„Was man sieht und was man nicht sieht“ lautet der Titel eines brillanten Werkes aus der Feder des französischen Ökonomen Frédéric Bastiat (1801 – 1850). In einer darin enthaltenen Parabel geht es – kurz zusammengefasst – um den vermeintlichen wirtschaftlichen Aufschwung, der durch eine zerbrochene Fensterscheibe ausgelöst wird. Scheinbar schlüssig, entsteht das Bild eines durch den Schadensfall angestoßenen Booms: Nicht nur der Glasermeister, sondern auch eine ganze Reihe anderer Gewerke profitiert davon. Am Ende steht die Gesellschaft besser da als zuvor. Das ist natürlich ein Irrtum, weil ein Schaden allemal Verlust bedeutet – niemals gesellschaftlichen Nutzen. Auf den zweiten Blick offenbart sich die Fehleinschätzung: Was man sieht, ist die erneuerte Scheibe. Was man aber nicht sieht, sind jene Anschaffungen, die deshalb unterbleiben mussten, weil das Geld in die Reparatur – zur Wiederherstellung des Status quo – gesteckt wurde.

Auf die rezente Coronapolitik übertragen: Alle Augen richten sich auf die relativ wenigen vom Virus infizierten Patienten, respektive darauf, deren Zahl klein zu halten. Niemand jedoch scheint sich für die weit zahlreicheren Opfer der oktroyierten Shutdowns und die daraus resultierenden Folgen zu interessieren: Welche Dramen spielen sich hinter zugezogen Vorhängen in den Zinskasernen ab, wo viele Menschen dazu verurteilt sind, wochenlang untätig auf engem Raum zusammengepfercht zu leben? Was geht in den Köpfen von Unternehmern vor, deren mit Herzblut und unter Entbehrungen aufgebaute Betriebe nun sang- und klanglos den Bach runtergehen? Wie viele davon werden psychisch krank, verfallen dem Alkoholismus oder begehen gar Suizid? Und kommt schließlich der Freiheit, die dem Kampf gegen das Virus zum Opfer fällt, gar kein Wert mehr zu?

Wirtschaftlicher Nettosaldo wird negativ ausfallen

Bastiats „broken window fallacy“ auf den Kampf gegen den angeblich menschengemachten Klimawandel übertragen: Alle Welt ist begeistert von den viele Milliarden Euro schweren Förderprogrammen und Investitionen in die „Green Economy“, die so beispielhaft nachhaltig wirken und massenhaft Arbeitsplätze schaffen soll. Was dagegen ausgeblendet wird, sind die zahlreichen Unternehmen und die daran hängenden Jobs, die in weniger grünen Segmenten tätig sind. Man denke beispielsweise an energieintensive Produktionsbetriebe, die in der Metallurgie, der Chemie oder im Fahrzeugbau engagiert sind, und die durch eine grüne Wirtschafts- Fiskal- und mittlerweile sogar Geldpolitik ruiniert oder außer Landes getrieben werden.

Am Ende des durch die Energiewende vorangetriebenen Transformationsprozesses wird der wirtschaftliche Nettosaldo negativ ausfallen. Denn jede Investition, die diesen Namen verdient, zeichnet sich dadurch aus, dass sie langfristig mehr Geld einbringt, als sie gekostet hat. Und genau das ist bei der „Green Economy“ nicht zu erwarten, da sie sich (man denke an die monströsen Windmühlen, mit denen inzwischen sogar die schönsten Landschaften verschandelt werden), ohne Subventionen auch in 100 Jahren nicht rechnen würden. Das heißt, dass – entgegen dem Marktprinzip, das für eine Allokation der Ressourcen in den profitabelsten Segmenten sorgt – gutes Geld ohne Aussicht auf Gewinn verbrannt wird. Die als Symbionten einer ungebremsten Grünpolitik agierenden Investoren und Unternehmer, die hinter der Produktion von Windrädern und Solarpaneelen stehen, sehen das natürlich anders.

Herrschendes Politsystem begünstigt Aktionismus

Ein wirtschaftlich suboptimaler Einsatz begrenzter Mittel führt, dank der daraus folgenden sinkenden Wertschöpfung, langfristig zu einer Wohlstandsminderung. Immer. Überall. Ob der in politischen Sonntagsreden gerne zitierte kleine Mann von der Straße – freiwillig! – seine Verarmung in Kauf nimmt, um dafür ein vermeintlich reines Klimagewissen einzutauschen, darf bezweifelt werden.

Fazit: Das herrschende Politsystem begünstigt den Aktionismus. Ob eine Regierungsmaßnahme sinnvoll ist, wiegt in den Augen der veröffentlichten Meinung und des Elektorats weniger schwer, als der Umstand, dass überhaupt Aktivitäten entfaltet werden. Der bescheiden, abwägend und vorausschauend agierende Pragmatiker hat in der Politik heute keine Chance mehr gegen den nur im Augenblick lebenden, Empathie heuchelnden und Verantwortungsbewusstsein vortäuschenden Weltverbesserer.