Für Opern-Star Anna Netrebko ist das Älterwerden keine große Belastung, wie sie jetzt in einem Interview mit der Tageszeitung “Die Welt” anlässlich ihres heutigen 50. Geburtstages verrät: “Über das Alter denke ich nicht so sehr nach. Wir werden alle älter. Ich hänge auch nicht an meiner Kindheit oder Jugend.” Statt über ihre Jugend grübelt sie vielmehr über allgemeine Veränderungsprozesse des Lebens: “Dann denke ich über vergangene Zeiten nach. Über Menschen, die gegangen sind, oder Orte, die es nicht mehr gibt. Oder die nicht mehr so sind. Etwa eine Stadt wie New York. Ich weiß nicht, ob sie jemals wieder so wird wie früher”, zeigt sie sich ganz melancholisch.

Wenige Tage vor ihrem 50. Geburtstag starb ihr Vater, wie die austro-russische Sopranistin ihren Hunderttausenden Followern auf Instagram erzählte. Dennoch werde ihr Galakonzert im Moskauer Kreml am 18. September stattfinden, schrieb sie. Dabei verwies sie auf die Fröhlichkeit ihres Vaters: “Er hätte nicht gewollt, dass seine Liebsten nach seinem Ableben diese unglaubliche Energie verlieren, die ihm innewohnte.” Bereits im Jahr 2002, als sie ihren internationalen Durchbruch feierte, starb Netrebkos Mutter an Krebs – an dem Tag, als die Sängerin an der New Yorker Metropolitan Opera debütierte.

"So Vieles ist kaputt"

Auch die coronabedingte Bühnen-Pause habe ihr zugesetzt, wie sie weiter in dem Interview verrät: “Für mich stand die Welt vielleicht für drei Monate still. Aber es ging nicht spurlos an mir vorbei. Das Ganze war wie ein Schatten, der sich über die Welt gelegt hatte. So Vieles ist kaputt. So Vieles ging verloren.”

Anna Netrebko lebt in Wien und ist seit 2006 auch im Besitz eines österreichischen Passes. Sie verbringt jedoch auch viel Zeit in Moskau, St. Petersburg und New York. Sie ist an der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera, der Mailänder Scala, dem Moskauer Bolschoi-Theater und anderen führenden Häusern präsent. Mit ihrer Stimme, die neben den hellen Farbtönen auch dunkle Wärme ausstrahlt, hat sie sich ein Repertoire aufgebaut, dass sich von Mozart und lyrischen italienischen und französischen Rollen in den letzten Jahren hin zu dramatischeren Partien ausgeweitet hat. Ihr Debüt in einer großen Wagner-Rolle gab sie 2016 als Elsa in “Lohengrin” in der Dresdner Semperoper.