Obwohl Russland und China zuletzt immer wieder ihre guten politischen und Wirtschaftsbeziehungen betont haben, herrscht laut Experten in der Region Zentralasien eine „stille Rivalität“ zwischen den zwei Großmächten. Beide Länder wollen vor allem ihren handelspolitischen Einfluss in Zentralasien erhöhen, wobei China zurzeit die besseren Karten zu haben scheint. Russland sei wegen des anhaltenden Kriegs gegen die Ukraine nicht nur abgelenkt, sondern auch geschwächt.

China will neue Handelsrouten Richtung Westen erschließen

Wie die Asienforscherin Niva Yau erklärt, verfolgt China das langfristige Ziel, seinen Handel vom See- auf den Landweg zu verlagern. In Richtung Westen komme Zentralasien dabei eine bedeutende Rolle zu, sagt sie. Für China würden auf dem Gipfel in Samarkand daher Handels- und Verkehrsabkommen sowie Investitionen auf der Agenda stehen. Das von Sanktionen arg gebeutelte Russland wiederum werde wohl um neue Abnehmer für sein Öl und Gas werben. Vor dem Gipfel wird zudem erwartet, dass China Russland im Krieg gegen die Ukraine weiterhin den Rücken stärken wird. Wie es vonseiten Russlands und Chinas hieß, ist das Treffen Putins und Xi Jinpings am Donnerstag jedenfalls „bis ins kleinste Detail“ durchgeplant.

Der Gipfel wird in der usbekischen Hauptstadt Samarkand stattfindenFoto: Usbekische Botschaft in China

China könnte auf eine Vormachtstellung in Asien drängen

Der Gipfel der 2001 gegründeten Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOC) ist ein jährliches Treffen eurasischer Staats- und Regierungschefs. Es werden dabei Themen wie Regionalpolitik, Wirtschaft, Handel, Sicherheit, Transport und Energie behandelt. Heute ist die SOC die größte Regionalorganisation der Welt. Sie umfasst die Hälfte der Weltbevölkerung. Nach Meinung von Experten könnte sich das russisch-chinesische Machtgleichgewicht in Zentralasien beim bevorstehenden Gipfel zugunsten Chinas verschieben.