Nur drei Tage nach Präsentation einer Fake-News-Umfrage, die fälschlicherweise die ÖVP auf 32 % in der Sonntags-Frage hatte, liefert die ZiB2-Redaktion den nächsten Aufreger: In einer wie viele Social-media-User meinen irritierenden Interviewführung fragte der ORF-Mitarbeiter Armin Wolf den israelischen Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar extrem provokant zu den Vorgängen in Gaza: “Ist das eine Kollektivstrafe für 1,5 Millionen Vertriebene?” Der Armeesprecher konterte, dass die Evakuierung das einzig Richtige sei, was man tun könne, bevor die Terroristen der Hamas angegriffen werden. “Das ist doch zynisch”, kommentierte dazu Armin Wolf – freiwillig hätte die Bevölkerung das Gebiet ja nicht verlassen. Arye Sharuz Shalicar blieb ruhig und antwortete gelassen: “Österreich würde dasselbe tun, ein Staat muss sich zur Wehr setzen”.

Für kritische Kommentare auf den Social-media-Plattformen sorgte auch, dass der ORF-Mitarbeiter die von der Terrorgruppe Hamas verbreiteten Opferzahlen (“11.000 Tote”) nannte und diese Angaben in einer Nachrichtensendung des österreichischen Zwangsgebühren-TV als “relativ zuverlässig” bewertete.

Im ZiB2-Studio: ORF-Mitarbeiter Armin Wolf.

Armin Wolf hält Israel vor, dass die Hamas "jetzt noch populärer" sei

Bemerkenswert professionell konterte dann der israelische Armeesprecher – und er sprach damit wohl vielen ORF-Zusehern aus der Seele: “Leider haben sie hier keine einzige Frage zu den aktuellen Lebensbedingungen der Israelis gestellt, die unter dem ständigen Raketenbeschuss der Hamas leiden.” Irritierend dann auch noch eine Frage von Armin Wolf gegen Ende des Interviews: “Haben die letzten Wochen die Hamas noch populärer gemacht?” Der israelische Interviewpartner antwortete: “Das hätte man auch über den Islamischen Staat sagen können – und über die Nazi-Deutschen vor 80 Jahren. Das spielt keine Rolle. Wir wissen. Es gibt viele Partner im Westen, die sagen: ,Wir wünschen euch viel Glück, bringt das zu Ende’.”

Schon mehrmals stand der ORF in den vergangenen Wochen unter massiver Kritik aufgrund seiner Nahost-Berichterstattung: So kam es in einer News-Sendung für Kinder zu einer skandalösen Täter-Opfer-Umkehr und ein Korrespondent des ORF lieferte direkt vor einem Propaganda-Plakat einer radikal-islamistischen Bewegung sein TV-Statement. Und noch immer werden die Terrormörder der Hamas, die 239 israelische Frauen, Kinder und Senioren als Geiseln gefangen halten und deren Enthauptung androhen, in den ORF-News-Webs-Seiten als “Hamas-Kämpfer” bezeichnet. Ein kürzlich ausgeschicktes Rund-Mail des ORF-Generaldirektors, in dem er zu mehr Sensibilität und Achtsamkeit ermahnt hat, dürfte wohl wenig genützt haben.

Erst vor drei Tagen verbreitete die ZiB2-Fakenews mit einer falschen Umfrage.
Wolf wird im Web für das Interview mit dem Armeesprecher kritisiert.

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