Die heimische Handelsbranche kämpft mit großen Herausforderungen: Rückläufige Realumsätze, Arbeitskräftemangel, stark gestiegene Energiekosten und mehr digitale Mitbewerber aus dem Ausland sowie höhere Nachhaltigkeitsstandards bestimmen die Agenda. “Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung”, sagte Handelsobmann Rainer Trefelik beim WKÖ-“Handelstag” am Mittwoch in Wien. Statt Katastrophenstimmung gehe es vielmehr um “Optimismus und Perspektiven”.

Man könne aber nicht die “aktuellen Zahlen ausblenden”, die Umsatzzahlen im Handel würden “nicht das Niveau erreichen, um die gestiegenen Kosten auszugleichen”, sagte Trefelik beim Branchentreffen. Um die Rekordinflation preisbereinigt nahm der Umsatz im Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) im ersten Halbjahr real um 3,8 Prozent ab. Auf der Kostenseite belasten die Händler die hohen Energiepreise. Der von der türkis-grünen Regierung Ende 2022 präsentierte Energiekostenzuschuss 2 für Unternehmen sei “noch ausständig”, kritisierte der WKÖ-Handelsobmann.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer sieht "gigantische Chance" in Digitalisierung

Corona-Nachwehen, ein Anstieg von Inflation und Zinsen und die damit einhergehende schwache Nachfrage der Konsumenten machen dem heimischen Einzelhandel schwer zu schaffen. Namhafte Händler wie Kika/Leiner, Forstinger, Gerry Weber Österreich, Reno oder die Sport-2000-Genossenschaft Zentrasport mussten heuer bereits Insolvenz anmelden. Salamander und Delka zogen die Notbremse und schlossen im Sommer alle Filialen in Österreich.

Für WKÖ-Präsident Harald Mahrer ist im heimischen Handel “das Glas ein bisschen mehr als halb voll”. “Persönliches Beraten” sei in Zeiten der Digitalisierung eine “gigantische Chance” für Handelsbetriebe. Generell gebe es “sehr innovative” Lösungen im Handel, etwa in Asien. Mahrer erwartet insgesamt “große Umbrüche” für den stationären Handel und Großhandel in Österreich. Arbeitskräftemangel aufgrund der alternden Bevölkerung wird für den WKÖ-Chef “eine zentrale Schlüsselfrage für die Gesamtwirtschaft”. Es gehe nun darum, “richtige Rahmenbedingungen” zu schaffen. “Um diese Anreize werden wir in der Sozialpartnerschaft ringen”, sagte Mahrer. Dass sich Branchen gegenseitig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abwerben, sei kontraproduktiv.