
Andreas Tögel: Linke Utopien und ökonomische Gesetze passen nicht unter einen Hut
Angesichts dessen, was im Zuge der von den Notenbanken rund um den Globus verschuldeten Preisinflation gegenwärtig an zum Teil haarsträubenden Forderungen zu hören ist – insbesondere von linken Politikern, Gewerkschaftern und NGO-Aktivisten –, könnte man glatt dem Trübsinn verfallen, meint eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Nicht einer dieser Geistesathleten kommt auf die Idee, dass die Wurzel allen Übels weder in der Pandemie, noch in Putins Krieg, sondern in der massiven Geldmengen- und Kreditausweitung zu suchen ist, die der politisch-finanzindustrielle Komplex zu verantworten hat. Hier anzusetzen, wäre halt auch höchst unbequem, wenn man als „sozialer“ Politiker gewöhnt ist, sich – insbesondere vor Wahlen – mit einer kostenintensiven Brot-und-Spiele-Politik Wählerstimmen zu kaufen.
Faktum ist: Die Konsequenz einer anhaltenden Geldschwemme ist mit der Wirkung einer süchtig machenden Droge zu vergleichen: Zu Beginn erlebt man angenehme Rauschzustände, doch im Laufe der Zeit wird eine immer höhere Dosis notwendig und damit die Einnahme der für den Eintritt des Glücksgefühls erforderliche Menge gefährlich – im Extremfall tödlich. Dieser gefährliche Rauschzustand wurde, nachdem 1971 die letzte Bindung des Geldes ans Gold beendet wurde, inzwischen erreicht. Die ganze Welt treibt auf einem Meer ungedeckter Währungen und hängt an der Geldnadel. Ohne die laufende Zufuhr immer neuer Liquidität geht nichts mehr. Die „alles“-Blase kann demnächst platzen. Nicht wenige Ökonomen sehen eine Stagflation, wie weiland in den 1970er-Jahren und eine möglicherweise scharfe Rezession heraufziehen: Ende der Fahnenstange.
Leichtfried fordert MIetpreismoratium bis 2025
Doch zurück in die Pippi-Langstrumpf-Ecke, wo man unbeirrt auf den Triumph des Willens vertraut: Ich mach’ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt. Was zählen schon wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten? Aufgabe des Sozialpolitikers ist es doch schließlich, Wasser bergauf fließen zu lassen. Also: Forderungen, soweit das Auge reicht. Nicht etwa danach, die inflationistische Geldpolitik zu stoppen, die dank der dadurch auf breiter Front steigenden Preisen besonders Menschen mit geringen Einkommen zu schaffen macht. Nein, vielmehr sollen es Zuschüsse und Subventionen sein, ein „Inflationsausgleich“ mittels staatlicher Almosen, der an die auf ein Leben auf fremder Leute Kosten konditionierte Stammklientel verteilt wird. Zuschüsse und Energiebonus – das klingt ja nett, aber rekapitulieren wir: Zuviel Geld im Umlauf treibt die Preise. Und nun soll mittels der Verteilung von „Helikoptergeld“ noch mehr Liquidität ins System gepumpt werden, um so die Teuerung zu bekämpfen? Genial. Dafür könnte der eine oder andere Wirtschaftsnobelpreis winken.
SPÖ-Vizeklubschef Jörg Leichtfried wiederum fordert ein Mietpreismoratorium bis 2025 und eine Deckelung der Mietenerhöhungen bei zwei Prozent. Super Idee, die ganz bestimmt einen Wohnbauboom auslösen wird. Warum die Vermieter für eine von ihnen nicht verschuldete Preisexplosion mit einer Teilenteignung bestraft werden sollen, kann nur begreifen, wer, wie Herr Leichtfried, niemals außerhalb geschützter Werkstätten gearbeitet hat. Dass nämlich auch Vermieter von der Teuerung betroffen sind und daher, wenn sie nicht pleitemachen wollen, wohl oder übel die Mieten erhöhen müssen, scheint roten Klassenkämpfern egal zu sein.
Last der Lohnnebenkosten schreit nach einer Reform
Da es gegenwärtig um den Kaufkrafterhalt geht, wäre es eine gute Idee, die Staatsquote durch Maßnahmen auf der Einnahmenseite zu senken. Die Abschaffung der kalten Progression etwa wäre eine tolle Sache, damit der Fiskus nicht den Löwenanteil jeder Lohnrunde vereinnahmt. Die Indexierung der Lohnsteuerstufen wäre kein Problem – wenn man nur wollte.
Auch die Last der Lohnebenkosten schreit nach einer Reform. Doch kaum wird ein Gedanke in dieser Richtung geäußert, ziehen auch schon die notorischen Bremser und Verhinderungsagenten von der Arbeiterkammer blank: „Die AK Wien warnt vor einer Senkung der Lohnnebenkosten“ meldet der ORF am ersten Juni in seinem Teletext. Dass Österreich die dritthöchste Arbeitskostenbelastung in der EU aufweist (nur Belgien und Deutschland übertrifft die Enteignungsquote Österreichs) irritiert die Vertreter der proletarischen Massen nicht. Sybille Pirklbauer, Leiterin der Sozialpolitik bei der AK Wien, fürchtet lediglich um die Finanzierung von „Kernleistungen des Sozialstaats“. Klar, wer keine Ahnung hat, wie und von wem Wohlstand geschaffen wird, findet in Enteignungen der Leistungsträger stets ein Allheilmittel.
Den Dienstgeber interessieren nur die Lohngesamtkosen als einen betrieblichen Kostenfaktor unter vielen. Wird ein ganzes Bündel „sozialer Errungenschaften“ über die Löhne finanziert, dann wird Arbeit zu teuer, woraus ein negativer Beschäftigungseffekt resultiert. Für den Arbeitnehmer wiederum zählt ausschließlich, was netto auf seinem Konto landet. Dass ausgerechnet die Zwangsinteressenvertretung der Arbeitnehmer diesen leicht einzusehenden Zusammenhang nicht erkennt, ist traurig. Wer solche Freunde hat, braucht keinen Klassenfeind mehr.
Sozialminister will Vermögenssteuer aus der Mottenkiste holen
Dass, quasi zum „Drüberstreuen“, der Sozialminister wieder die Vermögenssteuer aus der Mottenkiste holen will, kann da schon gar nicht mehr verwundern. Wer die Unternehmer mit kapitalfeindlicher Politik systematisch schädigt oder vertreibt, wird am Ende nichts mehr zu verteilen haben.
Der Erfolgsautor Roland Baader stellte in seinem Buch „Geldsozialismus“ fest: „Was wir in den letzten Jahrzehnten im papierenen Kreditrausch vorausgefressen haben, werden wir in den nächsten Jahrzehnten nachhungern müssen.“ Darauf sollten wir alle uns einstellen. Kein Politiker kann und wird daran etwas ändern
Kommentare
Linke Utopien gibt es überall dort, wo sie noch kein Chaos verursacht und Armut für alle hinterlassen haben.
Wir sind schon soweit, dass langjährige Kunden einer gewissen Bank das Konto gekündigt wird weil sie Guthaben am Konto haben und keine hohen Überziehungszinsen in Anspruch nehmen bzw. keine Kredite in Anspruch nehmen. Für mich ist das ein Zeichen, dass Geld nix mehr Wert ist sondern nur mehr gedruckt wird um die Bevölkerung zu beruhigen. Eine Links Partei würde in diesem Sinne weitermachen. Geld umverteilen welches in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Aber den Nehmern in unserem Land ist das offensichtlich egal denn sie haben noch keinen Beitrag für unser Land geleistet und wer nicht weiß wie schwer man sich sein Geld verdient, der nimmt ohne schlechtes Gewissen und ich möchte jedem Nehmer noch hinter das Ohr schreiben die Reichen sind nicht immer die Schuldigen dieses Systems sonder Jene die unser Budget auspressen wie eine Zitrone. Dazu gehört auch die EU.
Krass. So sieht also kapitalistische Ideologieverblendung mit neoliberalen Einschüssen im Endtstadium aus. Danke für den Text, der jedem jungen Mensch als Warnung dienen sollte: Wenn ihr euch dem Kapitalismus hingebt, schreibt ihr irgendwann verwirrende Kolumnen auf einer Plattform, die Express mit zwei X schreibt.
In welcher Welt leben sie denn?
Warten sie nur weiter gespannt darauf bis sie nichts mehr besitzen dann jedoch leider keineswegs glücklich sein werden.
So sieht also totale Realitätsverweigerung aus im Endstadium. Auch Sie werden eines Tages aufwachen
“Endtstadium” sagt alles ! 🙂
Gäbe es noch nationale Notenbanken mit eigener Währung, ein Ausstieg aus der Inflation wäre möglich. Aber mit einer Europäischen Zentralbank, die seit Jahren faule Staatsanleihen kauft, immer noch mehr Geld auf den EU-Markt wirft und aus Rücksicht auf notorische Schuldenböcke wie Frankreich, Italien u. Co. es unterlässt, die Leitzinsen zu erhöhen, werden wir die nächsten Jahre durch ein Tal von Tränen wandern. Von den vertrottelten Sanktionen gegen Russland, die nur uns selbst schaden, will ich gar nicht erst anfangen.
Richtig, die derzeitige Inflation kann man Frau Legarde in Frankfurt bei EZB und der sozialistischen Verschwendungspolitik verdanken. Problem ist ? Wie kommen wir hier wieder heraus ?
Schuld ist Draghi , der hat mit inflationärem Gelddrucken begonnen u.miese Staatsanleihen eingekauft. Jetzt muss weiter gedruckt werden, sonst kollabiert das EU-System – und es gibt keine geldpolitischen Massnahmen mehr zur Verfügung.
Wie kommen wir raus ? Durch Entwertung , durch einen Crash – lange schon nötig – bald isses soweit ! 🙁
Ad Anti-Basti: Durch einen dritten Weltkrieg ? Alles deutet darauf hin. Wir haben heute die selbe aufgeheizte Stimmung wie vor dem 1.Weltkrieg ab 1910 und folgende Jahre. Sehr schön nachzulesen in der Biografie von Kurt Tucholsky .
Ein leider nur zu wahrer Artikel. Wer sich die Entwicklung Venezuelas in etwa 20 Jahren vom reichsten zum ärmsten Land Südamerikas anschaut, sieht, was auch in Österreich oder ganz Europa droht. Und angefangen hat es mit demokratischen Wahlsiegen von Chavez. Unter Maduro ist es jetzt mit der Demokratie vorbei. So kann´s gehen …
Dass manche Menschen gegen alle Evidenz noch immer glauben, dass das Konzept von Marx und Engels funktionieren kann, ist ein Rätsel.
Alles genau auf den Punkt gebracht.
Aber eines sollten wir uns schon fragen…..
Warum ist bei einem Rohölpreis, wie wir ihn in der selben Höhe vor einigen Jahren schon hatten, der Sprit um 70% teurer?
Wer sind diese Gewinner? Aktionäre?
Diese gilt es abzuschöpfen!
Ich gehe davon aus, dass der hohe Spritpreis der Preistreiber Nr. 1 ist.
● Die kommende Kanzlerin Rendi-Wagner fordert die 4-Tage-Woche, natürlich bei gleichem Lohn.
“Die Menschen sind dann glücklicher, motivierter, gesünder und produktiver”, so die Rendi-Wagner im KURIER.
Was die Rendi-Wagner vergessen hat zu erwähnen:
Unsere Wirtschaft wird auch noch zusätzlich konkurrenzfähiger, vor allem gegenüber Ländern wie China, Südkorea, Taiwan oder Japan, von wo so ziemlich alles zu uns kommt, was Hochtechnologie ist und wir benötigen, um glücklicher, motivierter, gesünder und produktiver zu sein.
In der Politik wird je nach Bedarf einfach mehr Geld verteilt, das dummerweise aber erst erwirtschaftet werden muss. Und das gelingt am besten mit einer Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn …
und sie vergisst zu sagen, wer dann die restlichen Tage die Arbeit macht? (noch dazu bei dem Arbeitskräftemangel). Aber das muss sie auch nicht wissen, das sagt ihr dann Herr Leichtfried?
Manches richtig, vieles falsch.
Für den Arbeitnehmer wiederum zählt “ausschließlich, was netto auf seinem Konto landet.“ Wirklich, Arbeitnehmer sind so blöd, nicht zu hinterfragen, wofür was abgezogen wird und warum? Kann sein, hoffe und glaube ich nicht. Wohnbauförderungsbeiträge zu löhnen, wenn man im Eigentum wohnt, lustige Lohnsteuerstufen für Gutverdiener, aber Negativsteuer für Proleten, statt flat tax, weil ein Prozentsatz von wenig eh wenig bleibt? Pension wurscht, Versorgung im Fall der Arbeitsunfähigkeit auch? Beweise bitte!