
Anna Dobler: Türkis regiert, Opposition intrigiert
Im September endet der Ibiza-Untersuchungsausschuss, der den Steuerzahler mittlerweile mehr als zwei Millionen Euro gekostet hat. Höchste Zeit also für eine Bilanz – und einen Realitätscheck.
4. Juni 2020: Der Ibiza-Untersuchungsausschuss nimmt seine Arbeit auf
5. Juni 2020: Laut einer aktuellen Umfrage von Peter Hajek für ATV finden 62 Prozent der Österreicher, dass Sebastian Kurz jenes Regierungsmitglied sei, das mit seiner Arbeit während der Corona-Krise am meisten überzeugt.
1. Juli 2020: Die NEOS behaupten, ihre Fraktionsvorsitzende im Untersuchungsausschuss, Stephanie Krisper, habe mit ihrem Oasch-Sager nur ausgedrückt, was sich die Bürger denken.
9. Juli 2020: Laut einer Research Affairs-Umfrage würden 41 Prozent der Bürger der ÖVP ihre Stimme geben, wären am kommenden Sonntag Nationalratswahlen.
16. Juli 2020: SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch zeigt sich erschüttert über den „unfassbaren ÖVP-Skandal“, der in der heutigen Sitzung des Ibiza-Untersuchungsausschusses aufgedeckt wurde.
18. Juli 2020: Eine Unique Research Umfrage im Auftrag von „Profil“ ergibt, dass die ÖVP derzeit bei 42 Prozent Zustimmung liegt.
7. Oktober 2020: An diesem Tag wird publik, dass SPÖ und NEOS Anzeige gegen Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) eingebracht haben wegen angeblich unrichtiger bzw. unvollständiger Angaben im Untersuchungsausschuss.
22. Oktober 2020: In der Sonntagsfrage kommt die ÖVP auf 41 Prozent (Research Affairs).
14. Dezember 2020: Die ÖVP zieht eine Zwischenbilanz: Bisher wurden 46 von SPÖ und NEOS geladene Auskunftspersonen befragt, dem gegenüber stehen lediglich fünf von der Mehrheit und vier von der ÖVP geladene Auskunftspersonen.
20. Dezember 2020: Laut einer OGM-Umfrage im Auftrag des Kurier liegt die ÖVP aktuell bei 40 Prozent Zustimmung.
14. Jänner 2021: SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christan Deutsch sieht einen „Tiefpunkt einer skandalösen ÖVP-Affäre“ und fragt: „Wovor hat Kanzler Kurz Angst?“
21. Jänner 2021: Eine Research Affairs-Umfrage bescheinigt der ÖVP wieder mit Abstand die Spitzenposition in der Sonntagsfrage (39 Prozent).
10. Februar 2021: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner twittert siegessicher: „Ganz Österreich wird gerade Zeuge, wie das türkise Kartenhaus in sich zusammenstürzt.“
21. Februar 2021: Eine Market-Umfrage sieht die ÖVP bei 37 Prozent.
5. März 2021: Die SPÖ fordert das „Sicherheitsrisiko“ Kurz zu stoppen. Der Grund: Der Kanzler verwendet manchmal sein privates Handy für die Kommunikation.
18. März 2021: Research Affairs bescheinigt der ÖVP Platz Eins bei 37 Prozent Zustimmung.
20. März 2021: Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp sieht sieht das türkise Kartenhaus immer mehr zerbröckeln.
26. März 2021: Eine Umfrage von Unique Research im Auftrag der Gratiszeitung „Heute“ sieht die ÖVP in der Wählergunst an der Spitze mit 36 Prozent.
30. März 2021: In einer Pressekonferenz verkündet der stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried, dass das türkise Kartenhaus nun „endgültig“ in sich zusammengebrochen sei.
1. April 2021: Mit erneut 36 Prozent Zustimmung sieht eine neue Research Affairs-Umfrage die ÖVP weiterhin auf Platz Eins.
9. April 2021: Die SPÖ-Abgeordnete und Mitglied im Ibiza-Untersuchungsausschuss, Eva Maria Holzleitner, wirft der ÖVP vor, „die gesamte Politik in den Schmutz gezogen“ zu haben.
15. April 2021: Laut der neuesten Sonntagsfrage liegt die ÖVP mit 36 Prozent Zustimmung erneut auf Platz Eins in der Wählergunst (Research Affairs)
02. Mai 2021: In einem Interview behauptet Altbundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) die Inhalte der jüngst geleakten Chat-Nachrichten müssten für Türkis-Wähler „ein wirklicher Schock gewesen sein.“
06. Mai 2021: Eine Research Affairs-Umfrage sieht die ÖVP erneut mit 36 Prozent an der Spitze.
07. Mai 2021: ZDF-Komiker Jan Böhmermann widmet eine Spezialausgabe des “ZDF Magazin Royale“ ausschließlich der ÖVP und Kanzler Kurz. Darin warnt er vor Österreich als „Türkise Autokratie“
12. Mai 2021: Bundeskanzler Sebastian Kurz gibt bekannt, dass gegen ihn ermittelt wird wegen angeblicher Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss.
13. Mai 2021: Laut einer neuen Research Affairs-Sonntagsfrage liegt die ÖVP mit 36 Prozent Zustimmung unverändert auf Platz Eins in der Wählergunst.
14. Mai 2021: Der freiheitliche Generalsekretär Michael Schnedlitz fordert „Sesselklber Kurz“ zum Rücktritt auf. „Seine Zeit ist vorbei“
20. Mai 2021: In der aktuellen Sonntagsfrage von Research Affairs kommt die ÖVP auf 34 Prozent Zustimmung.
09. Juni 2021: Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter trenden die Hashtags #Kurzmussweg und #OEVPKrise nach neuen Chat-Leaks.
10. Juni 2021: Laut Research Affairs liegt die ÖVP mit 35 Prozent Zustimmung weiterhin auf Platz Eins in der Wählergunst.
Anna Dobler ist eine mehrfach ausgezeichnete, ausgebildete und studierte Journalistin und Kolumnistin. Nach beruflichen Stationen in Berlin, München, Italien und Salzburg, lebt und arbeitet sie mittlerweile in Wien. Auf Twitter setzt sich @Doblerin ein für freie Märkte und freie Meinung.
Kommentare
Danke Frau Dobler für diese exakte Listung. 💐💐💐
Inwieweit macht es Sinn, den “Erfolg” des U-Ausschusses und die Umfragewerte der ÖVP kausal in Verbindung zu bringen? Weil die Umfragewerte der ÖVP stabil geblieben sind, deshalb wird dem Ausschuss die “Berechtigung”entzogen? Das finde ich als einen sehr spannenden Zugang. Frei nach Pippi Langstrumpf:” ich mach mir die welt, wie sie mir gefällt.”
ich finds auch eine frechheit, das man die herrn kurz und blümel und schmid usw. nicht in ruhe ihre arbeit machen lässt.
immer diese blöden fragen und nervenden diskussionen.
lasst kurz und sein team arbeiten!
Ich wiederum empfinde es als Frechheit, dass Menschen, die in einem Parelleluniversum zu leben scheinen oder zu 100% türkis indoktriniert sind, hier total sinnbefreite Kommentare abgeben.
Der Ibiza-U-Ausschuss geht am eigentlichen Grund und Auslöser vorbei. Und interessiert mich seit Monaten nicht mehr – weil er nach meiner laienhaften Auffassung nach BRIEFGEHEIMNIS und Datenschutz missachtet. Wenn ich mir vorstellen, Rotpinkblau ziehen SO über Staatsbürger her… na Pfitti-Gott schöne Gegend.
Man muss Kurz durchaus Respekt zollen. Er kennt offenbar seine Klientel genau: wenn man sie in Angst und Panik versetzt, dieses “Niveau” dauernd aufrecht erhält und sich selbst als einzigen Retter präsentiert, ist ihnen alles andere egal, da könnte er sogar nebenbei nachts einbrechen gehen, sie würden ihn trotzdem wählen.
Ja, was soll er denn machen, wenn die anderen ständig Vorschläge gegen das eigene Volk machen.
Wir dürfen nach heutigem Wissensstand davon ausgehen, dass der Ibiza-Untersuchungsausschuss hauptsächlich ins Leben gerufen wurde, um juristische Fallstricke für Blümel und Kurz auszulegen.
Das zeigt sich schon alleine darin, dass der eigentliche Untersuchungsgegenstand, das Ibiza-Video, sehr schnell von der Tagesordnung verschwand – auch die FPÖ schien merkwürdigerweise kein gesteigertes Interesse zu haben – und “Türkis” als neuer Untersuchungsgegenstand festgelegt wurde.
War sicher eine Heidenarbeit, diese großartige Zusammenstellung zu sammeln und so perfekt aufzubereiten.
Großer Dank an Anna Dobler, dieser Faktencheck sei allen politischen Parteien (und Meinungsmachern!) ins Stammbuch geschrieben.
Man könnte es mit der alten Weisheit aus dem österreichischen Geschichtsbuch (abgewandelt) subsumieren:
“Bella gerant alii, tu, justus cancellarius, labora!”
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Polizei und die (echte) Staatsanwaltschaft die Machenschaften der Ibizavideo-Mafia (samt Mafiamord in Wioen 2018 ) vollständig aufdecken. Das wäre die eigentliche Aufgabe des Krisper-Ausschusses gewesen, der am Ende nur noch zu einer wurstsemmelunterlegten Jagdgesellschaft verkommen ist. Die Zustimmung zur ÖVP wird sich dann wieder den alten Werten annähern.
Ach das mit den Umfragen ist so eine Sache. Erstens stimmen sie nie so wirklich und zweitens gibt es davon immer ganz verschiedene, je nach Auftraggeber bzw. Zweck. Macht aber nichts, denn bald wissen wir eh mehr: Turnusgemäß ist es im Herbst eben das oberösterreichische Landesvolk, das über die Politik abstimmen darf und damit auch mittelbar die Bundespolitik über die Zusammensetzung der oberösterreichischen Bundesratsmitglieder beeinflusst. Davon hat die ÖVP aktuell 4, die SPÖ 2, die FPÖ 3, die Grünen 1 und die Neos 0.
Da haben Sie recht! Es sollte – in Zeiten wie diesen – vor allem der Bundesrat nicht aus den Augen verloren werden! Denn der kann, wie man leidvoll gesehen hat, seine Muskel auch unangenehm spielen lassen! Ich hoffe, dass sich da am 26.9. auch entsprechende Änderungen ergeben!
Dieser U Ausschuss ist eine Farce und widerspiegelt das Niveau seiner Proponenten Oaschsagerin Krisper, des gsch Oaschloch Sagers Brandstätter, des dümmlichen FPÖ Vertreters und des Chips Essers Krainer