Es gibt allerdings auch Schäden, die einerseits nicht so offensichtlich sind wie zerstörte Bauwerke, und deren Ursachen andererseits für die meisten Zeitgenossen im Dunkeln liegen.

Ein aktuelles Beispiel: Gegenwärtig flattert vielen Bürgern, die über eine private Zusatzpension verfügen, äußerst unerfreuliche Post ins Haus. Sie stammt von jenen Versicherungsunternehmen, die den Kapitalstock verwalten, der von den Begünstigten selbst, oder, im Falle einer betrieblichen Zusatzpension, von deren Dienstgebern aufgebaut wurde. In diesen Schreiben wird auf die gegenwärtig „schwierige Veranlagungssituation“ hingewiesen, und für das kommende Jahr deshalb eine Kürzung der Auszahlungen um bis zu knapp unter zehn Prozent in Aussicht gestellt. Das ist ein schmerzhafter Abschlag, der in vielen Fällen eine Einschränkung des Lebensstandards der Betroffenen zur Folge haben wird. Der berechtigte Zorn der sich geprellt fühlenden Leistungsbezieher, richtet sich gegen die Versicherung – trifft damit aber den falschen Adressaten.

Ihr Geld ist nicht weg

Die derzeit auf neue Rekordniveaus zustrebende Geldentwertung wiederum, sorgt für eine Erosion jener Geldvermögensteile, die in festverzinslichen Anlagen stecken, wie etwa in Sparbüchern, Festgeld oder in Bausparverträgen. Es ist, als ob jemand lautlos und unbemerkt aus einem Warenlager tagtäglich einen Teil der deponierten Güter entwenden würde. Bei einer Geldentwertung von zehn Prozent p. a. bedeutet das binnen dreier Jahre einen Vermögensverlust von rund 27 Prozent. Der Schwund an Geldvermögen der Österreicher beläuft sich unter diesen Umständen, bei einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen von 63,588 Euro, pro Kopf und Jahr auf satte 6.360,- Euro (auf Basis des 2020 ausgewiesenen Geldvermögenstandes). Mehr als 500 Euro pro Monat! Doch Herr und Frau Österreicher freuen sich zugleich wie die Schneekönige über einen „Klimabonus“ in gleicher Höhe, den ihnen die Regierung in ihrer grenzenlosen Güte einmalig überweist.

Als an der Geldentwertung Schuldige werden die Covid-19-Pandemie, gierige Unternehmer und Wladimir Putin identifiziert und das Heil wird in rigorosen staatlichen Wirtschaftseingriffen gesehen. Doch damit würde nur der Bock zum Gärtner gemacht.

Faktum ist: Ihr Geld ist nicht weg, sondern es gehört halt jetzt dem ewig klammen Fiskus. Denn Inflation, man kann es nicht oft genug wiederholen, ist eine unsichtbare Steuer. Der Staat schafft sie durch die Geldpolitik der (keineswegs unabhängigen!) Notenbanken und entwertet damit seine eigenen Schulden – zu Lasten seiner Gläubiger. Das oben genannte Beispiel der frustrierten Privatpensionsbezieher ist dafür typisch: Die Pensionsversicherungskassen sind gesetzlich gezwungen, das Geld ihrer Klienten in Staatspapiere zu „investieren“ – und die werfen faktisch keine Dividenden ab. In Zeiten hoheitlich oktroyierter Nullzinsen und hoher Geldentwertung resultiert daraus eine Teilenteignung der Anleger. Kein Tsunami, kein Fliegeralarm und keine rauchenden Trümmer, aber trotzdem ein veritabler Schaden für diejenigen, die darauf vertraut haben, ihren Lebensstandard durch private Vorsorgen absichern zu können – und zwar auch nach dem Pensionsantritt. Inflation ist ein Wohlstandskiller. Der Staat und die von ihm beherrschten Institutionen, sind ihre Urheber!

Inflation täuscht Prosperität vor, die es in Wahrheit nicht gibt

Eine besonders schädliche Konsequenz der inflationistischen Geldpolitik, die von den meisten ihrer Opfer ebenfalls nicht erkannt wird, ist ihre preistreibende Wirkung auf dem Immobiliensektor. Mangels gewinnbringender und zugleich nicht allzu risikoreicher Anlagemöglichkeiten, fließt nämlich seit vielen Jahren jede Menge der neu geschaffenen Liquidität ins „Betongold“. Das hat Folgen: Die Immobilienpreise explodieren, was dazu führt, dass Normalverdiener kaum noch Wohnraum im Eigentum erwerben können. Außerdem treibt es die Nominalwerte bereits bestehender Objekte in schwindelnde Höhen, was wiederum die linke Neidgenossenschaft auf den Plan ruft und deren Enteignungsphantasien beflügelt.

Dass ausgerechnet in einer Phase der Hochinflation mit Ben Bernanke einem Mann der Wirtschaftsnobelpreis verliehen wird, der in der Zeit, als er dem US-FED-System vorstand, wie kaum ein anderer für eine inflationäre Geldpolitik verantwortlich war (nämlich von 2006 bis 2014, als Nachfolger des legendären Alan Greenspan), ist ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die über den Tellerrand hinausblicken und eigenständig Maßnahmen für ihre Zukunftssicherung treffen. Die aber werden durch die Inflation zunichtegemacht. Gerade jetzt wäre es angezeigt gewesen, durch die Kür eines „Konservativen“ ein Signal für die Rückkehr zu einer verantwortungsbewussten Geldpolitik zu senden. Da der Wirtschaftsnobelpreis aber nicht vom Nobelkomitee in Oslo, sondern von der Reichsbank Schwedens verliehen wird, die auch schon in der Vergangenheit durch seltsame Preisvergaben auffiel (etwa als sie den inzwischen zu Recht in Vergessenheit geratenen sozialistischen Eugeniker Gunnar Myrdal ehrte, der im Jahr 1974 seine Auszeichnung mit Friedrich August von Hayek teilen musste), sollte sich die Verwunderung in Grenzen halten.

Inflation, also die in einem Warengeldsystem in der seit 1971 erlebten Form undenkbare Ausweitung der Geldmenge, täuscht eine Prosperität vor, die es in Wahrheit nicht gibt. Sie führt – wie der exzessive Konsum von Drogen – zur Gewöhnung und zur Wohlstandsvernichtung infolge der damit einhergehenden Kapitalaufzehrung.

Inflation nutzt (wenigstens kurzfristig) dem Staat und staatsnah agierenden Klüngeln. Otto Normalverbraucher dagegen ist in jedem Fall ihr Opfer.