Alles beginnt mit der Eröffnung der Liste. Es folgen die Vergabe des Swiss Awards und des Swiss Design Awards. Parallel finden Fusions aus Lifestyle, Kunst & Kulinarik statt, wie im Basler Social Club sehr gelungen aufgezeigt wird. Performances und Unterhaltung wohin das Auge reicht! Eigentlich sollte man eine Woche bleiben. Am Messeplatz tummelt sich ein kunstverwöhntes Publikum im frühsommerlichen Sonnenschein, bestehend aus Künstlern, Galeristen, Kuratoren, Sammlern und Adabeis. Gezeigt wird  moderne und zeitgenössische Kunst des 20. und 21. Jahrhundert aus fünf Kontinenten.

Die „Liste Art Fair Basel“ präsentiert seit fast 30 Jahren, was die Zukunft der Kunstszene so bringen wird. Sie öffnet als erste ihre Halle am Montag um 11 Uhr. Also einen Tag vor ihrer großen etablierten Schwester, der Art Basel, die dienstags Vip’s und nachmittags, mit der Vernissage um 16 Uhr, das Publikum empfängt. Die Liste stellt Gegenwartskunst der jüngsten Künstlergeneration zur Schau – die Galeriestände sind kreisförmig angeordnet, sodass jede Galerie unter denselben Konditionen ausstellen kann. Die Wiener Galerie VIN VIN ist gleich in der ersten Stunde ausverkauft. Die Künstlerin Cecilia de Nisco (1997, Parma) führt uns mit ihren sehr gefühlvollen und poetischen Bildern in eine mystisch anmutende Traumwelt.

Auch Hannes Schmidt/SCHIEFE ZÄHNE ( Berlin) besticht mit einer großartigen Booth. Er präsentiert bestechende Arbeiten von Lukas Quietsch und Angharad Williams. Die letztere zeigt Kohlezeichnungen von gebrauchten Automobilen im Format 1:1 life aus dem Berliner Stadtbild.

Die „Unlimited” präsentiert in der Halle für Großformate gigantische Werke. Die Eröffnung folgt der der Liste Art Fair Basel gleich am Montag um 16 Uhr. Monumentale Werke von Alvaro Barrington (Sadie Coles) über Franz West´s Sessel Installation (Zwirner) bis hin zu dem 9 Meter langen monumentalen Triptychon “Memorial II” aus dem Jahr 2021 der Österreicherin Martha Jungwirth, stellen bestimmt einige der Höhepunkte dar.

Der Schweizer Giovanni Carmine, Direktor der Kunst-Halle St. Gallen, kuratierte die „Unlimited“ in diesem Jahr. Das Auswahlkomitee der Art Basel und der Kurator Carmine zeigen 76 Positionen und Projekte etablierter Künstler in einer fulminanten und sehr beeindruckenden Weise. Eine Reise ins Kultig-Angesagte, vorbei an großformatigen Skulpturen, Installationen und Performances ist poetisch und sexy. Der Kunstinteressierte kann in Monica Bonvicini´s Ansammlung aus Hängematten, gefertigt aus Eisenketten und Leder (Never Again, 2005, Galerie Krinzinger, Wien), herrlich den Körper baumeln lassen – und die Seele auch.

Long Day von Álvaro Barrington

Die “Art Basel“ öffnet einem kunstverwöhnten Publikum ihre Tore Dienstagvormittag. Dicht gedrängt stehen sie brav in den Schlangen, die geladenen Gäste und größten Kunstsammler dieser Welt, ebenso wie diejenigen, die es gerne wären. Kunstsammler, Künstler und Lebenskünstler, Kuratoren und Museumsdirektoren und Direktoren tummeln sich vor den Hallen, die mit Kunst gefüllt sind, mit Werken bis hin zu zweistelligen (!) Millionenbeträgen. Es kommt einem vor wie in einem Bienennest, die Atmosphäre scheint geladen. Die Ordner geben den Weg um Punkt 11 Uhr frei und alle streben los, die einen, die mit ernsten Mienen sich ihre bereits lange zuvor reservierten Werken zu sichern, die anderen spielerischer plaudernd aber manchmal fast erschlagen von der Flut an Farbe und Form, Gedränge und Gewimmel, Geräuschen und der Flut an Sinneseindrücken. Man kann sich durch die Gänge schieben lassen von den Menschenmassen …. und jedes Jahr von Neuem holt es die Besucher ein – die enorme Vielfalt an dem Gebotenen haut sie einfach um. Die Messe – ein Muss für alle Kunstjunkies dieser Welt.

Eine Spinne für 22,5 Millionen Dollar

Die aus Zürich stammende Galerie Hauser & Wirth verkauft gleich zu Beginn eine Bronzespinne von Louise Bourgeois um 22,5 Millionen Dollar. Der Betrag, den das große, schwarze, achtbeinige Tier mit 2 Meter Durchmesser einbringt, mutet schon fast obszön an. Es wirkt als wäre der Wert des Geldes abgeschafft oder als ob manche von uns einfach soviel haben, dass sie nicht mehr wissen wohin damit. Es muss enorm viel freie Liquidität bestehen, zur Zeit, in dieser unseren Welt, zumindest bei manchen. Im Vergleich: Leonardo da Vincis Werk „Salvator Mundi“ wurde 2017 bei Christies um 450,3 Millionen Dollar versteigert, Willem de Kooning´s „Interchange“ wechselte 2015 um 300 Millionen Dollar den Besitzer und Paul Cézanne´s „The Card Players“ brachte stattliche 250 Millionen Dollar als George Embirico es an die Königsfamile von Katar verkaufte. Der Kunstmarkt an sich ist einer der am wenigsten regulierten Märkte überhaupt. Dies der Hauch eines Versuchs zur Erklärung wie solche Preise überhaupt zustande kommen können. Die Arbeit von Louise Bourgeois ist in jedem Fall phänomenal, ihr Werk epochal und man kann stundenlang vor ihr stehen, gebannt von dieser Skulptur, gefangen im Netz der Spinne sozusagen.

Aber auch die vielen anderen Galerien haben ein starkes Programm. Die renommierten Galerien Krinzinger aus Wien und Thaddaeus Ropac aus Salzburg zeigen beide exzellente Arbeiten. Die Pariser Galerie Perrotin sticht mit Genesis Belanger ins Auge. Miguel Abreu aus New York besticht mit Alex Carver Parcours Project. Die Schweizer Galeristin Eva Presenhuber in Booth P5 zeigt unter anderem eine wunderbare Arbeit des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone, die schon in einer Kapelle in Venedig in den Lüften schwang und starke „Schwarz-Weiss-Malerei“ des Wiener Künstlers Tobias Pils, nur um einige zu nennen.

Die wunderbare Arbeit des Künstlers Udo Rondinone

Der “Basel Social Club” zeigt heuer zum ersten Mal, in der ehemaligen Thomy Fabrik, auf eine sehr unprätentiöse und junge Art, wie Kunst, Musik und Kulinarik zum Lifestyle werden können. Der Austausch ist geglückt, hier findet „modern art fusion“ ohne Berührungsängste statt. Ein Mit- und Durcheinander im urban industrial flair das auch renommierte Künstler wie Pipilotti Rist und John Armleder zeigt sowie weitaus jüngere und unbekannte Künstler. Den Abend im Social Club ausklingen zu lassen rundet einen Tag in Basel perfekt ab.

Basel in der zweiten Woche im Juni ein Fixtermin: Hier kommen alle auf ihre Kosten!