Die profil-Redakteure Robert Treichler und Gernot Bauer hätten es wissen müssen: “Wenn schon der Name oder die Altersangabe nicht stimmen, glaubt der Leser kein Wort mehr von deiner Geschichte.” Der Satz gehört zum kleinen Einmaleins angehender Journalisten und ermahnt zur Genauigkeit. Vor allem für Chronik-Reporter auf dem von Treichler und Bauer mutmaßlich wenig geschätzten Boulevard gilt er als ungeschriebenes Gesetz.

Jetzt zählt Treichler wohl zu recht zu den Außenpolitik-Koryphäen mit scharfem Blick über die Grenzen und hier vor allem in die USA. Seine Analysen werden geschätzt, sein Sachverstand ist unbestritten, seine Sprache erfrischend klar und verständlich.

Mit der Chronik hat er es allerdings nicht, wie eine ältere Titelgeschichte des profil aus seiner Feder belegte. Da verstieg er sich mit seiner Co-Autorin bei der Spurensuche im “Fall Bierwirt”. Die Geschichte einer verkrachten Wiener Existenz, die durch einen Streit mit der Politikerin Sigi Maurer (Grüne) überregional bekannt wurde und die als Mörder seiner Ex-Lebensgefährtin endete. Es wurde eine reine Täterberichterstattung mit einem zweifelhaften anonymen Zeugen und keinerlei neuen Informationen – und das nach angeblich monatelangen Recherchen.  Ein journalistisches Lehrstück dafür, wie man es nicht macht.

Kickl "Das ist nicht wahr, das stimmt doch nicht"

Treichler ist nun mit Bauer wieder vom profil-Thron in die Tiefen der Chronik herabgestiegen. Die beiden haben sich den FPÖ-Chef vorgenommen und für ihr Buch “Kickl und die Zerstörung Europas” versucht, auch den familiären Hintergrund des Politikers zu recherchieren. Offenbar mit mäßigem Erfolg, um es freundlich zu sagen. Herausgekommen sind “Fake News”, um es wie Herbert Kickl auszudrücken. Der zerlegt die beiden profil-Journalisten jetzt süffisant in einem sechs Minuten langen Video auf Youtube und FPÖ-TV. Mit Zugriffszahlen, von denen das profil nur träumen kann.

“Ich nehme also das Buch und da lese ich, mein Großvater mütterlicherseits hat Johann Lackner geheißen. Aha, denke ich mir. Das ist aber interessant. Johann. Ich kann mich nämlich noch sehr gut an meinen Großvater erinnern”, sagt Kickl im Video. Er wisse “ganz genau, dass er nicht Johann sondern Josef geheißen hat. Josef Lackner und nicht Johann Lackner”, stellt der FPÖ-Chef richtig. Und weiter: “Ich erfahre zu meinem großen Erstaunen, dass mein Großvater aus dem steirischen Bezirk Leibnitz stammt. Nein, dass ist nicht wahr. Das stimmt doch nicht. Das war ein Kärntner. Er ist auch kein Sohn eines Bauunternehmers, wie es da steht und er hat nie in seinem Leben bei einer Versicherung gearbeitet. Schon wieder falsch. Komplett falsch. Da lese ich, dass er im Krieg bei der Flak war und dann in britischer Gefangenschaft. Das ist ja auch komplett unrichtig – nichts davon stimmt. Er war bei den Panzern im Russland-Krieg”, so Kickl.

Name von Großmutter falsch , Omas Vita offenbar auch

Herbert Kickl, dessen Eltern nach seiner Darstellung beide berufstätig waren, wurde größtenteils von der Großmutter aufgezogen: “In der investigativen Biografie erfahre ich jetzt, sie hat Leopoldine Lackner geheißen. Ja das gibt’s doch nicht. Das ist ja auch komplett falsch, aber dafür investigativ”, merkt er spöttisch an. “Meine Oma hat doch Josefa geheißen und ihre Freunde haben sie oft Peperl genannt. Josef und Josefa: Das weiß doch bitte schön jeder von der älteren Generation in dem Ort wo ich herkomme.”

Die Oma ist bei Treichler und Bauer die Tochter eines Fleischermeisters: “Falsch. Schon wieder ganz falsch”, korrigiert Kickl. “Jaja, und dann braucht man sich dann auch nicht wundern, dass auch die Geschichte nicht stimmt, dass sich meine Oma und mein Opa scheiden haben lassen. Ganz im Gegenteil: Sie waren verheiratet und ein zufriedenes Paar, bis mein Opa leider viel zu früh verstorben ist.”

Und so weiter und so fort. Die beiden Journalisten haben inzwischen Fehler eingeräumt und Korrekturen für die Zweitauflage ihres Buches angekündigt. Während Herbert Kickl weiter die Erstausgabe auskosten darf.