Zunächst lief alles noch reibungslos: Der ICE startete mit leichter Verspätung in Hamburg und war pünktlich in Berlin-Spandau, Berlin-Hauptbahnhof und Berlin-Südkreuz. Von dort an sollte es ohne Zwischenhalt bis Nürnberg und weiter nach München gehen. Planmäßige Ankunftszeit: 20.02 Uhr.

Doch ab 17.45 Uhr ging dann nichts mehr. Der Zug kam kurz nach der Ausfahrt aus dem Finnetunnel zum Stillstand. Grund: ein technisches Problem, das die Verbindung zur Oberleitung kappte. Die Klimaanlage fiel aus, die Luft wurde im Zug schnell unerträglich stickig. Zudem brach auch die Stromversorgung für die Toilettenspülung aus. Der Zugführer bat die Fahrgäste, die Toiletten möglichst nicht mehr zu benutzen.

Schnell wurde klar, dass der Zug nicht weiterfahren kann. Alle Neustartversuche scheiterten. Die einzige Möglichkeit: Evakuierung! Rund 450 Fahrgäste mussten mit ihrem Gepäck in einen neuen Zug auf dem Parallelgleis umsteigen – ein logistischer Albtraum. Es dauerte Stunden, bis alle Fahrgäste sicher im neuen Zug waren.

Medizinische Notfälle und erneuter Stillstand

Doch damit waren die Probleme noch nicht vorbei: Wegen der langen Wartezeit und der Aufregung um die Evakuierung kam es bei einigen Fahrgästen zu Kreislaufproblemen. Sie mussten medizinisch versorgt werden.

Und auch der neue Zug konnte nicht sofort abfahren. Kurz hinter Erfurt kam es erneut zu einem technischen Problem. Der Zugführer meldete, dass keine Signale mehr von der Strecke empfangen werden könnten. Es dauerte weitere 30 Minuten, bis der Zug wieder abfahren konnte.

Mit 343 Minuten Verspätung erreichte der Zug schließlich um 1.45 Uhr in der Früh den Münchner Hauptbahnhof. Aus geplanten knapp sechs Stunden Fahrzeit wurden beinahe 12 Stunden.