Die Coronakrise trifft die Luftfahrtbranche enorm. Austrian Airlines (AUA) muss daher ihren ohnehin schon angekündigten Sparkurs weiter verschärfen und wird bis 2023 mehr als 650 Jobs abbauen, kündigte die Fluglinie am Donnerstag an. Bereits bis Ende Februar habe man etwa 650 Vollzeitstellen durch natürliche Fluktuation abgebaut, das werde diesmal nicht in allen Bereichen möglich sein, heißt es.

Reduktion des Personals wird geprüft

Das Unternehmen will den Angaben zufolge aber “möglichst wenige Kündigungen aussprechen” und gemeinsam mit den Betriebsräten temporäre Lösungen finden. Geprüft werden etwa auch Teilzeitmodelle zur vorübergehenden Reduktion der Personalkapazität.

Abgesehen von dem Stellenabbau wird auch die Flotte weiter verkleinert. Für zwei weitere Airbus-Flugzeuge werde Langzeit-Parking erforderlich sein, womit die aktuelle Gesamtflotte von rund 80 Flugzeugen – zumindest bis 2024/2025 – auf 58 statt der bisher geplanten 60 Flugzeuge schrumpfen wird.

Keine Auskunft über Vereinbarungen zwischen AUA und der Republik

Insgesamt 450 Millionen Euro an Staatshilfen wurde an die AUA im Juni des vergangenen Jahres gezahlt – es wurde die Rettung der AUA verkündet, gab es doch zusätzlich 300 Millionen Euro Garantien auf Bankkredite. Das Versprechen der AUA war, Wien als Headquarter zu halten, auf den Treibhausausgasausstoß zu achten und Inlandflüge zu reduzieren. Über einen möglichen Mitarbeiterabbau wurde offenbar nichts vereinbart.

Generell wurde der Vertrag zwischen der Bundesrepublik Österreich und der AUA nie öffentlich.Wer nachgefragt hat, wurde im Kreis geschickt. Eine AUA-Sprecherin meinte damals, man könne leider weder die Vertragsinhalte noch den genauen Wortlaut der Vereinbarungen teilen. Verkehrsministerin Gewessler winkte ebenfalls ab, es sei der Finanzminister zuständig. Blümels Kabinett wiederum erklärte, sein Ministerium sei nicht zuständig, die Vertragsparteien seien die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) und die COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG). ÖBAG iund COFAG gaben sich ebenfalls zugeknöpft.

Reaktion der Opposition

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer kritisierte: „In der letztlich beschlossenen Rettung wurden weder eine Standort-, noch eine Jobgarantie fixiert. Die alles andere als luftfahrtaffinen Verhandler der österreichische Regierung wurden damals von Lufthansa-Chef Carsten Spohr nach Strich und Faden über den Tisch gezogen – jetzt bekommen die Mitarbeiter die Rechnung dafür präsentiert. Für diesen Job-Abbau trägt alleine die österreichische Bundesregierung die Verantwortung. Ein weiterer Nackenschlag für den ohnehin schon stark gebeutelten Arbeitsmarkt in unserem Land.“

„Die schönen Versprechen der Bundesregierung lösen sich wieder mal in heißer Luft auf“, sagt NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn. „Bei der Rettung der AUA wurde im Vorjahr sehr viel Steuergeld in die Hand genommen – mit dem Argument, nur so könne der Standort gesichert und die Arbeitsplätze erhalten werden. Als wir auf die vertraglichen Mängel hingewiesen haben, wurden wir von der Bundesregierung kritisiert – jetzt zeigt sich, dass wir recht hatten und es der Bundesregierung wieder mal nur um die Selbstinszenierung ging. Für so Details wie vernünftige Wirtschaftspolitik oder Vertragsgestaltung haben Blümel und Kanzler Kurz da keine Zeit – die Folge ist, dass ihr als wasserdicht bezeichneter Vertrag mit der AUA jetzt in kürzester Zeit den Bach runtergeht und die Arbeitsplätze wegspült.“

SPÖ-Verkehrssprecher Alois Stöger:
“In Blümels AUA-Rettungspaket kommt der Schutz der ArbeitnehmerInnen nicht vor, dafür hat der Finanzminister dafür gesorgt, dass sich das Management großzügige Boni auszahlen kann. Die SPÖ hat ein gesetzliches Verbot von Bonuszahlungen gefordert, wir haben gefordert, dass die Republik für die AUA-Rettung eine Beteiligung an der AUA-Mutter Lufthansa bekommen muss und dass es eine Beschäftigungsgarantie geben muss”, erläutert Stöger.” (APA/red)