Aber nicht nur biederen Handelsschulabsolventen mangelt es an ökonomischem Sachverstand. Auch Scharen von Akademikern, darunter nicht wenige Ökonomen, wandeln auf dem Holzweg. So etwa in der Geldpolitik:  Hätte die vorhandene Geldmenge Einfluss auf den Wohlstand, wäre die Welt seit dem Ausbruch der Finanzkrise anno 2008 immens reich geworden. Immerhin wurden im Zuge aller seither auf den Weg gebrachten Stabilisierungs- Stützungs- und Rettungspakte, hunderte Milliarden von Dollars, Euros, Yen und Pfund produziert und ins System gepumpt. Dennoch kann von Prosperität keine Rede sein. Der Reichtum der Nationen hängt nämlich nicht von der verfügbaren Geld– sondern von der Gütermenge ab. Die Geldmenge – wie groß oder klein sie auch sein mag –, hat keine Bedeutung für den Wohlstand.

Bedeutung von Geld für moderne Ökonomie steht außer Frage

Ähnlich verhält es sich mit dem Vorhandensein von natürlichen Ressourcen, also Bodenschätzen wie Erdöl. Würde der Wohlstand der Nationen darauf beruhen, wären Länder wie Nigeria oder Venezuela in der Liga der Superreichen zu finden, während rohstoffarme Länder wie die Schweiz oder Luxemburg unter den Bettlern rangierten. Rohstoffe werden erst dann wohlstandswirksam, wenn sie auf wirtschaftliche Weise gefördert und gewinnbringend verkauft werden. Reichtum stammt, zugespitzt ausgedrückt, im Fall der Schweiz aus den Köpfen seiner Bürger, während er Im Falle Saudi-Arabiens (dank des Einsatzes westlicher Technik) aus dem Boden kommt.

Es ist unbegreiflich, dass sich auch unter vielen Ökonomen bis heute das Narrativ von der segensreichen Wirkung einer pausenlos laufenden Notenpresse hält. Vertreter der  „Modernen Monetären Theorie (MMT)“, einer heterodoxen Schule der Geldtheorie, schwören auf die Monetarisierung von Staatschulden – mit der einzigen Einschränkung, dass die Verschuldung in der eigenen Währung erfolgt.

Die Bedeutung von Geld für die Funktion einer modernen Ökonomie steht außer Streit. Eine einfache Tauschwirtschaft würde den Handel erheblich komplizieren und hohe Transaktionskosten verursachen: Wo findet man schon auf die Schnelle jemanden, der gerade einen Tisch gegen ein Paar Schuhe eintauschen möchte? Ohne das Geld wären Spezialisierung und Arbeitsteilung im heute üblichen Umfang undenkbar.

Erdöl derzeit wertvollster Rohstoff

Die Fehleinschätzung, dass Geld Wohlstand ausmacht, rührt daher, dass Wirtschaftsleistungen, wie zum Beispiel das Bruttonationalprodukt, in Geldeinheiten gemessen und bewertet werden. Dennoch ist und bleibt Geld nur ein Werkzeug, das moderne Handelsprozesse erst möglich macht. Seine erste und entscheidende Bedeutung ist die des Tauschmittels. Seine Mess- und Wertaufbewahrungsfunktion dagegen, sind sekundärer Natur. Eine formale Definition des Phänomens Geld könnte, wie der US-Ökonom Robert P. Murphy schreibt, lauten: „Geld ist ein universelles, allgemein akzeptiertes Tauschmittel.“

Erdöl ist global der derzeit wertvollste Rohstoff. Daran wird sich auch nichts ändern, solange keine alternativen Energieträger zu konkurrenzfähigen Preisen verfügbar sind. In Venezuela, dem Land mit den weltweit größten Erdölreserven, müsste demnach märchenhafter Reichtum herrschen. Stattdessen aber leidet das Land unter einer Hyperinflation, die Wirtschaft liegt darnieder, Mangelernährung ist weit verbreitet, und die Kriminalität übersteigt jede Vorstellung. Rund 20 Prozent der Bevölkerung, also etwa sechs Millionen Menschen, haben bereits das Land verlassen, weil sie dort keinerlei Perspektiven sehen. Kurzum: Die sozialistische Politik von Chavez und Maduro hat das Land – trotz seines Ölreichtums – zugrunde gerichtet.

Rohstoffreserven bedeuten nicht automatisch Wohlstand

Neben Venezuela könnte eine ganze Reihe weiterer Länder genannt werden, die sich wertvoller Naturressourcen erfreuen und in denen dennoch bittere Armut herrscht. Weder viel Geld noch große Rohstoffreserven bedeuten Reichtum. Im letzteren Fall ist vom „Ressourcenfluch“ die Rede.

Natürlich kann es von großem Vorteil sein, über Rohstoffreserven zu verfügen. Diese bedeuten aber nicht automatisch Wohlstand. Das Geheimnis des Reichtums ressourcenreicher Länder besteht daher nicht in den Bodenschätzen, sondern im Grad der herrschenden Rechtssicherheit und der wirtschaftlichen Freiheit. Norwegen bietet dafür ein hervorragendes Beispiel. Das Land ist – anders als Nigeria und Venezuela – marktwirtschaftlich-kapitalistisch genug organisiert, um seinen Ölreichtum in Wohlstand transformieren zu können.

Die Fakten sprechen für sich: Länder mit einem hohen Grad an wirtschaftlicher Freiheit, unstreitigen Eigentumsverhältnissen und hoher Rechtssicherheit, rangieren im Wohlstandsranking ganz oben – unabhängig davon, ob sie über Rohstoffe verfügen oder nicht (siehe hier). Länder, die zwar über große natürliche Ressourcen verfügen, aber auf sozialistische Planwirtschaften setzen und/oder in denen es an Rechtssicherheit mangelt, finden sich am Ende der Skala.

Leider fehlt den auch in westlichen Demokratien in der Politik tonangebenden Bürokraten und Technokraten vielfach die Einsicht dafür, dass weder Geld noch Rohstoffe den Reichtum einer Nation begründen, sondern allein eine freie Wirtschaft, Rechtssicherheit und ein solides Geldsystem. Streikaufrufe gegen ökonomische Gesetze sind daher eine armselige Torheit.