Der Kuss von Luis Rubiales bei der Frauen-Weltmeisterschaft sorgt weiterhin für Aufsehen. Der spanische Fußball-Verbandspräsident herzte seine Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung und küsste sie daraufhin auf den Mund. Diese Aktion wirbelte vor allem in den sozialen Medien viel Staub aufgewirbelt. Hermoso meinte später: Hat mir nicht gefallen. Was hätte ich denn tun sollen?”

Auch Annalena Baerbock hat eine klare Meinung zu dieser Szene. Die deutsche Außenministerin zog dabei einen Vergleich zu Angela Merkel: “Man muss sich nur mal vorstellen, Angela Merkel hätte 2014 Philipp Lahm (damaliger DFB-Kapitän, Anmerkung) so geküsst,” sagte Baerbock am Rande des Frauen-Bundesligaspiels zwischen Turbine Potsdam und Carl Zeiss Jena. holte Deutschland 2014 in Brasilien den WM-Titel.

Die Grünen-Politikerin meinte daraufhin: “Da wäre die Hölle los gewesen beziehungsweise das ist einfach unvorstellbar und sagt damit alles. Auch über diejenigen, die das jetzt als irgendwie normal hinstellen wollen.“ Allerdings ist Rubiales nicht spanischer Ministerpräsident. Merkel war zum Zeitpunkt des WM-Titels hingegen Bundeskanzlerin. So gesehen ist das ein durchaus überraschender Vergleich.

Rubiales lehnte Rücktritt ab

Luis Rubiales räumte daraufhin zwar seinen Fehler ein, lehnte nach dem Vorfall einen Rücktritt im Rahmen einer Generalversammlung des spanischen Fußballverbandes jedoch ab. Spanische Medien schrieben zuletzt, er wolle heute zurücktreten – er tat es aber nicht. Doch der spanische Verbandspräsident wurde stattdessen vom Weltverband FIFA für 90 Tage suspendiert.

Rubiales sitzt seit 2019 als Vizepräsident im UEFA-Exekutivkomitee. Bisher hat sich kein ranghoher UEFA-Funktionär zu dem Skandal geäußert. Dem Vernehmen nach beruft sich die UEFA darauf, dass die WM eine FIFA-Veranstaltung und das Disziplinarverfahren ebenfalls beim Weltverband anhängig ist, auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin soll direkt am Austausch beteiligt sein.

Welle der Kritik an Rubiales

Indes reißt die Welle der Kritik an Rubiales nicht ab. “Ich bedauere zutiefst, dass der Sieg des spanischen Frauenfußballs durch das unangemessene Verhalten unseres bisherigen Präsidenten Luis Rubiales, das er selbst zugegeben hat, beschädigt wurde”, hieß es in einer Erklärung von Spaniens Frauen-Teamchef Jorge Vildas. “Das ist zweifellos inakzeptabel und entspricht in keiner Weise den Prinzipien und Werten, die ich in meinem Leben, im Sport im Allgemeinen und im Fußball im Besonderen vertrete.” Er verurteile “jede Macho-Haltung”, die nicht zu einer fortschrittlichen Gesellschaft gehöre.

Männer-Nationaltrainer Luis de la Fuente schrieb an die Nachrichtenagentur Europa Press: “Ich verurteile vorbehaltlos das falsche und unangebrachte Verhalten des Präsidenten des RFEF.” Der 62-Jährige war kritisiert worden, weil er auf einer außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes anlässlich der Affäre am Freitag Rubiales nach dessen Verteidigungsrede Beifall gespendet hatte.

Vor dem Spiel gegen UD Almería äußerten die Profis von Erstligist FC Cádiz ihre Solidarität mit Hermoso. Sie liefen mit einem Banner mit der Aufschrift “Wir sind alle Jenni” aufs Feld. Ähnliche Aktionen von Fans und Spielern gab es am Wochenende auch auf anderen Plätzen in Spanien.