Im Internetlexikon „Wikipedia“ findet sich folgender Eintrag unter dem Stichwort Schwarzarbeit: „…ist die Ausführung von Dienst- oder Werkleistungen unter Verstoß gegen Steuerrecht, unter Verstoß gegen Sozialversicherungsrecht…oder ohne Gewerbeanmeldung…wird oft mündlich vereinbart und das Entgelt bar gezahlt.“ Dass in Österreich dafür gerne der Begriff „Pfusch“ verwendet wird, findet ebenfalls Berücksichtigung: „Pfusch ist die Arbeit eines Fachmanns, unter Vermeidung von Steuern“.

Wikipedia beschäftigt sich zwar auch mit den gesetzlichen Konsequenzen, vermeidet aber jeden Versuch einer Erklärung, weshalb es das Phänomen Schwarzarbeit überhaupt gibt, oder welche Umstände ihrem Wachstum Vorschub leisten. Auch wird nicht darauf eingegangen, ob und inwieweit Schwarzarbeit volkswirtschaftlichen Nutzen bringt. Grundsätzlich ist nämlich jede Form der Wertschöpfung zu begrüßen. So wäre der Wiederaufbau nach 1945 ohne einen flächendeckenden Einsatz steuerschonender „Nachbarschaftshilfe“ undenkbar gewesen. Einen großen Teil des in schmucken Eigenheimen manifestierten Wohlstands im Lande, würde es ohne sie schlicht nicht geben.

Wer sich in der Alpenrepublik auf die Suche nach den Gründen der zunehmenden Beliebtheit der „Nettohack´n“ begibt, wird rasch fündig. Die Agenda Austria bringt es auf den Punkt: „Lässt ein Durchschnittsverdiener zu Hause vom Installateur einen Wasserschaden beheben und zahlt für fünf Stunden Arbeit 600 Euro, muss er vorher 1176 Euro an Wirtschaftsleistung erbracht haben, um sich die Installateur-Rechnung leisten zu können. Dem Installateur bleiben davon nach Steuern und Sozialabgaben 311 Euro. Von dieser Transaktion gehen also 74 Prozent an den Staat.“ Die Graphik sagt mehr als 1000 Worte.

Um es kurz zu machen: Niemand sonst als der gierige Fiskalstaat, ist für die Schwarzarbeit verantwortlich. Wer selbst die doppelte Arbeitsleistung erbringen muss, um die Rechnung eines Professionisten bezahlen zu können, muss ja entweder ein Heiliger oder ein Idiot sein, um nicht auf die Idee zu kommen, einen Fachmann zu engagieren, der die Arbeit auch ohne Rechnung erledigt.

Auch die Verlockung für die Gewerbetreibenden ist nicht klein, manche Arbeiten lieber schwarz zu verrichten und den Erlös dafür brutto für netto einzustecken. Wilfried Lehner, Chef der heimischen Finanzpolizei, ortet besonders bei arbeitsintensiven Branchen einen Trend zur „organisierten Schwarzarbeit als Geschäftsmodell“. Namentlich im Bau- Security- und Reinigungsgewerbe, kommt es demnach besonders häufig zur illegalen Beschäftigung von Ausändern und zur Vermeidung von Zahlungen ans Finanzamt und an die Sozialversicherung.

Bundesbudget ohne Staatsdefizit ist unvorstellbar

Es wäre allerdings nicht Österreich, wenn nach der Problemdiagnose nicht umgehend zur Symptomtherapie ausgerückt, die Ursachenanalyse aber vollständig vernachlässigt würde. Die Lösung des Problems ausschließlich in einer Verschärfung der Kontrollmaßnahmen zu sehen, greift nämlich eindeutig zu kurz. Auch das Vergießen von Krokodilstränen darüber, dass „ehrliche“ Betriebe durch schwarzarbeitende Mitbewerber geschädigt werden, ist nicht zweckdienlich. Als ob die Politik sich für die Probleme des gewerblichen Mittelstandes jemals interessiert hätte! Big Government und Big Business dagegen haben sich – zulasten der mittelständischen Wirtschaft – immer bestens verstanden.

Die Behauptung, dass die Steuerehrlichen deshalb größere Abgabenlasten zu schultern hätten, weil die Steuerhinterzieher sich einen unfairen Vorteil zu ihren Lasten verschafften, ist ein netter, aber untauglicher Versuch, von den wahren Ursachen abzulenken, die zur Schwarzarbeit führen. Denn wahr ist, dass kein Steuersklave auch nur einen Cent weniger an Lasten zu tragen hätte, wenn es die Schwarzarbeit nicht mehr gäbe. Dass der maximale Einkommensteuertarif mit 55 Prozent heute beim Elffachen dessen liegt, das der Staat seine Insassen am Vorabend des Ersten Weltkriegs abnahm, ist eben nicht mit organisierter Steuervermeidung, sondern vielmehr mit dem unaufhörlichen Staatswachstum zu erklären, das seit Ausbruch der Demokratie anno 1918 erfolgt ist. So hoch können die Staatseinnahmen (die derzeit übrigens auf einem historischen Allzeithoch liegen) gar nicht sein, dass sie nicht trotzdem zu gering wären. Ein Bundesbudget ohne Staatsdefizit ist inzwischen so gut wie unvorstellbar. Seit 1970 gab es ganze zwei Jahre (!), in denen die kumulierte Staatsverschuldung nicht anstieg.

Anstatt sich also typisch etatistischen Phantasien hinzugeben, wie mittels repressiver Maßnahmen „Steuergerechtigkeit“ hergestellt werden könnte, sollte sich die Regierung besser mit der Frage beschäftigen, ob es nicht an der eklatant überzogenen Fiskallast – Stichwort Lohnnebenkosten – liegt, dass zunehmend mehr Bürger Schwarzarbeit nachfragen oder leisten. Leider weht der Zeitgeist in die entgegengesetzte Richtung: nahezu täglich liest man von neuen Forderungen nach einer „Verbesserung“ von Sozialleistungen oder einer Ausweitung des Kreises der Anspruchsberechtigten. Wo das Geld zur Finanzierung all dieses Sozialkitschs herkommen soll, interessiert dagegen augenscheinlich niemanden.

Bürger, die ihre Abgabenlasten (bis jetzt) ohne aufzumucken tragen, systematisch so weit zu bringen, dass sie ihre Gesetzestreue als autodestruktiven Unfug erkennen, ist für den Rechtsstaat hochproblematisch. Besser wäre es, die überbordenden Ausgaben für kostspielige wohlfahrtsstaatliche Luxusausgaben drastisch zu reduzieren! Der Staat darf die Menschen nicht daran hindern, nach Glück zu Streben. Er soll aber nicht behaupten, ihnen das Glück kaufen zu können!

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Kommentare

  • Metreport sagt:

    Ohne Pfusch hätte es nach 1945 keinen Wiederaufbau und kein Wirtschaftswunder gegeben!
    Ohne Schleichhandel hätte es keine Firmengründungen in den 1950ern gegeben.
    Erst die Konzerne (REWE, SPAR, Baumärkte etc.) haben diese Strukturen des Distributismus zerstört!

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    1. Metreport sagt:

      Übrigens bei den Gründern der österr. SPAR Organisation (Einkaufsgenossenschaft) waren Unternehmerpersönlichkeiten dabei die Lebensmittel damals nach dem Krieg ohne Lebensmittelmarken zu entsprechenden Preisen vermarktet haben. Wie nennt und nannte man das?
      Daraus entwickelte sich das übermächtige SPAR Oligiopol. Die kleinen Mitbegründer wurden schon lange aufgefressen.

  • Alex sagt:

    Immer wenn ich eine kleine Korrektur dieser Superbeiträge anmerken, werde ich grundsätzlich zensiert. Liebes Medium, Stärke bedeutet auch kritikfähig zu sein…

  • Ozeki sagt:

    Na dann schaut mal, wie ihr Pfusch mit digitalem Geld bei Zentralbanken noch bezahlen könnt. Mit einem Schlag wird Pfusch der Garaus gemacht. Was mir übrigens auch noch einfällt: Pfusch wird gelegentlich für schadhafte Ausführung von Arbeiten verwendet. Ich hab schon mehr Pfusch durch Professionisten als durch Pfuscher erlebt. Und das dann zu einem horrenden Stundensatz.

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  • Oliver Benz sagt:

    Es werfe der den ersten Stein, der noch nie einen ” Pfuscher” beauftragt hat. Da war doch auch was in politischen Kreisen, mit der Pflege für die Eltern oder so. War doch, oder? Man vergisst, das jeder Euro, der auf diese Weise erwirtschaftet wird, quasi gleich wieder als Konsum in den Wirtschaftsfluss eingebracht wird. Konsum, der sonst gar nicht stattgefunden hätte, weil nicht leistbar. Aber verdient man als Abgeordneter an die 9000.- € brutto und hat natürlich auch noch seine anderen Einkommensquellen, kann man leicht zu einem Betrieb gehen und sagen, bitte machen Sie! Ein kleines, milchmädchenartiges Rechenbeispiel veranschaulicht die Sache. Ein Arbeitnehmer verdient 2000.- netto pro Monat, das sind inkl. aliquoter Sonderzahlungen, also Weihnachts/ Urlaubsgeld grob 2333.-/ Monat . Auf den Tag übers Jahr gerechnet, bei durchnittlich 21 Arbeitstagen pro Monat, verdient dieser Arbeitnehmer etwa 111,- € täglich. Den Stundenlohn kann man sich bei einem 8 Std Tag selber errechnen. Eine Stunde Kfz Mechaniker kostet 150,-€ plus Mwst…. dämmerts? In den US ist Pfusch kein Thema, genauso wie Steuerpetiten. Die Steuersärze sind extrem niedrig ( von Bundestaat abhängig) und die Progressionstufen legen die höheren Steuersätze viel weiter oben an als hierzulande. Und bei uns kriegen die den Hals immer noch nicht voll und gewisse ” Anwärter” träumen noch von Erbschafts- und Vermögensteuern um den Wohlstandsschnitt noch tiefer nach unten zu drücken. Wie sollte man da OHNE Schattenwirtschaft noch ein lebenswertes Leben fristen können?

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    1. schani sagt:

      Ja, war doch! Und dieses “war doch” war eine astreine Lüge des politischen Gegners, also eine Sauerei erster Güte!

  • Mag. Stephan Fischer sagt:

    Kompliment, ein sehr guter Beitrag. Eigentlich das Problem Nr. 1

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  • Pennpatrik sagt:

    Worauf der Autor nicht eingegangen ist und was noch schlimmer ist:
    Ein Arbeiter muss 10 Tage (80 Stunden) dafür arbeiten, um eine Installateur für 1 Tag (8 Stunden) zu bezahlen.
    Aber der Österreicher wird wieder links wählen, damit dieses System sich weiter verschlechtert.

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  • DerLuemmel sagt:

    Sehr gut beschrieben, Herr Tögl. 👍
    Ich habe zwar nicht Wirtschaft studiert, aber allein mein Verstand sagte mir schon immer – Systeme, welche nur durch ständig steigende Subventionen laufen, sind schwer krank und werden früher oder später gnadenlos scheitern. Es ist nur eine Frage der Zeit.

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  • Gustav Gans sagt:

    Ein sehr richtiger und wichtiger Beitrag. Er zeigt auch, dass die Steuerlast dringend massivst gesenkt werden muss (wie auch die staatlichen Ausgaben) und dass die Regeln über die präventive Kriminalisierung der Bevölkerung (angeblich zur Verhinderung von Geldwäsche) sowie die Bargeldeinschränkungen beseitigt/verhindert werden müssen, zumal der größte Geldwäscher der Staat selbst ist!

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  • AppolloniO sagt:

    Zum Einprägen, man muss € 1176 verdienen um den Handwerker € 311 heimtragen zu lassen. Kein Wunder, dass wir jetzt absaufen.
    Jeder der jetzt noch einen Euro mehr Staatsschulden verlangt oder einen Cent mehr Steuern, sollte ein Gratisheim am Mond beziehen.

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  • Encolpius sagt:

    Hervorragender und gleichzeitig erschreckender Artikel.

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