Schulden haben die lästige Eigenschaft, nicht einfach kraft des Willens der Debitoren zu verschwinden. Am Ende hat jemand dafür zu bezahlen. Dieser „Jemand“ ist im Falle von Staatsschulden kein Unbekannter. Die Auswahl ist ja auch nicht groß: Politiker, von Steuern lebende Staatsangestellte, werktätige Nettosteuerempfänger und von Sozialtransfers lebende Wohlfahrtsstaatsklienten werden es nicht sein. Die wirklich „Großkopferten“, die ihre Vermögen in Stiftungen geparkt haben und/oder hochmobil sind, auch nicht. Wer übrigbleibt, sind die Angehörigen der bürgerlichen Mittelklasse.

Gleich, ob angestellte „Besserverdiener“ oder unternehmerisch tätige Eigentümer von KMU, sind diese Leute schon jetzt die mit Abstand größten Financiers aller im Laufe der Zeit vom Wohlfahrtsstaat angemaßten Aktivitäten. Rund zwei Drittel ihrer Einkommen landen – alle Steuern und Abgaben zusammengerechnet – beim Fiskus. Sie dürfen, ohne gefragt zu werden, mit ihrem sauer verdienten Geld die Organisation von Brot und Spielen finanzieren, mit denen Krethi und Plethi bei Laune gehalten und für die nächste Wahl geködert werden.

Wie die Geschichte des 20 Jahrhunderts mehrfach gezeigt hat, werden diese Bürgerlichen, die das Rückgrat jeder liberalen Demokratie bilden und genau deshalb von allen von einem sozialistischen Utopia träumenden Linken mit so unerbittlichem Furor bekämpft werden, zu den bevorzugten Opfern deren ideologiegetriebener Politik.

Inflation hat schon einmal, nämlich in den frühen 1920er-Jahren, das Bürgertum in Deutschland und Österreich ruiniert. Die katastrophalen Folgen sind bekannt. Die dieser Tage in Notenbanken und Regierungskanzleien sitzenden Geldalchemisten können von Glück reden, daß es dafür keine lebenden Zeitzeugen mehr gibt und die breite Masse mit Geldtheorie nichts am Hut hat. Andernfalls hätte man sie möglicherweise längst mit Schimpf und Schande aus ihren Ämtern gejagt. Mit einem Schubkarren voll Geld zum Bäcker zu pilgern, um einen Laib Brot zu kaufen (der einen Tag später schon das Doppelte kostet), ist nämlich kein Spaß.

Zwischen Skylla und Charybdis: Inflation und Vermögenskonfiskation

Angesichts der an die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gemahnenden, rund um den Globus zelebrierten Geldproduktionsorgien, braucht es indes nicht allzu viel Phantasie, um erneut eine galoppierende Geldentwertung heraufziehen zu sehen. Die zeichnet sich in einigen Branchen und Güterklassen ja auch bereits ab.

Daß die Chefin der EZB, Christine Lagarde, erklärt, man möge sich doch darüber freuen, einen Job zu haben, anstatt sich um die Ersparnisse zu sorgen – als ob die Jobs nicht zusammen mit den Vermögen dahingingen -, spricht Bände. Sie meint übrigens ihren Job und die Ersparnisse aller anderen.

Doch eine Inflation ist nicht die einzige dem Mittelstand drohende Gefahr. Auch direkte konfiskatorische Staatszugriffe auf die Vermögen der Bürger stehen zur Disposition, wie eine wachsende Zahl von Wortmeldungen, bevorzugt solche aus linken Organisationen, erwarten läßt. Die dafür bereitliegenden Folterwerkzeuge hören auf die Namen Vermögenssteuer, „einmalige Vermögensabgabe“, Erbschaftssteuer, Zwangshypothek und Kapitalverkehrskontrolle.

Der Beifall der besitzlosen Massen ist den notorischen Umverteilungsenthusiasten sicher. Schließlich ist Neid – jener Affekt, der die Basis aller sozialistischen Enteignungsphantasien bildet – ihr stärkster Verbündeter.

Wer all das nicht recht glauben will, der bemühe die Suchmaschine seines Vertrauens und sondiere das Netz nach den Begriffen Währungsreform und Lastenausgleichsgesetz. Alles schon dagewesen. Die Leistungsträger aus dem bürgerlichen Mittelstand werden unweigerlich auch diesmal wieder die Dummen sein.

Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.