
Unternehmerische Gier und Marktversagen verantworten die Inflation nicht
Nach Meinung linker Experten ist die Gier ruchloser Unternehmer Ursache der galoppierenden Teuerung. In Wahrheit ist Inflation ein für Fiat-Geldsysteme typisches monetäres Phänomen, in dem bunt bedruckte Zettel in beliebiger Menge faktisch zum Nulltarif produziert werden können, findet eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Sünden resultieren bekanntlich aus üblen Charaktereigenschaften. Neben sechs anderen, wie Hochmut, Zorn und Neid, hat die Gier einen besonders verderblichen Einfluss auf das Handeln der Menschen. Jetzt, in Zeiten der Hochinflation – beiderseits des Atlantiks halten wir gegenwärtig bei immerhin rund zehn Prozent Geldentwertung – bildet die Gier, nach Meinung nicht weniger linker „Experten“, deren Ursache. Gemeint ist die Gier der ruchlosen Unternehmer, die sich mit einem Mal dazu verschworen haben sollen, alle Preise auf breiter Front anzuheben, um sich ihre Taschen mit fetten „Übergewinnen“ vollzustopfen. Weshalb die bösen Ausbeuter nicht schon viel früher auf diese zweifellos geniale Idee gekommen sind, ist rätselhaft. Um Unternehmergier als Hauptgrund für den aktuellen Kaufkraftverfall zu identifizieren, bedarf es daher schon eines recht schrägen Blickwinkels auf die Fakten.
Die Geldschwemme der Zentralbanken hat den Boden für die jetzige Inflation bereitet
Jedenfalls fällt auf, dass diejenigen, die mit derartigen Schuldzuweisungen hausieren gehen, in aller Regel keinen Tag unter Marktbedingungen ihr Geld verdient, sondern stets im Dunstkreis des Staates oder in einem der von diesem privilegierten und/oder subventionierten Biotopen gelebt haben: „Wes Brot ich ess´, des´ Lied ich sing.“
Denn dass es natürlich ausschließlich der Staat und die von ihm beherrschten Institutionen (namentlich die Zentralbanken) sind, die durch ihre in den zurückliegenden Jahrzehnten produzierte Geldschwemme den Boden für die derzeit galoppierende Geldentwertung bereitet haben, ist unübersehbar. Von Regierungen und Geldalchemisten wird also hemmungslos auf Unschuldige eingeprügelt, um von der eigenen Verantwortung abzulenken. Das sollte auch nicht überraschen denn wie stellte Friedrich Nietzsche schon vor mehr als 100 Jahren in seinem „Zarathustra“ mit zeitloser Gültigkeit fest:
„Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.«“
Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, als der letzte Satz dieses Zitats. Aber zurück zur Gier: In einem amüsant zu lesendem Beitrag auf der Seite des deutschen Mises-Instituts, wird mit diesem Unsinn aufgeräumt: hier.
Inflation ist nicht dasselbe wie Teuerung
Wie nicht oft genug betont werden kann, ist Inflation stets und ausschließlich ein für Fiat-Geldsysteme typisches monetäres Phänomen, das in einem Warengeldsystem (in dem etwa Biberfelle, Kaurimuscheln oder Goldmünzen) als Tauschmittel dienen, niemals auftreten kann. Und zwar deshalb nicht, weil ein Warengeld – anders als bunt bedruckte Zettel – nicht in beliebiger Menge und faktisch zum Nulltarif produziert werden kann.
Deshalb ist es wichtig, zwischen Inflation und Teuerung zu unterscheiden. Zu einer Teuerung kann es kommen, wenn sich die Publikumspräferenzen verändern: Wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Nachfrage nach Äpfeln oder bestimmten anderen Gütern steigt, wird sich deren Preis nach oben bewegen. Diese Preiserhöhung hat mit Inflation indes nichts zu tun. Auch wenn eine Teuerung – etwa aufgrund einer Angebotsverknappung eines bestimmten Grundstoffes, etwa Erdgas – eintritt, handelt es sich dabei nicht um Inflation.
Nochmals: Inflation bedeutet die Aufblähung der Geldmenge. Weil das in den Jahren nach der Weltfinanzkrise 2008 oder nach der Eurokrise 2010 geschaffene Geld, das Publikum zum Großteil nie erreicht hat, sondern im Finanzsystem verblieben ist, war auch die Geldentwertung moderat. Jetzt aber, da die Regierungen mittlerweile zum Verteilen von „Helikoptergeld“ übergegangen sind, indem sie allerlei Hilfs- und Unterstützungszahlungen direkt an die Konsumenten verteilen, ist mit einer Art „Turboeffekt“ zu rechnen. Die Teuerung wird sich in der nächsten Zeit daher sicher nicht abschwächen, sondern die Konsumenten mit voller Wucht überrollen.
Der Staat kann nur verteilen, was er den Steuerzahlern zuvor weggenommen hat
Durch derzeit faktisch im Wochentakt aufgelegte, immer neue Unterstützungsaktivitäten, wird zudem die höchst ungesunde Vorstellung befördert, der Staat wäre imstande, die Menschen vor allen Fährnissen des Lebens zu bewahren, indem er ihnen großzügig unter die Arme greift. Das aber ist grundfalsch! Nochmals Nietzsche:
„Aber der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt und was er auch hat, gestohlen hat er’s.“
Der Staat kann schließlich nur verteilen, was er den Steuerzahlern zuvor genommen hat (oder künftig noch nehmen wird: Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen). Selbst im günstigsten Fall könnte dabei nie mehr als ein Nullsummenspiel herauskommen, da der Staat ja nichts zur Wertschöpfung beiträgt. In der Realität verhält es sich allerdings noch ungünstiger, da die Umverteilungsaktivitäten ja mit hohem Verwaltungs- und Personalaufwand verbunden sind. Am Ende kommt bei den Begünstigten deutlich weniger an, als den Zahlern genommen wird.
Fassen wir zusammen: Die Politik hat – via Geldproduktion – die Hand an der Wiege der Inflation. Zugleich sorgt sie mit künstlichen Handelshemmnissen (z. B. mit sinnfreien Lockdowns oder mit willkürlichen Sanktionen, die über den wichtigsten Energielieferanten verhängt werden) für Lieferengpässe und nie zuvor erlebte Preisexplosionen bei fossilen Brennstoffen. Ohne preiswert eingekaufte Energieträger, funktioniert das europäische Geschäftsmodell aber nicht. Und um das Trauerspiel mit Chuzpe zu würzen, beklagt die Nomenklatura, angesichts der durch sie geschaffenen Trümmerwüste, ein „eklatantes Marktversagen“, das sofortige politische Interventionen erfordert. So viel Irrsinn gab´s noch nie. Wir leben in der Tat in „interessanten Zeiten“.
Kommentare
Bei mir ist es einige Zeit her. Ich hatte einen tollen Lehrer in VWL.
Ich stimme dem voll zu. Jedoch…
Wie man vor 100 Jahren in Europa gelebt hat, wäre heute für uns Staatsbürger undenkbar. Italien kenne ich seit meiner Kindheit.
Dort war der überwiegende Teil bettelarm. Es gab kaum Kellner die ein Dienstverhältnis hatten. Der hat das verdient was Trinkgeld gegeben wurde. Falls eines gegeben wurde!
Es ist nicht alles schlecht und jeder Unternehmer ein Kapitalist!
Ich hatte auch gute und faire Chefs, gute und faire Kunden.
Sobald eine Firma zu krachen beginnt ist es aus mit Fairness.
Die Produktzyklen wurden immer kürzer und die Österreicher träumen von der Wiege bis ins Grab von einer Anstellung und lebenslang das Gleiche machen! Es haben auch alle in der Schule das Gleiche gelernt.
Auswendig lernen und Kopfrechnen waren Fähigkeiten. Da kriegte man einen Vorzug. Lexikon und Taschenrechner war bei uns verboten. Wir standen in den Firmen mit Stenografiekenntnissen und sollten plötzlich Diktiergeräte und Speicherschreibmaschinen ohne Tastenverdecker :)) bedienen.
Die Hälfte gab zum Glück auf!
Da hat sich nix geändert. Mit Fähigkeiten von vor 10 Jahren kommt man nicht mehr mit. Dann müssen die Firmen weg, sonst sind sie selber tot!
Toller Beitrag !Leider ist den Regierenden der Jetztzeit 1. KEINER dieser volkswirtschaftlichen Zusammenhänge auch nur annähernd geläufig ,
und 2. ist die moralische Verkommenheit an einem Punkt angelangt, der einen Schwefelsturm aus dem Weltall durchaus rechtfertigen würde !!
Drum wundert es nicht, dass die Regierenden (inkl., LaGarde/EZB) die Wirkungsweise von aufgeblasener Geldmenge (der keine adäquaten Warenwerte gegenüberstehen ) kaum vertraut ! Also erzeugen sie FIAT-Geld – und das bringst du nimmer weg !! Und das Volk wählt sie – immer weiter !! Wird lustig….
Grundsätzlich schon richtig, in einigen Punkten möchte ich entschieden widersprechen. Wer ist denn der Staat? Der Staat ist ja nicht ein Paralleluniversum oder ein Schwarzes Loch. Der Staat sind wir. In einer Demokratie wählt die Mehrheit Regierungen, die Gesetze und Verordnungen erlassen. Ob zu unserem Wohl oder nicht, das ist ein anderes Thema. Genauso verhält es sich auch mit der EU-Kommission und der EZB. Die Länder haben alle Mitspracherecht. Natürlich haben die jeweiligen Gouverneure mitgestimmt, wenn weitere Billionen gedruckt worden sind. Natürlich haben nicht Lagarde und Draghi den EZB-Kurs alleine bestimmt. Und es gibt auch einen speziellen Grund, weshalb die EZB eine große Angst hat, ihre lächerlichen Zinsen zu erhöhen, um die astronomische Inflation zu bekämpfen. Im Gegensatz zu der Fed mit 3,25% liegt die EZB nämlich bei lächerlichen 1,25%. Ein anderes Thema sind die Kapitalisten. Tja, gegen soziale Marktwirtschaft hat ja niemand etwas. Eine Umgebung, wo Kleinbetriebe und Mittelständler wie auch ihre Mitarbeiter gut leben können. Das Problem sind die Turbo-Kapitalisten. Warum wohl haben sich Jakobiner und die brutale Nachfolge-Ideologie von Marx und Engels gebildet? Weil die Räuber aus die 7 Samurai oder Glorreichen 7 nicht genug bekommen konnten. Oder die Feudalherren, die Leibeigene unterdrückt haben. Die Sklavenhalter die Sklaven. Wer hat denn die Jobs nach Asien verlegt, um günstiger zu produzieren? Wer hat den schlafenden Drachen aufgeweckt? Tja, Deng, durch und durch ein Maoist, die btw. mindestens 60-70 Millionen Menschen gekillt haben, hat die Schwächen erkannt und brutal ausgenützt. Und gerade die unternehmerische Gier der Turbo-Kapitalisten und des Großkapitals hat das verschuldet. Genau dieselben haben ja die Schweine in Farm der Tiere nach oben gebracht. Genau diese Gier hat auch Yuri Bezmenov kritisiert.
“Der Staat sind wir. In einer Demokratie wählt die Mehrheit Regierungen, die Gesetze und Verordnungen erlassen. Ob zu unserem Wohl oder nicht, das ist ein anderes Thema.”
“Energiewende” = Wohlstandsende
Für Deutschland lässt sich feststellen, dass es seit Trittin Fischer Schröder 1998 eine gefestigte bundesparlamentarische Mehrheit zur Zerstörung des Landes, seiner Energieversorgung und seiner Industrie gibt.
Du kannst da wählen, wie du willst. 85 Prozent der Abgeordneten im Bundestag organisieren Hand in Hand die systematische Zerstörung des Landes.
Das ist nun gerade die Kernfrage des Systems.
Wir haben seit 1998 85 % empathielose Soziopathen im Parlament, denen die Machterlangung und -erhaltung alles bedeutet und die Bedürfnisse der Basis nichts.
Was soll das für eine Volksherrschaft sein, wenn das Volk und sein Wohlstand durch gewählte Vertreter ganz und gar vernichtet werden ?
Haben die Deutschen seit 1998 durchgehend ihren wirtschaftlichen Untergang gewählt, egal, wer ihn organisiert.
Ist diese Selbstzerstörung eines führenden Industrielandes eine “Demokratie” ?
Hochachtung, ein sehr gut ausgearbeiteter Beitrag! Übrigens die Fakten zeigen es, hohe Inflation bereits Ende21 ! Es scheint man hat gezielt darauf hingearbeitet: jahrelange Giralgeldschöpfung mit Kauf von Staatsanleihen und Billigkreditvergaben letztlich ua. als Inflationsursache und falsche Sanktionspolitik als Ursache der Teuerung! Wir wurden mit beiden beglückt und beides wäre verhinderbar gewesen. Die EZB kann mit den FED Erhöhungen nicht mithalten, der EURO geht den Bach runter, die EU ist eine Schuldenunion und wird daran hoffentlich zerbrechen! Ein Zinseszinssystem mit FIAT ist immer begrenzt überlebensfähig. Nichts Gutes kommt aus Zentralbrüssel. Frei nach Schumpter: “Kretive Zerstörung”, danach ergeben sich neue Chancen, nur mit den bestehenden schwachsinnigen Kriegshetzern gibt wenig Hoffnung, weil Friede nicht durch Einsatz von Waffen geschaffen wird!
Ich gratuliere Ihnen Herr Tögel, Sie verstehen die Dinge und bringen sie auf den Punkt. In der Politik wären sie schlecht aufgehoben, obwohl man Sie dort brauchen könnte.👍
An der Teuerung bei Energie ist die kartellartige Preisabsprache über das Merit-Order-System schuld. Beispielsweise Energie aus Wasserkraftwerken ist nicht nennenswert teurer geworden gegenüber dem Vorjahr, aber die dürfen ein Vielfaches kassieren. Das lässt der Staat zu und tut so als wäre das ein Naturereignis, gegen das man nichts unternehmen könnte.
Fiat-Geld hat Fehler, aber eine begrenzte Menge geht in Verbindung mit Zinszahlungen bei Ausleihungen resp. Einlagen nicht. Eine solche Währung zerreißt es regelmäßig nach einigen Jahrzehnten. Irgendwann sind alle Goldmünzen – wenn Goldmünzen die Währung sind – bei den Banken.
Nötig bei einer Währung ist es, dass die Geldmenge entsprechend dem Zuwachs durch Zinsen ausgeweitet werden muss durch eine diese ausgleichende Inflation.
Dass “Geld gedruckt” wird, ist verantwortungslos und kein Fehler des Fiat-Geldsystems. Dieses ermöglicht das lediglich. Wenn man ein Messer hat, darf man dennoch niemanden damit umbringen.
Angebot : Nachfrage. Für den rasanten Anstieg der Energiekosten sehe ich schon jene, die die Energiewende herbeifantasiert haben, in der Verantwortung. Ich kann nicht alle KWs abschalten, ohne davor für entsprechenden Ersatz gesorgt zu haben, rein aus ideologischen (grünen) Gründen. Und dann noch zu allem Überfluss den wichtigsten Gaslieferanten “vergraulen” mit Hilfe von Wirtschaftskriegen, die weit vor dem Kriegsausbruch in UA geführt wurden. On Top noch die von Draghi und LaGarde herbeigeführte Inflation ist im gesamten eine höchst explosive Mischung.
Wie immer auf den Punkt gebracht!