Es klingt banal. Eine junge Frau möchte am Donnerstag vor dem Lockdown noch einmal in Graz feiern gehen. Problem an der Sache: Sie ist weder gegen Covid geimpft noch genesen. Also entscheidet sich die Steirerin dazu, das Zertifikat ihrer Mutter zu fälschen. Es kam, wie es kommen musste – die Überprüfung am Eingang eines Lokals ergab Unstimmigkeiten hinsichtlich des Geburtsdatums. Sie wird nun bei der Bezirksverwaltungsbehörde wegen der Übertretung der Covid-19-Maßnahmen und der Staatsanwaltschaft Graz wegen Urkundenfälschung angezeigt.

Viele Fakes aus den Balkanländern

Weniger banal als das Verbrechen auf den ersten Blick klingen mag, sind die Strafen, die der jungen Frau jetzt drohen. Die Verwaltungsstrafe wird von der Bezirkshauptmannschaft festgesetzt und kann bis zu 500 Euro betragen. Schlimm genug. Schlimmer noch ist jene nach dem Strafgesetzbuch. Diese wird vom Gericht festgelegt und das kann bis zu einem Jahr Haft betragen.

“Wir drücken kein Auge zu!”, stellt der stellvertretende Direktor des Bundeskriminalamts, Manuel Scherscher klar. Er sagt Impfpass-Fälschern den Kampf an. Seit der Einführung der 3G-Regel haben die Fälscher Hochsaison. Genaue Zahlen zu den selbstgebastelten Ausweisen gibt es freilich noch nicht. Klar ist: „Es werden immer mehr, desto strenger die Regeln, desto interessanter wird es auch für Fälscher.“ Besonders oft hätten die Spezialisten heuer bereits Fakes, die aus Risikogebieten sowie den Balkanländern stammen, aus dem Verkehr gezogen, berichtet „Heute“.

Das Böse ist immer und überall

Leicht ist es für Ermittler wahrlich nicht. Manche der Fakes sehen täuschend echt aus. Es sind kleine Details. Dem geschulten Auge der Kriminalisten mögen sie auffallen. Der Kellnerin im Restaurant eher nicht. Sogar bei den Zertifikaten nicht, die besonders billig gemacht sind. “Billig” ist das Schlüsselwort. Für wenige Euros sind sie im Netz zu haben.

Die Impfpass-Szene ist vornehmlich in Messenger-Gruppen aktiv. Hauptsächlich auf Telegram. Doch die Behörden sind in ihrem Kampf gegen Fälscher nicht alleine. Immer mehr verlassen können sich Ermittler auf Denunzianten aus der Bevölkerung. „Es wird mittlerweile wahnsinnig viel vernadert“, erzählt Markus Angerer, Leiter der Abteilung für Geld- und Dokumentenfälschung. Der ungeimpfte Nachbar geht zum Friseur, die coronakritische Tante sitzt beim Wirten. Da greifen viele Österreicher zum Hörer und verständigen die Polizei. Den Durchblick dabei zu behalten ist schwierig. “Wir werden oft auch mit Müll an Infos zugeschüttet”, sagt Angerer.

Das Böse ist immer und überall. Impfpass-Fälscher finden sich unter Jugendlichen, Uniprofessoren, Mechanikern und Verkäuferinnen.

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