
Andreas Tögel: Produkt des Wohlfahrtsstaats - Gesellschaft der Müßiggänger
Nur noch die Hälfte der Wiener hat es nötig, Arbeitsleid auf sich zu laden. Um Geld zu bekommen, bedarf es inzwischen keiner Erwerbstätigkeit mehr: Fürs Einkommen sorgt die Sozialbürokratie, meint eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Deshalb halten nicht wenige Zeitgenossen den Wohlfahrtsstaat für die größte Errungenschaft seit der Erfindung der Dampfmaschine. Der Gedanke, dass es nur auf die gerechte Verteilung von Wohlstand, nicht aber auf dessen Produktion ankommt, hat gesiegt.
„Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat. Solche Wohltaten muss das Volk immer teuer bezahlen, weil kein Staat seinen Bürgern mehr geben kann, als er ihnen vorher abgenommen hat.“ (Ludwig Erhard 1897 – 1977)
Allerdings stand am Beginn der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates keineswegs die Idee, unterprivilegierten Menschen etwas Gutes zu tun. Es war vielmehr die Absicht des Machtmenschen Bismarck, den Aufstieg der Sozialdemokratie zu bremsen. Mit der Einführung von „Sozialgesetzen“ gelang es ihm tatsächlich, den Roten den Wind eine Zeitlang aus den Segeln zu nehmen. Die langfristigen Konsequenzen seiner Sozialgesetze sind indessen verheerend – wie auch in allen anderen Ländern, in denen sie umgesetzt wurden. Der Wohlfahrtsstaat führt in eine Sackgasse.
Die klügeren unter den Marxisten bestreiten die Effizienz des Kapitalismus nicht. Sie behaupten lediglich, dass es in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung mit Produktionsmitteln, die sich in Privathand befinden, systemimmanent zu einer zu Lasten des Proletariats gehenden Verteilung des Erwirtschafteten kommt. Dieser Gedanke wurde von christsozialen Parteien übernommen, die einen Weg zwischen Markt- und Planwirtschaft zu gehen versuchen, der auf den Namen Soziale Marktwirtschaft hört. Nach ihrer Vorstellung, die von keinerlei Kenntnis ökonomischer Gesetzmäßigkeiten getrübt zu sein scheint, bedarf es eines gewaltbewehrten Korrektivs – des Staates -, um den Markt zu „zähmen“.
Wahl zwischen Markt und Plan
In Wahrheit aber besteht nur die Wahl zwischen Markt und Plan. Lebendig oder tot. Schwanger oder nicht. Ein Drittes gibt es nicht! Das Problem ist: Der „dritte Weg“, eine in einer idealen Welt funktionierende Mischform, ist in der Realität instabil und dazu verdammt, sukzessive in den Sozialismus abzugleiten. Häufigkeit und Intensität von Marktinterventionen nehmen zu; Die Bürokratie wuchert. Die seit 1919 unentwegt steigenden Staats- und Steuerquoten, beweisen es. Eine Art „Sperrklinkeneffekt“, der kein Zurück zulässt. Die EU steht in wirtschaftlicher Hinsicht dem Sowjetsystem näher, als dem im 19. Jahrhundert praktizierten Laissez-faire-Kapitalismus.
„Der fundamentale Trugschluss im Wohlfahrtsstaat, welcher sowohl in die Finanzkrise als auch zum Verlust der Freiheit führt, liegt im Versuch, Gutes auf Kosten anderer zu tun.” (Milton Friedman, 1912 – 2006)
Wohlfahrtsstaat belohnt Nichtstuer
Die Herstellung von Ergebnisgleichheit, ist ohne den Einsatz von Zwang und Gewalt unmöglich. Denn die Produktiven sehen nicht tatenlos dabei zu, wie die Unproduktiven die Früchte ihrer Arbeit aufzehren. Daher werden sie mit Gewalt, oder Gewaltandrohung, kirre gemacht.
Doch auch in einem totalitären System ist die Gleichheit der Individuen nicht zu haben – und zwar deshalb, weil Menschen aufgrund ihrer Begabungen und ihres Gemütes grundverschieden sind, und durch die Erziehung in ihren Elternhäusern ungleich geprägt werden. Den von den Sozialisten ersehnten, seelenlosen „neuen Menschen“, wird es daher erst dann geben, wenn man ihn in der Retorte züchtet und einer unerbittlichen Zwangsbeschulung unterzieht, um ihm jede individuelle Regung auszutreiben.
Wer Leistung vom Lohn entkoppelt – genau das tut der Wohlfahrtsstaat – belohnt die Nichtstuer und bestraft die Fleißigen. Wer aber derart verfehlte Anreize setzt, wird mehr von ersteren und weniger von letzteren erhalten. Zu Ende gedacht: Dem Wohlfahrtsstaat gehen die Leistungsträger und Zahler aus.
Hotellerie und Gastgewerbe leiden am meisten unter Personalengpässen
Aktueller Beleg dafür: Viele Betriebe suchen derzeit erfolglos nach Mitarbeitern, während beim Arbeitsmarktservice Hunderttausende arbeitslos gemeldet sind. Der Bezug von Arbeitsersatzeinkommen ist so anziehend, dass viele Beschäftigungslose erst gar nicht mehr versuchen, ein Dienstverhältnis zu finden.
Hotellerie und Gastgewerbe leiden am meisten unter den aktuellen Personalengpässen, was einfach zu erklären ist: In der Zeit der Lockdowns haben sich viele Gastronomiefachkräfte beruflich umorientiert, weil sie befürchten, auch künftig immer wieder von der Regierung zur Arbeitslosigkeit verdammt zu werden. Das trifft gerade sie besonders hart, weil entgangene Trinkgelder, die in diesen Branchen einen wesentlichen Teil des Arbeitsentgelts ausmachen, vom AMS nicht ersetzt werden.
Zeit für Reformen
Die Rechnung in Branchen mit niedriger Wertschöpfung, in denen geringere Löhne bezahlt werden, als etwa im IT-Bereich, sieht so aus: Da das in einem normalen Beschäftigungsverhältnis zu erzielende Einkommen nicht weit über dem Arbeitslosenentgelt liegt, bleiben viele zu Hause, gehen vielleicht gelegentlich „pfuschen“ und stehen dann besser da als Vollzeitbeschäftigte. Im Ergebnis fördert das wohlfahrtsstaatliche Sozialsystem den Müßiggang.
Verschärft wird die Lage, wenn ältere einheimische Arbeitnehmer mit jungen Zuwanderern um einen Job konkurrieren müssen. Werden dann auch noch Beschäftigungsbarrieren in Form gesetzlicher Mindestlöhne etabliert, hat das denselben Effekt, wie die Verhängung von Arbeitsverboten für Geringqualifizierte. Politisch erzwungene Arbeitslosigkeit ist die Konsequenz.
Zeit für Reformen: Müßiggang darf nicht mit Steuergeldern subventioniert werden. Stattdessen sind Anreize zur Erwerbsarbeit zu schaffen – etwa durch Kürzung der Arbeitslosenunterstützung nach einiger Zeit des Bezuges. Arbeit muss sich wieder lohnen!
Kommentare
Als langjähriger Leser ihrer Kommentare: Sie werden immer noch besser. Weiter so. Vielen Dank
Österreich ist halt katholisch und nicht christlich
Vielen Dank, Herr Tögel! Sie sind einer von ganz wenigen, die unangenehme Wahrheiten aussprechen.
Ein interessant zu lesender Artikel mit einigen guten Gedanken. Aber die erstmalige Einführung von Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung durch Bismarck ist ein Meilenstein der Sozialgeschichte, der die Menschheit wirklich weiterbrachte. Hier schüttet Herr Tögel mehr als das Kind mit dem Bade aus. Das fundamentale Missverständins der linken Gutmenschen aber ist, dass es sich um eine Versicherung handelt – nur wer einzahlt, darf auch Leistungen beziehen und das System darf nicht mehr ausgeben, als es einnimmt.
sehr geehrter Herr Tögel.
Ihre Beiträge bestätigen immer wieder,
welche Werte in der Pharmazie maßgebend + lenkend sind.
im einzig wirklich unregulierten freien Markt 😂😂😂
auch bin ich beruhigt dass sich kein Mitarbeiter im medizinischen Bereich – übrigens ein Gebiet mit konzernweit hoher Wertschöpfung – Sorgen um seine Existenz mach muss,
denn soviel ich verstanden habe gibt es einen Zusammenhang zwischen
Gehalt u. Wertschöpfung. 😂😂😂
auch die Möglichkeit von billigsten (Zwangs)Arbeitern finde ich gut angedacht – eventuell für den Pflegebereich ?
alternativ müssten Sie sich ja für eine Umschichtung der Spitzengehälter + Boni einsetzen und dadurch versuchen, den Mitarbeitern in spe eine Verbesserung Ihrer Lebensqualität zu vermitteln.
nach dem Motto: JEDER hat im Kapitalismus die Möglichkeit … 😂😂😂
nur zu ihrem Verständnis – die Mindestsicherung ist genau das wofür der Name steht. bei Interesse könnte man das googeln
natürlich sind auch die Mehrfach – Pensionsbezüge unser aller Politiker
in Bezug auf Wertschöpfung unantastbar.😂😂😂
vorher lieber andere zum Arbeiten zwingen – Eignung uninteressant – billig.
Wir brauchen meiner Meinung nach – und möglicherweise zu Ihrem Leidwesen – ein neues Wirtschaftssystem.
der Kapitalismus scheitert einerseits an seiner Vorgabe IMMER MEHR
und auch, wie der Kommunismus, an der Maßlosigkeit und Gier seiner
Profiteure. ich bin in Armut aufgewachsen und kann nach 40 Jahren
empor arbeiten sagen dass man mit einem mittleren 4 stelligen € Betrag ganz gut leben kann – wenn man Villen u Yachten etc. nicht braucht.
das dafür benötigte Geld müsste ich (Wertschöpfung) vom Gehalt meiner Mitarbeiter abziehen (mathematisch alles ganz einfach)
vielen Dank für Ihren Kommentar
Herr Toegel sie scheinen eins zu vergessen! Es geht nicht darun ob Wirtschaft frei ist, oder ob einen Plan hat!!
Die Planlosen in der Wirtschaft Überleben nicht lange! Wie immer geht es nicht um was ist lustig oder gerade modern!! Sonern was nützt und hilft ist sicher und nachhaltig!! Wenn Wirtschaft schadet Sucht, Ungesunde Nahrung zu viel Zucker oder Salz und künstliche Aromen, Nahrung die Menschen Fett und
Kank macht! Aber die Kasse klingelt!!
Glauben Sie das sich das eine Firma entgehen lassen wird!! Und die Kosten im Medizinen Bereich explodieren!! Ohne Vorgaben die noch viel zu locker sind würden Drogen offiziell verkauft!! Da der freie Wille des Menschen im Belohnungs
Zentrums seines Gehirn aufhört!! Oder wo durch Glauben sie entstehen diese ganzen Itioten die zwar allein nicht überleben aber an ihren freien Willen und an ihre Würde glauben!! Mit Nikotin und Alkohol Sucht!! Und sich gegenseitig Feiern und besteigen!!
Neulich ein Gespräch am Nebentisch eines Lokales in Wien:
Ein Mittdreissiger, neben ihm seine kleine Tochter und ein älteres Paar (vermutlich seine Eltern).
Bei einem Vorstellungsgespräch bot man ihm für einen Halbtagsjob etwas mehr als die Mindestsicherung.
Daraufhin er: I bin jo net deppert, da hol i ma die Mindestsicherung und bleib daham.
Seit 2015 haben wir rund 380.000 Migranten aufgenommen, weil es bei uns einfach angenehmer zu leben ist als in Mohameds Weltreich.
WAS MACHEN DIE ALLE HEUTE DONNERSTAG?
Wahrscheinlich lernen sie alle fleißig Deutsch und besuchen eine Facharbeiterausbildung.
Migrant*innen sind besonders häufig in der Gastronomie und im Gesundheitswesen anzutreffen. Wer hat noch keine Kellnerin oder Krankenschwester mit Kopftuch gesehen, ist ein blinder Altbürger*in. Deshalb:
Bitte noch einmal 380.000 Zuwanderer*innen!
Sehr gute Analyse. Aber leider gibt es derzeit keine großen Alternativen. Derzeit sind die Christlichsozialen am Werk und bald kommen die Sozialisten. Und die wirtschaftshemmende und wohlstandsminderndernde Grünpolitik bleibt bei beiden Varianten. Was wir brauchen wäre eine neue konservativ-liberale Partei.
Dazu kommt noch ein weiteres Problem: die Anzahl derer, die vom “geschenkten” Geld leben ist inzwischen schon so hoch, dass sie mit Sicherheit jene Partei wählen, die ihnen das arbeitslose Einkommen sichert. (siehe Wien).
100 Milliarden EUR wird der Staat Österreich heuer seinen produktiven Bürgern an Steuer abknöpfen. 100 Milliarden!
Auf den Bürger runtergebrochen, bei rund 3 Millionen Vollzeit-Erwerbstätigen (1 Mio von den 4 Mio Erwerbstätigen arbeiten Teilzeit) und rund 2 Millionen Nettozahlern :
33.000 pa (2.750 pm) pro Vollzeit-Erwerbstätigen
50.000 PA (4.170 pm) pro Netto-Zahler
Es gäbe viel zu tun, nur leider tut es keiner. Zu allererst gilt es das Bürokratiemonster zu zerstören.
Zuviele unproduktive “Parasiten” schwächen den Wirt. Wir müssen um gut 30 Jahre zurückschauen, als noch alle gut leben konnten.
Lieber Herr Tögel!
Gäbe es doch mehr Journalisten und Politiker wie Sie!
Alleine, die Erkenntnis, daß der Jahrzehnte eingeschlagene Weg unserer Politiker der falsche war, wird die arbeitenden Bevölkerungsschichten in Österreich und Deutschland nicht mehr vor dem wirtschaftlichen Ruin retten. Zu weit fortgeschritten ist schon die vom Staat jahrelang geförderte Belohnung der professionellen Nichtstuer, die den Staat aussaugen und schwächen. Dieser Teufekskreis wird noch verstärkt durch die zügellos betriebene Zuwanderungspolitik der Regierung. Die von unseren Volkszertretern so gelobten, zugewanderten Fachkräfte mit oder ohne Asylstatus füllen jeden Tag die Gazetten. Aber nicht im Wirtschaftsteil, sondern in den Berichten über Mord, Totschlag, Raub, Bandenkriegen und Vergewaltigungen. Wenn diese, von der Politik herbeigeschafften Ersatzösterreicher gemeinsam mit unseren inländischen Nichtstuern eines fernen Tages unsere Pensionen finanzieren sollen, dann gute Nacht, österreichisches Sozialsystem. Jedes kleine, durchschnittlich begabte Kind kann sich ausrechnen, wie lange ungezügelte, vom Staat geförderte Zuwanderungspolitik, gepaart mit der nun in Pension gehenden Babyboomergeneration und den Österreichern, die dem Dolce Vita frönen, noch gut gehen kann. Diese Schmarotzer, die schon heute nur die Hand aufhalten und jene belächeln, die um sechs Uhr morgens aufstehen, um zur Arbeit zu gehen werden dann eines nicht mehr so fernen Tages die Ersten sein, die vor dem Parlament Randalierer und ihre Rechte einfordern. Aber dann werden sich die hochbezahlten, für diese Misere verantwortlichen Politiker ja eh schon im wohlverdienten, von uns letzten arbeitenden Trotteln finanzierten Ruhestand befinden und ehrfürchtig ergraut in der ZIB schwafeln, wer nicht aller Schuld an der Not des österreichischen Volkes hat. Aber wie sagt Klaus Schwab in seiner kranken Agenda 2030, dem Great Reset, dem alle young global Leaders wie die Schafe hinterherlaufen: Im Jahr 2030 wird der Mensch nichts mehr besitzen und glücklich sein. Mit den besitzlosen Menschen meint er aber sicher nicht sich selbst oder einen seiner Agendafreunde.
Gott schütze Österreich
… quod erat demonstrandum …!!! Super analysiert!!!
grundsätzlich ja.
Aber zu allererst: für Migranten keinen einzigen Cent, dann reden wir über Inländer, insbesondere jene, die bereits lange ins Sozialsystem eingezahlt haben.
Ganz korrekt ist es so nicht. Das Problem ist, dass Linke, und einige Superreiche, mit der “Flutung” das Sozialsystem zum kippen bringen wollen um danach ihre Phantasien zu realisieren.