Arbeitslosenquote sprunghaft ansteigen und die Bevölkerung verarmen, welche mit ebensolchen Teuerungen gequält wird. Das einst wohlhabende Österreich hat fertig durch diese perfiden Pläne und Spielchen der US- und EU-Eliten. Seid gewarnt: Wenn wir alle keine Steuern mehr zahlen können, habt auch Ihr Politiker ausgedient.
Herr Tögel, Ihnen ist uneingeschränkt zuzustimmen. Leider aber sind Sie Rufer in einsamer Wüste, da bin ich mir sicher.