
Andreas Tögel: Vom mangelnden Verständnis für wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten
Am 25. 8. findet sich im ORF-Teletext die Nachricht, dass ÖGB-Präsident Katzian für September Kundgebungen gegen die Teuerung plant. Die Ursachen der aktuellen Teuerungswelle wurden an dieser Stelle bereits erörtert: Trifft eine erhöhte Geldmenge unter sonst gleichen Bedingungen auf ein verringertes Warenangebot, steigen die Preise. Eine Art Naturgesetz. Bei Energieträgern verhält es sich nicht anders. Gegen deren Verteuerung zu Kundgebungen aufzurufen, ist ebenso schlau, wie gegen die Schwerkraft zu protestieren.
Aber nicht nur biederen Handelsschulabsolventen mangelt es an ökonomischem Sachverstand. Auch Scharen von Akademikern, darunter nicht wenige Ökonomen, wandeln auf dem Holzweg. So etwa in der Geldpolitik: Hätte die vorhandene Geldmenge Einfluss auf den Wohlstand, wäre die Welt seit dem Ausbruch der Finanzkrise anno 2008 immens reich geworden. Immerhin wurden im Zuge aller seither auf den Weg gebrachten Stabilisierungs- Stützungs- und Rettungspakte, hunderte Milliarden von Dollars, Euros, Yen und Pfund produziert und ins System gepumpt. Dennoch kann von Prosperität keine Rede sein. Der Reichtum der Nationen hängt nämlich nicht von der verfügbaren Geld– sondern von der Gütermenge ab. Die Geldmenge – wie groß oder klein sie auch sein mag –, hat keine Bedeutung für den Wohlstand.
Bedeutung von Geld für moderne Ökonomie steht außer Frage
Ähnlich verhält es sich mit dem Vorhandensein von natürlichen Ressourcen, also Bodenschätzen wie Erdöl. Würde der Wohlstand der Nationen darauf beruhen, wären Länder wie Nigeria oder Venezuela in der Liga der Superreichen zu finden, während rohstoffarme Länder wie die Schweiz oder Luxemburg unter den Bettlern rangierten. Rohstoffe werden erst dann wohlstandswirksam, wenn sie auf wirtschaftliche Weise gefördert und gewinnbringend verkauft werden. Reichtum stammt, zugespitzt ausgedrückt, im Fall der Schweiz aus den Köpfen seiner Bürger, während er Im Falle Saudi-Arabiens (dank des Einsatzes westlicher Technik) aus dem Boden kommt.
Es ist unbegreiflich, dass sich auch unter vielen Ökonomen bis heute das Narrativ von der segensreichen Wirkung einer pausenlos laufenden Notenpresse hält. Vertreter der „Modernen Monetären Theorie (MMT)“, einer heterodoxen Schule der Geldtheorie, schwören auf die Monetarisierung von Staatschulden – mit der einzigen Einschränkung, dass die Verschuldung in der eigenen Währung erfolgt.
Die Bedeutung von Geld für die Funktion einer modernen Ökonomie steht außer Streit. Eine einfache Tauschwirtschaft würde den Handel erheblich komplizieren und hohe Transaktionskosten verursachen: Wo findet man schon auf die Schnelle jemanden, der gerade einen Tisch gegen ein Paar Schuhe eintauschen möchte? Ohne das Geld wären Spezialisierung und Arbeitsteilung im heute üblichen Umfang undenkbar.
Erdöl derzeit wertvollster Rohstoff
Die Fehleinschätzung, dass Geld Wohlstand ausmacht, rührt daher, dass Wirtschaftsleistungen, wie zum Beispiel das Bruttonationalprodukt, in Geldeinheiten gemessen und bewertet werden. Dennoch ist und bleibt Geld nur ein Werkzeug, das moderne Handelsprozesse erst möglich macht. Seine erste und entscheidende Bedeutung ist die des Tauschmittels. Seine Mess- und Wertaufbewahrungsfunktion dagegen, sind sekundärer Natur. Eine formale Definition des Phänomens Geld könnte, wie der US-Ökonom Robert P. Murphy schreibt, lauten: „Geld ist ein universelles, allgemein akzeptiertes Tauschmittel.“
Erdöl ist global der derzeit wertvollste Rohstoff. Daran wird sich auch nichts ändern, solange keine alternativen Energieträger zu konkurrenzfähigen Preisen verfügbar sind. In Venezuela, dem Land mit den weltweit größten Erdölreserven, müsste demnach märchenhafter Reichtum herrschen. Stattdessen aber leidet das Land unter einer Hyperinflation, die Wirtschaft liegt darnieder, Mangelernährung ist weit verbreitet, und die Kriminalität übersteigt jede Vorstellung. Rund 20 Prozent der Bevölkerung, also etwa sechs Millionen Menschen, haben bereits das Land verlassen, weil sie dort keinerlei Perspektiven sehen. Kurzum: Die sozialistische Politik von Chavez und Maduro hat das Land – trotz seines Ölreichtums – zugrunde gerichtet.
Rohstoffreserven bedeuten nicht automatisch Wohlstand
Neben Venezuela könnte eine ganze Reihe weiterer Länder genannt werden, die sich wertvoller Naturressourcen erfreuen und in denen dennoch bittere Armut herrscht. Weder viel Geld noch große Rohstoffreserven bedeuten Reichtum. Im letzteren Fall ist vom „Ressourcenfluch“ die Rede.
Natürlich kann es von großem Vorteil sein, über Rohstoffreserven zu verfügen. Diese bedeuten aber nicht automatisch Wohlstand. Das Geheimnis des Reichtums ressourcenreicher Länder besteht daher nicht in den Bodenschätzen, sondern im Grad der herrschenden Rechtssicherheit und der wirtschaftlichen Freiheit. Norwegen bietet dafür ein hervorragendes Beispiel. Das Land ist – anders als Nigeria und Venezuela – marktwirtschaftlich-kapitalistisch genug organisiert, um seinen Ölreichtum in Wohlstand transformieren zu können.
Die Fakten sprechen für sich: Länder mit einem hohen Grad an wirtschaftlicher Freiheit, unstreitigen Eigentumsverhältnissen und hoher Rechtssicherheit, rangieren im Wohlstandsranking ganz oben – unabhängig davon, ob sie über Rohstoffe verfügen oder nicht (siehe hier). Länder, die zwar über große natürliche Ressourcen verfügen, aber auf sozialistische Planwirtschaften setzen und/oder in denen es an Rechtssicherheit mangelt, finden sich am Ende der Skala.
Leider fehlt den auch in westlichen Demokratien in der Politik tonangebenden Bürokraten und Technokraten vielfach die Einsicht dafür, dass weder Geld noch Rohstoffe den Reichtum einer Nation begründen, sondern allein eine freie Wirtschaft, Rechtssicherheit und ein solides Geldsystem. Streikaufrufe gegen ökonomische Gesetze sind daher eine armselige Torheit.
Kommentare
Dass ein Geldsystem an sich notwendig ist, um einen modernen Handel zu ermöglichen, steht außer Streit. Allerdings besteht ohne entsprechende Kontrollmechanismen die Gefahr eines Kollabierens, wobei das letzte größere Globalereignis schon 100 Jahre zurückliegt. Betroffen von einer Hyperinflation waren immer in erster Linie die kleinen Leute, die keinerlei Möglichkeiten hatten, ihr Erspartes diversifiziert in sicheren Werten, wie Grund und Boden oder Rohstoffen etc. anzulegen oder die es aufgrund von des Verbotes von privatem Goldbesitz gar nicht durften. Dann darf man nicht vergessen. Das heutige Geld- und Finanzsystem ist zutiefst undemokratisch. Es befindet sich de facto im Privatbesitz einer kleinen Lobby von Superreichen, die dieses System zunehmend mißbrauchen, um sich durch Umverteilung von fleißig in Richtung reich immer weiter zu bereichern. Die aktuellen Politiker handeln mehr oder weniger marionettenhaft am Gängelband dieser Lobby. Die inflationären Vorgänge einfach mit den Begriffen Angebot und Nachfrage erklären zu wollen greift viel zu kurz. Dabei werden die Marktmanipulationen durch Kartelle und im Hintergrund agierende finanzstarke Verschwörungskliquen und Lobbys negiert. Ein Hauptproblem heutzutage ist neben der ungerechten Verteilung des Reichtums auch die zunehmende Abkoppelung dieses Finanzsystems von der Realwirtschaft und damit auch die zunehmende Gefahr bei einem Kollaps auch die Gesamtwirtschaft zu schädigen. Hier steuernd einzugreifen wird von den Profiteuren dieses aktuellen Finanzsystems generell als Kommunismus abgestempelt und mit aller Macht (auch mit der gekauften militärischen Macht) bekämpft. Nichtsdestotrotz wäre die Zeit reif für ein demokratisches und stabiles Geldsystem wobei jedwede sozialpolitische Maßnahmen unabhängig vom und nicht mittels des Geldsystems erfolgen sollten einfach durch einkommens- und vermögensmäßige Abgaben statt Gelddrucken oder Helikoptergeld und anderer Unfug der sich in letzter Zeit breitgemacht hat.
Ein ausgezeichneter Beitrag, dem nichts hinzuzufügen ist!
Die Kundgebungen gegen die Teuerung kann sich der Herr Katzian sparen solange SEINE SPÖ Freunde in Wien dafür sorgen, dass uns das Geld aus der Tasche gezogen wird durch Missmanagement und Uneinsichtigkeit der Verantwortlichen in der SPÖ.
Wenn in der Wirtschaft etwas nicht funktioniert, dann hat ein Ökonom sofort ein “Naturgesetzt” dafür parat. Dass die Wirtschaft und der Markt sich selbst regulieren (behaupten Ökonomien wenn es passt) ist ist auch so ein paradierendes “Naturgesetzt”.
Ludwig von Mises hat schon vor 100 Jahren erkannt, dass der Sozialismus zum Scheitern verurteilt ist: Sozialismus führt in die Armut.
Sehr guter Artikel. Leider wird er seine Adressaten nicht erreichen. Im Live-Fenster laufen gerade die Reden von SPÖ-Fuzzis, sagenhaft, was die für einen Unsinn verzapfen 🙁
Es gibt Länder, die haben nahezu unerschöpfliche Bodenschätze und sonstige Rohstoffvorkommen und das Volk lebt dennoch auf niedrigsten Lebensniveau.
Und es gibt Länder, bei denen verhält es sich genau umgekehrt.
Woran könnte das wohl liegen?
Völker sind nun mal grundlegend verschieden, so wie jeder einzelne Mensch auch. Nur im Sozialismus sind alle Menschen/Völker gleich. Gleich arm, selbst wenn sie auf einer Goldmine sitzen.
Es sind nicht die Menschen, es sind die gesellschaftlichen und politischen Umstände, die dazu führen, dass in einem Gebiet der Erde die Bodenschätze und die Arbeit auch den einheimischen Menschen zu Gute kommt.
Großartig! Danke Herr Tögel!
Wieder ein großartiger Beitrag, werter Herr Tögel !! Jaja, die Keynesianer , von Kreisky getragen – jetzt immer noch in Scharen da , weil man dabei nicht viel denken muß !! Sie haben es bereits im Artikel erwähnt, der Rohstoff wird erst durch wirtschaftliches Handeln wertvoll !
Erdöl ist für uns Treibstoff und Energielieferant. Es steckt in Kunststoffen, Farben, Medikamenten und Kosmetika. Erdöl ist in unserem Alltag allgegenwärtig, und die moderne Industriegesellschaft ohne den Rohstoff kaum vorstellbar !!!
Das vergessen die Sozialistischen Gelddruck-Fetischisten immer !! 🙂 🙂
Diese Katzian Streikaufrufe sind auch nichts Anderes, als den sich formierenden “GelbwestenProtesten” mit der “Streikkundgebung” den Wind aus den Segeln zu nehmen und den Arbeitssklaven zu suggerieren, dass der ÖGB eh alles im Griff hat……
Naturgesetze den “ökonomischen Gesetzen” – die es in dieser Begrifflichkeit nur im Marxismus-Leninismus gibt – hat auch was. Einfach mal auf scharf-links.de nachgelesen, gell. Geld ist auch nicht gleich Geld, da sollte man die Unterschiede beschreiben, Fiat-Geld braucht nun einmal Vertrauen und Vertrauen verdient man sich, das Inselbeispiel zu Zinsen sollte auch klar sein. Schwerkraft ist übrigens nur sehr bedingt ein unabdingbares Naturgesetz, da ist die Grundlagenphysik schon auf ganz anderen Wegen.
Hmmm, welche andere Wege ??? Ist Newton außer Kraft gesetzt ? :
Das Newtonsche Gravitationsgesetz besagt, dass alle Körper mit einer Masse, auf andere Körper eine anziehende Gravitationskraft ausübt. Die Anziehungskraft ist dabei abhängig von der Masse beider Körper und ihrer Distanz zueinander.
Alles neu jetzt ?? Häää ?? 🙂
Weil der Staat das weiß und uns über die Geldpolitik ausplündert, verbietet er den Bürgern, Geld zu produzieren. Denn nur mit einem Geldmonopol kann er seine Raubzüge durchführen.
Niemand braucht den Staat um Geld zu produzieren.
” Die sozialistische Politik von Chavez und Maduro hat das Land – trotz seines Ölreichtums – zugrunde gerichtet. ” So ist es, lieber Herr Tögel, es sind die politischen Rahmenbedingungen, die Wohlstand erzeugen. Diese müssen so formuliert sein, dass die Arbeitswut/Talente/Wohlstandswille des Einzelnen in allgemeinen Wohlstand übergeführt wird. Das funktioniert eben nur in einer marktwirtschaftlich, arbeitsteiligen, rechtsstaatlich organisierten echt liberalen Gesellschaft, wo unerwünschte Spitzen, die es eben auch gibt, gesetzlich abgefedert werden. Heißt, ein wenig mehr “Amerikanismus” in Europa und ein wenig mehr “Sozialstaatlichkeit” in den USA.
Aufgabe der Bundesregierung in diesem Zusammenhang wäre es, ein Konzept zu erstellen, um die Energieversorgung sicherzustellen.
Kurzfristig mit der Fragestellung, wie man wieder an ausreichend va Öl und Gas aus Importen kommt. Mittelfristig mit der Fragestellung, wie der Energie-Bedarf durch (realistische = nicht Windräder) Eigenproduktion weitgehend gedeckt werden kann – ohne ideologische Scheuklappen.
Wir haben in allen Bereichen tatsächlich das Problem des Abhandenkommens jeglicher ökonomischen, auf primäre Eigensicherung bedachten Denkweise. Es wird ausschließlich moralisiert, die Frage, wie und ob das alles finanziert werden kann, wovon wir am Ende des Tages abbeißen sollen, die stellt keiner mehr. Auch die Frage nach dem Willen der Bevölkerung nicht – wir leben doch längst in einer Demokratiesimulation.
Es werden Sanktionen beschlossen, deren Backlash geeignet ist, uns völlig umzubringen – wenn zB Putin morgen die Gaslieferungen nachhaltig völlig einstellt, sind wir sprichwörtlich tot. Wie kann man sein eigens Land ohne Not nur so exponieren? Das ist reinster Wahnwitz!
Horden an Migranten drängen in unser Sozialsystem – es ist schier unglaublich. Im ORF wird einzig die Frage gestellt, wo und wie diese unterzubringen sind – dass die Mehrheit das nicht will, ist irrelevant. Es wird auf die Gesetzeslage verwiesen, ohne je auch nur den Hauch eines Versuches zu wagen, daran etwas zu ändern.
Es scheint als brauche es keine Eigensicherung mehr – der Gutmensch vertraut offenbar in einer Art religiöser Zuversicht auf Gottes Hilfe oder ist bereit einen Märtyrertod zu sterben. Alle, die das nicht wollen, werden in Heiselhaft genommen, da keine direktdemokratischen Prozesse in unserer Demokratiesimulation das verhindern.