Sie werde besonders klimaschonend reisen, versprach Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne) bei ihrem Amtsantritt. Auf ihrem USA-Besuch hatte sie auf dieses Versprechen offenbar vergessen. Am sinnlosen Verbrauch von Kerosin übt nun auch die Opposition scharfe Kritik.

Baerbock bei einer Pressekonferenz in der Nähe des US-Kapitols in WashingtonAPA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

4,5 Tonnen Sprit für 45-minütigen Leerflug

In Deutschlands größtem und höchst komfortablem Regierungsflieger, dem Airbus A350, war Baerbock am Dienstag zunächst von Berlin nach Austin in Texas geflogen. Nicht zum ersten Mal. Für 87 ihrer 99 Auslandsreisen hatte sie eine Maschine der Regierungsflotte beordert. Der A350 kann mit besonders viel Luxus aufwarten, etwa mit einer VIP-Kabine samt Bett und Dusche.

Auf Instagram hielt Baerbock ihre Fans am Laufenden.abaerbock/Instagram

Nach einigen Terminen in Austin ging es weiter zum 238 Kilometer entfernten Houston. Es sollte die kürzeste Strecke von Baerbocks Reise werden, zu diesem Zweck setzte sich die deutsche Außenministerin samt Delegation in den Bus. Unterwegs machten sie noch Halt. Auf Instagram ließ sie ihre 575.000 Fans wissen: „Und wer das wirkliche Amerika kennenlernen und schmecken will, darf mit seinem Team zum Abendessen nicht einfach an einem echten texanischen BBQ Grill vorbeifahren.“

Dass ihr der Flieger extra hinterher flog, verschwieg die Außenministerin.abaerbock/Instagram

Was Baerbock dabei verschwieg: Am Mittwochmorgen flog ihr der Airbus A350 hinterher – allerdings völlig leer, ohne Passagiere. Die „Bild“ rechnet vor. „Der A350 verbraucht sechs Tonnen Kerosin pro Stunde. Für die Ultrakurzstrecke Austin-Houston war er 45 Minuten in der Luft. Macht 4,5 Tonnen Sprit für den Leerflug ohne Passagiere.“

„Grüne gängeln unter Vorwand des Klimaschutzes ein ganzes Land“

Die Opposition schäumt. CSU-Generalsekretär Martin Huber meinte zur „Bild“: „Während Annalena Baerbock für schöne Bilder im umweltfreundlichen Bus durch die USA fährt, muss der leere Regierungsflieger ihr hinterher düsen. Die Grünen gängeln unter dem Vorwand des Klimaschutzes ein ganzes Land, während die Außenministerin um die Welt jettet und sinnlos Kerosin verballert. Bei der grünen Politshow spielt Klimaschutz nur eine Nebenrolle.“

„Sinnlos Kerosin verballert“, kommentiert Martin Huber (CDU).APA/AFP/Christof STACHE

Vize-CDU-Generalsekretärin Christina Stumpp kommentierte: „Wie so oft trifft grüne Pseudomoral auf den Realitätscheck. Busfahrt fürs Foto, aber Leerflug zur Abholung.“

Besonders erbost ist Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes: „Hierzulande müssen und sollen sich Bürger und Betriebe aufgrund hoher Kosten und im Sinne des Klimaschutzes auf breiter Front in Verzicht üben. Da geht die Politik mit ihren Reisen nicht mit gutem Beispiel voran. Was bleibt, sind hohe Kosten und ein gigantischer CO2-Fußabdruck.“

Reiner Holznagel ist Präsident des Bundes der Steuerzahler in Deutschland. Der Bund präsentiert regelmäßig ein Schwarzbuch mit den größten Steuerbelastungen.APA/dpa-Zentralbild/Britta Pedersen

Airbus sorgt für 10.000 Dollar Zusatzkosten in Houston

A propos Steuerzahler: Die nächste Station von Baerbocks Trip sollte weitere Zusatzkosten verursachen. In Houston stieg Deutschlands Außenministerin nämlich neuerlich in den komfortablen Regierungsflieger, um in der 5,5 Autostunden entfernten Stadt Wichtita Falls deutsche Kampfjetpiloten auf der „Sheppard Air Force Base“ bei ihrer Ausbildung zu besuchen. Knapp zwei Stunden verweilte die Ministerin dort.

Da aber auf dem Militärflugplatz normalerweise keine großen Passagierflugzeuge landen, musste für den komfortablen A350 extra eine passende Ein- und Ausstiegstreppe vom Flughafen in Oklahoma angeschafft werden. Der „Bild“ zufolge kostete das 10.000 Dollar.

Immerhin: Letzte Station zur UN-Vollversammlung im Zug

Das Auswärtige Amt verwies gegenüber „Bild am Sonntag“ allgemein auf die „enge Taktung der Termine der Außenministerin und die vorgeschriebenen Ruhezeiten der Crews der Flugbereitschaft“. Das Ministerium habe „gründlichst verschiedene Transportmittel geprüft“.

Immerhin: Zuletzt fuhr Baerbock mit dem Zug von Washington nach New York zur UN-Vollversammlung. Zumindest diesen Abschnitt ihrer Reise absolvierte sie also klimaschonend.