Die Meldung der “Süddeutschen Zeitung” vom Samstag birgt Sprengstoff und kommt für die bayerische Regierung zur Unzeit. Kurz vor der Landtagswahl am 8. Oktober platzte die Bombe: Huber Aiwanger (52), Landwirt aus Niederbayern und Chef der mächtigen Freien Wähler, soll als 17-jähriger Gymnasiast judenfeindliche Pamphlete verfasst und an seiner Schule verteilt haben. “Es sind schlimme Vorwürfe im Raum. Das Flugblatt ist menschenverachtend, geradezu eklig. Diese Vorwürfe müssen jetzt einfach geklärt werden”, sagte Ministerpräsident Markus Söder (57, CSU).

Auch für den Regierungschef steht viel auf dem Spiel: Aiwanger ist Wirtschaftsminister im Freistaat und in der Koalition mit der CSU gleichzeitig der Stellvertreter von Söder. Auch nach der kommenden Wahl sollte das Bündnis zwischen den Christsozialen und den noch konservativeren Freien Wählern fortgesetzt werden. Das alles scheint jedoch zu wackeln.

Erste Forderungen nach Entlassung Aiwangers

Aiwanger ist offenbar erst einmal auf Tauchstation gegangen, nachdem die Vorwürfe publik wurden. Auf einem Volksfest bei Augsburg, für das er zugesagt hatte, soll er nicht erschienen sein. Über einen Sprecher seiner Partei hatte er der “Süddeutschen” allerdings ausrichten lassen, “so etwas nicht produziert” zu haben. Geimeint ist das antisemitische Pamphlet, das mit allen üblen Klischees gespickt sein soll.

Frühere Mitschüler belasten den Wirtschaftsminister allerdings schwer. Er sei der Urheber des Flugblattes gewesen, habe sich deshalb sogar vor der Schulleitung verantworten müssen.

Die SPD forderte inzwischen eine Sondersitzung des Landtags. “Das Flugblatt ist Rechtsextremismus der untersten Schublade, das Millionen Opfer des Holocausts verunglimpft. Wenn sich die Vorwürfe bestätigen”, muss Ministerpräsident Söder Hubert Aiwanger entlassen”, forderten SPD und Grüne.