Im Prozess um ein laut Anklage vom Vater vorsätzlich zu Tode geschütteltes Baby sind am Montagabend am Wiener Landesgericht kurz vor 20.00 Uhr die Urteile gefallen. Der 32 Jahre alte Vater wurde wegen Mordes an seiner elf Wochen alten Tochter zu 17 Jahren Haft verurteilt. Die um neun Jahre jüngere Mutter, der Mord durch Unterlassung vorgeworfen worden war, wurde von den Geschworenen einstimmig im Sinne der Anklage schuldig erkannt. Sie bekam 14 Jahre Haft.

Vater akzeptierte Urteil, Anwalt von Mutter erbat Bedenkzeit

Einem Sachverständigen zufolge weist der Vater eine “höhergradige geistig-seelische Abnormität” auf, er befindet sich seit rund 14 Jahren in psychiatrischer Behandlung – laut Gutachten ist der Mann aber zurechnungsfähig. Somit wurde der Vater zusätzlich in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Nach Rücksprache mit seiner Verteidigerin Christa Scheimpflug akzeptierte er das Urteil und suchte um Verbüßung seiner Strafe im Maßnahmenvollzug in der Justizanstalt Mittersteig an. Der Verteidiger der Mutter, Timo Gerersdorfer, ersuchte um Bedenkzeit. Die Staatsanwältin gab zu beiden Urteilen keine Erklärung ab. Sie sind daher nicht rechtskräftig.

Tragische Familiengeschichte

Am 4. Juni 2021, nachdem er seine kleine Tochter bereits mehrmals misshandelt hatte, schüttelte der Vater das Kind, das erst Ende März 2021 geboren worden war, schließlich zu Tode. Vor Gericht gab der Vater an, dass er seine Tochter geliebt habe und gestand, dass er sein Baby drei Mal fest geschüttelt habe, aber nicht mit Verletzungen oder gar dem Tod des Kindes gerechnet habe. Er habe sein Kind durch das Schütteln lediglich beruhigen wollen, so seine Aussage vor Gericht. Doch durch das Schütteln erlitt das keine 2,5 Monate alte Kind Brüche an beiden Oberschenkeln und so schwere Kopf- beziehungsweise Gehirnverletzungen, dass das Hirn des Säuglings nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden konnte.

Die 23 JAhre alte Mutter des Mädchens, eine Wienerin, soll bewusst weggeschaut haben. Nach dem ersten Mal, “wo ich es gemacht habe”, habe sie gelacht, so der 32-Jährige. Seine Tochter habe “danach nie aus der Nase geblutet oder aus den Ohren oder sich anders verhalten.” Das Baby wurde nach der letztmaligen Tat am 4. Juni noch mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen, erlag aber schließlich am 12. Juni den schweren Verletzungen. Die Ärzte schalteten die Polizei ein, die Eltern wurden festgenommen und saßen seitdem in U-Haft. Die Eltern waren zwar im Visier des Jugendamtes gewesen, die Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) habe im Vorfeld der Tat aber “keine akute Gefährdung” des Kindes feststellen können.