Es kursiert derzeit in sozialen Medien eine krude Verschwörungstheorie, wonach Omikron bewusst von der britischen Regierung in Afrika verbreitet worden ist, um die Pandemie zu beenden. Wie 99,9 Prozent aller Verschwörungstehorien ist das natürlich Quatsch und doch kommt Omikron alles andere als ungelegen. Denn die zwar hochansteckende aber als milder geltende neue Mutation verdrängt zur Stunde die Delta-Variante und löst damit eine Revolution im Infektionsgeschehen aus. Bislang musste keiner der 2000 Omikron-Infizierten in Wien stationär behandelt werden – es klingt stark nach dem Anfang vom Ende. Böse Zungen könnten sagen: Omikron wirkt effektiver gegen Delta als die Impfung.

Erstmals wieder ein Gefühl der Hoffnung

Freilich, wenn reihenweise in den kommenden Wochen Menschen mit Erkältungssymptomen flach liegen, ist das zwar alles andere als erstrebenswert, aber kein Grund dafür noch länger Grundrechte zu beschränken und Wirtschaftstreibende in den Konkurs zu schicken. Alle Maßnahmen wurden stets damit argumentiert eine Überlastung der Spitäler und damit eine Triage zu verhindern, doch wenn laut allen bislang vorliegenden Studien Omikron-Erkrankte seltener hospitalisiert werden müssen, dann kann man auch allmählich wieder zur Normalität zurückkehren.

Der Panik-Modus lässt sich vor allem deswegen nicht länger aufrecht erhalten, weil laut Prognosen von führenden Wissenschaftlern sich ohnehin jeder früher oder später wegen Omikron mit Corona infizieren wird und wenn er dann nach einer Woche Schnupfen, Halsweh und Husten wieder genesen ist, wird er sich selbst kritisch fragen, ob das den Aufwand wirklich wert war. Übrigens, damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich gibt es gerade bei Vorerkrankten auch schwere Omikron-Verläufe und auch hier kann die Impfung, insbesondere der Booster, über Leben und Tod entscheiden, aber ich als mittlerweile Dreifach-Geimpfte verspüre durch die Omikron-Entwicklung erstmals wieder ein Gefühl der Hoffnung, das ich zuletzt hatte, als Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz fälschlicherweise die Pandemie für Geimpfte für beendet erklärt hatte.

Vielleicht liege ich aber auch komplett falsch und werde in wenigen Wochen neuerlich eines Besseren belehrt. Mein geschätzter Kollege Stefan Beig hat mir mal von einer Theorie des schnellen und des langsamen Denkens erzählt, wonach wir in einer unübersichtlichen Nachrichtenlage eher Informationen aufnehmen, die unsere Annahmen bestätigt. Und das könnte natürlich auch der Grund sein, warum ich laufend nur noch das Wort “milder” lese. Milder, milder, milder. Es klingt so melodisch in meinen Ohren.

Lasst die Vernunft wieder die Oberhand gewinnen

Unterdessen schustert die Regierung weiterhin an ihrem Gesetz zur Impfpflicht und erwägt sogar Geldgeschenke für alle Geimpften. Ein Vorschlag der – wie sollte es auch anders sein – ursprünglich von den Sozis gekommen ist, die es ja bekanntermaßen lieben, das Steuergeld mit offenen Armen in die Menge zu werfen und natürlich finden es viele Österreicher jetzt angemessen, sich auch nachträglich noch den Booster vergolden zu lassen – aber dass jetzt auch die ÖVP auf solche Vorschläge aufspringt, muss als Beleg der Verzweiflung gewertet werden (vermutlich war die Mückstein-Studie zu den Ungeimpften schuld, wonach die hier lebenden Rumänen, die zum Teil aus Armutszuwanderern bestehen, die größten Impf-Muffel sind).

Umso lobenswerter war es, dass gleich die NEOS und die Freiheitlichen zur Stelle waren und solche Prämien-Ideen als das kritisiert haben, was sie sind: paternalistischer Populismus. Weder die Tests, noch die Impfungen mussten je von den Österreichern aus eigener Tasche bezahlt werden und jetzt will man sie auch noch dafür belohnen, dass sie sich vernünftig verhalten haben? Wo ist meine Prämie dafür, dass ich noch nie einen Verkehrsunfall verursacht habe? Damit habe ich der öffentlichen Hand auch Geld gespart, weil ich hinterm Steuer vernünftig gehandelt habe. Also bitte. Lasst die Vernunft wieder die Oberhand gewinnen. Die Pandemie war kostspielig genug. Wenn die Regierung schon unbedingt Millionenbeträge unters Volk bringen will, dann gäbe es einen ganz heißen Investitions-Tipp: das chronisch unterfinanzierte Gesundheitssystem.

Anna Dobler ist eine mehrfach ausgezeichnete, ausgebildete und studierte Journalistin und Kolumnistin. Nach beruflichen Stationen in Berlin, München, Italien und Salzburg lebt und arbeitet sie mittlerweile in Wien. Auf Twitter setzt sich @Doblerin ein für freie Märkte und freie Meinung.