
Bei Moskaus Atomwaffen sehen USA und Briten vorerst keine Änderungen
Am Sonntag hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, seither beobachten USA und Vereinigtes Königreich keine Veränderung. Durchaus besorgt zeigen sich aber Kenner des russischen Präsidenten.

Die USA und das Vereinigte Königreich sehen bisher keine wesentlichen Veränderungen bei russischen Atomwaffen, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin die Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt hat. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte am Montag im Radiosender LBC, die Atomwaffenpositionen seien überprüft worden, “es gibt keine signifikante Änderung”. Wallace warf Putin vor, er wolle “seine Muskeln spielen lassen”.
Wallace: Putin will von stockender Invasion ablenken
Grund dafür sei, dass seine Invasion in der Ukraine ins Stocken geraten sei. Der russische Staatschef handle im Moment aus einer Rhetorik der Ablenkung heraus. “Er will uns alle daran erinnern, dass er im Besitz atomarer Abschreckung ist”, meinte Wallace weiter. Großbritannien, Frankreich und die USA verfügten jedoch über ihre eigene atomare Abschreckung, “die uns jahrzehntelang Sicherheit gegeben hat”.
Auch die US-Regierung hat bisher nach eigenen Angaben keine konkreten Veränderungen bei den russischen Atomwaffen beobachtet. “Wir überwachen und beobachten das angesichts von Putins gestriger Ankündigung so gut wir können”, sagte ein US-Verteidigungsvertreter am Montag. “Ich glaube nicht, dass wir in Folge seiner Anordnung etwas Spezifisches gesehen haben.”
Ex-Botschaft McFaul: Putin-Kenner sind besorgt
Putin hatte am Sonntag angeordnet, “die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen”.
Der ehemalige US-Botschafter in Russland Michael McFaul, der heute Politikwissenschaft an der Stanford University lehrt, nimmt solche Wortmeldungen aus dem Mund des russischen Präsidenten durchaus ernst: “Die Menschen, die Putin am besten kennen – Menschen, die ich in Russland kenne – sind besorgt über seine jüngste Erklärung zum Thema Atomwaffen”, erklärte er kürzlich auf Twitter. “Die Leute, die ihn am wenigsten kennen, sagen, es sei nur Gerede.”
The people who know Putin the best -- people I know in Russia -- are worried about his recent nuclear statement. The people who know him the least are saying it's cheap talk.
— Michael McFaul (@McFaul) February 27, 2022
Kommentare
Das Problem besteht offenbar darin, dass – wenn Putin sich verkalkuliert hat und sich den Einmarsch in die Ukraine leichter vorgestellt hat – nun in die (eigene) Enge getrieben fühlt und mit Nuklearwaffen droht. Dieser Fakt hat bei der EU, NATO und USA Bestand und daher laufen diese wiederum Gefahr, Putin nicht ernst zu nehmen. Der immense Stolz, der Narzissmus, das Machtgehabe von Putin löst keine klaren Vorgangsweisen aus. D.h. wir alle sollten hoffen, dass er nachts einigermaßen gut schläft. Denn ist er übel gelaunt, drückt er auf den roten Knopf. Egal, ob mit oder ohne Begründung. Ich würde mich von der derzeitigen Lage nicht täuschen lassen. Putin ist und bleibt – gerade jetzt in seiner dezimierten Lage – gefährlich. Man kann das so betrachten, dass ein Mensch, der nichts mehr zu verlieren hat, zu allem bereit ist.
Diesmal hat sich Onkel Wladimir verkalkuliert – dieser Krieg wird ihn auf Sicht ruinieren, so oder so.
Atomwaffen sind schon die Ultima Ratio – bereits jetzt damit um die Ecke zu kommen ist ein Zeichen der Verzweiflung
Eine einzige reicht.
Ich rede nicht von den kleinen Hiroshimabomberln.