Vor wenigen Tagen konnten Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter Zeugen eines beschämenden Eiertanzes österreichischer Journalisten werden. Mein Kollege Stefan Beig, der schon länger zur “Operation Luxor” recherchiert, hatte eine brisante Recherche zu Feindeslisten der Muslimbrüder veröffentlicht. Ermittler stießen im November bei Razzien auf Listen mit Namen und Fotos – betroffen sind unter anderem Journalisten, Politiker und Prominente.

Das ist insofern beachtlich, weil noch vor wenigen Wochen Aktivisten wortgewaltig erklärt haben, dass der “Operation Luxor” eine “antimuslimische Gesinnung” (SOEZ) zugrunde liege, die “demokratiepolitisch höchst problematisch” (ZARA) sei. Dankbar sprangen linke Medien auf den Zug auf und erklärten die Operation voreilig als gescheitert mit dem eigentlichen Ziel, die ÖVP geführte Regierung, insbesondere das Innenministerium, in Misskredit zu bringen.

Jetzt stellt sich raus: Die bisweilen hofierten Muslimbrüder sowie ihr palästinensischer Arm, die als Terrororganisation eingestufte Hamas, waren in Österreich in der Vergangenheit durchaus umtriebig, wenn es darum ging ihre “Feinde”, darunter die freie Presse, einzuschüchtern. So berichtete etwa die arabisch-stämmige Journalistin Kawther Salam, dass sie bedroht wurde, unter anderem weil sie sich weigerte bei einer Demonstration ein Kopftuch zu tragen und sich in einem Artikel gegen eine Islamophobie-Schelte gegen Österreich stellte. Ihr muss unsere Solidarität gelten.

Man sollte glauben, dass solche Berichte auch andere Medien wachrütteln, doch kaum jemand griff die eXXpress-Recherche auf. “Seit den Hausdurchsuchungen der Operation Luxor fragten diverse Medien immer wieder wieder öffentlich nach Ergebnissen und jetzt berichtet nur ein Medium darüber? Wäre das bei einer rechtsradikalen Feindesliste auch so?”, wollte der Historiker und Autor Heiko Heinisch daher auf Twitter wissen. Die Antworten, die er von gestandenen Journalisten erhielt, waren gleichermaßen beschämend wie entlarvend. Manche zweifelten an der Existenz der Liste, obwohl mehrere Betroffene deswegen schon längste mit dem LVT in Austausch stehen – sie hätten die Recherche problemlos bestätigen können. Andere räumten unumwunden ein, dass “natürlich” Rechtsradikalismus in Österreich viel eher eine Story sei als Islamismus und Dschihadismus, “weil man ersteren besser sieht, versteht und einordnen kann” – und das weniger als ein halbes Jahr nach einem blutigen Terror-Anschlag in Wien.

Wir dürfen uns von falschen Vorwürfen nicht beirren lassen

Die Angst als islamophob, rassistisch und rechts gebrandmarkt zu werden, führt letztendlich zu einer Selbstzensur, die den Unterdrückern hilft und die Unterdrückten auf dem Altar der politischen Korrektheit opfert. Mit der Rassismus-Keule bewaffnet wollen sich nicht selten Radikale und Aktivisten vor jeder Kritik durch die freie Gesellschaft immunisieren. Die französische Feministin Caroline Fourest fordert daher: “Wir sollten wagen, uns als ‘rassistisch’ und ‘islamophob’ diffamieren zu lassen – wenn wir vor den Gefahren des Islamismus und der Identitätspolitik warnen.”

Journalismus muss vor allem eins sein: furchtlos.

Anna Dobler ist eine mehrfach ausgezeichnete, ausgebildete und studierte Journalistin und Kolumnistin. Nach beruflichen Stationen in Berlin, München, Italien und Salzburg, lebt und arbeitet die 33-Jährige mittlerweile in Wien. Auf Twitter setzt sie sich ein für freie Märkte und freie Meinung.